Rezension: „Leise Stimmen“ von Alexandra Zäuner

Alexandra Zäuner ist mir seit vielen Jahren als Psychotherapeutin und Coach bekannt. Wir haben viele gemeinsame Patienten, die sie psychotherapeutisch und ich psychiatrisch begleitet. Ihr Buch „Leise Stimmen“ wollte ich schon lange einmal rezensieren.
Aber dann kommt halt immer etwas dazwischen: Pandemie, Krieg, Urlaube, Krankheit. So viele Einflüsse von außen, die einen immer wieder ablenken und vom eigenen Vorhaben abbringen.

Und passenderweise setzen die „Leisen Stimmen“ genau hier an.

„Wie Sie auf sich selbst hören und in Ihrem Leben zufriedener werden können.“ So lautet der Untertitel des Buches und damit gibt Alexandra Zäuner schon einmal die Richtung vor: Weniger Ablenkung durch Äußeres (und manchmal Unwichtigeres) und Hinwendung zum Eigenen als Weg zu größerer Lebenszufriedenheit.

Unzufriedenheit ist in meinen Augen ein großes Thema, mit dem ich täglich konfrontiert bin. Erstaunlicherweise höre ich von meinen Patienten selten den Satz „Ich bin unzufrieden“. Das mag daran liegen, dass in unserer Gesellschaft diesem Satz immer auch etwas Undankbares anhaftet. „Was hast du denn, dir fehlt es doch an nichts“ bringt die Unzufriedene oder den Unzufriedenen in Rechtfertigungszwang.

Das Verbot, unzufrieden zu sein ist eine der großen Zwangsjacken unserer Zeit und unserer saturierten Gesellschaft.
In der vertrauten Atmosphäre eines therapeutischen Settings sieht es dann ganz anders aus. Da ist dann schnell zu spüren, dass Geld, Job, Beziehung, Familie eben nicht automatisch Garanten für Zufriedenheit sind.

Aus dieser Quelle, den vielen Stunden im Gespräch mit Patienten und Klientinnen, speist sich das kluge Buch von Alexandra Zäuner.
Aufgebaut ist es durchgehend als Workbook. Die Leserin ist aufgefordert, sehr viel selbst zu Papier zu bringen, um sich selbst, die Menschen im eigenen Umfeld, persönliche Stressfaktoren und -reaktionen und nicht zuletzt die eigenen Werte besser kennenzulernen.

Wer jetzt meint, das alles schon gut einschätzen zu können, wird überrascht sein, auf welch vielfältige Weise die Autorin das Nachdenken über den individuellen Sinn des eigenen Lebens bahnt.

Das Buch ist insgesamt sehr intensiv. Wer gerne psychologische Literatur liest, bei der man auf jeder zweiten Seite nickt und dem Autor Recht gibt, das Buch dann weglegt und schnell vergessen hat, wird von den „Leisen Stimmen“ nicht bedient. Hier wartet Arbeit auf den Leser, genauso wie sie in einer Psychotherapie geleistet werden muss.

Insofern ist dieses Buch tatsächlich weniger psychologische denn psychotherapeutische Literatur.

Und Alexandra Zäuner fordert hier durchaus tätige Mitarbeit. Dabei stößt man auf erfrischend ehrliche Fragen. „Mit welchen Personen möchte ich weniger Zeit verbringen“ hat mir zum Beispiel gut gefallen, weil dieses Thema auch in meinen Gesprächen in der Praxis sehr oft auftaucht.
Oder plötzlich ist man aufgefordert, einen Brief an die Mutter und einen Brief an den Vater zu schreiben (die dann natürlich nicht abgeschickt werden und deshalb auch Sinn ergeben, wenn die Eltern nicht mehr leben). Besonders wichtig dabei ist der Hinweis, diese Übung nur durchzuführen, wenn es nicht zu belastend ist. Oder sich beim eigenen Therapeuten dafür Unterstützung zu holen.
Gerade der letzte Punkt zeigt, dass dieses Buch auch hervorragend als begleitendes Workbook bei laufender Psychotherapie geeignet ist.

An den Teil der „Selbsterforschung“ schließen sich mehrere Kapitel an, in denen die Autorin ganz konkrete Anregungen zur Verbesserung wichtiger Lebensbereiche macht – angefangen beim richtigen Umgang mit dem Schlaf bis hin zu eigenen Werten und der Entwicklung individueller Ziele und Lebensweisen.

Mit „Leise Stimmen“ ist Alexandra Zäuner ein sehr professionelles, lebensnahes und positives Buch gelungen, das ich jedem, der zu mehr Zufriedenheit gelangen will (und bereit ist, dafür auch etwas zu tun), nur empfehlen kann.
Erschienen ist das Buch bei „books on demand“.

Peter Teuschel

2 Responses
  1. Ja wenn man in sich geht und auf sein Inneres hört dann sind oft die Leisen
    Stimmen die einem einen Rat geben,wie man sich am Besten verhält und
    wie man in die Zukunft schaut,auf das was einen durchgeführt hat durch
    Schlimmes und tiefe Täler.

    • ja wenn man in sich geht und auf seine innere Stimme hört,
      dann gibt es einen Orientierung,wie man sich verhalten soll
      was einem hilft und was nicht.

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