Das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie hat nach einem Bericht von Spiegel Online eine experimentelle Studie veröffentlicht, die Einblick gibt in moralische Dimensionen, durch die Menschen sich von Menschenaffen unterscheiden.
Sie setzten Schimpansen und Bonobos einer Situation aus, in der jeweils der eine Affe durch einen Trick dem anderen einen Teil zweier an sich gerecht verteilter Futterrationen stibitzen konnte. Das solchermaßen bestohlene Tier musste aber den Verzehr freigeben, um seine eigene (jetzt kleinere) Portion zu bekommen und dem Dieb den Zugang zu dessen Futter (plus Diebesgut) zu ermöglichen.
Die Affen gaben jeweils bereitwillig das Futter frei, es schien sie nicht zu kümmern, dass sie damit quasi zustimmten, bestohlen worden zu sein.
Bei einer ähnlichen Versuchanordnung mit Menschen zeigte sich, dass die Bestohlenen keineswegs immer bereit waren, beiden Versuchspersonen den Weg frei zu machen. Oft verzichteten sie lieber auf die eigene Ration, als sich und dem anderen (der sie beklaut hatte) den Zugang zu beiden Portionen zu erlauben.
Die Autoren der Studie schließen daraus, dass der Gerechtigkeitssinn bei Schimpansen und Bonobos nicht existiert und somit dem Menschen vorbehalten ist.
Der evolutionäre Vorteil besteht wohl darin, stabilere und auf gegenseitige Rücksichtnahme zumindest (mit)begründete Gruppen schaffen zu können. Dass auch in diesen die menschlichen „Alphatiere“ Vorteile genießen, ändert nichts an der prinzipiellen Bedeutung gerechtigkeitsbasierter menschlicher Gemeinschaften.
Peter Teuschel
Hier noch die links zu den Originalarbeiten:
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