Situation für akut psychisch Erkrankte wieder verbessert!

 

Einige Monate lang war die Situation für Patienten im psychiatrischen Krankenhaus wie auch für ihre Ärzte mehr als übel. Eine Behandlung im akuten Krankheitsfall war gesetzlich untersagt worden in Fällen, in denen der Patient eine gesetzliche Betreuung hatte und die Behandlung verweigerte.

Leider stehen akut psychotische Patienten oft so sehr unter dem Einfluss ihres Wahns oder ihrer Halluzinationen, dass sie die Notwendigkeit einer Behandlung krankheitsbedingt nicht erkennen können.

Die vom BGH im Juni 2012 beschlossene Regelung schuf nicht nur ein rechtliches Vakuum, sondern führte dazu, dass Patienten im akuten Krankheitsstadium, die sich nicht behandeln lassen wollten, wieder aus der Klinik entlassen wurden. War eine Entlassung nicht möglich, weil akute Selbst- oder Fremdgefährdung vorlag, kamen die Ärzte in die schreckliche Lage, einen Patienten durch z.B. Fixierung am Suizid hindern zu müssen, ihn aber nicht behandeln zu dürfen!

Diese perverse Situation wird jetzt beendet durch einen Gesetzesentwurf, der am Mittwoch beschlossen wurde. Danach können Patienten, die krankheitsbedingt einwilligungsunfähig sind, auch gegen ihren Willen behandelt werden. Diese Maßnahme muss richterlich genehmigt werden. In Notfällen kann diese Genehmigung bis zu 14 Tage nach Behandlungsbeginn nachgeholt werden.

Psychisch Kranke, vorwiegend Patienten mit akuten Psychosen, werden von dieser Regelung profitieren, da ab dem Inkrafttreten des Gesetzes wieder eine rasche Behandlung möglich ist und unnötiges Leid vermieden werden kann.

Von den Grünen wurde das „Eiltempo“ kritisiert, mit dem das Gesetz auf den Weg gebracht wurde. In Wirklichkeit heißt es aber „höchste Eisenbahn“. Wer hier zögerlich ist, tut dies auf dem Rücken schwer psychisch Kranker.

Peter Teuschel

2 Responses
  1. Recht & Gerechtigkeit….
    Was für eine furchtbare Situation für den Betroffenen… aber auch für die Ärzte/-innen, die helfen wollen, aber gesetzlich nicht „durften“.
    Abgesehen von der Thematik bewundere ich alle Psychiatrieerfahrenen, die bei akuten Phasen so schlimme Situationen und Ängste für sich soo real erleben… und es überstehen, und in ihrer „klaren“ Welt danach das alles sortieren (müssen). Dazu gehört viel Kraft und Mut.
    Eva

    • Das sehe ich genau so. Zur Bewältigung dieser Erlebnisse ist ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis eine große Hilfe.
      Meine persönliche Erfahrung aus Kliniktagen: bei geschätzten 98% der Patienten hat eine Zwangsbehandlung im psychotischen Ausnahmezustand diesem Verhältnis nicht geschadet – Voraussetzung ist ein jederzeit fairer Umgang miteinander.

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