In den nächsten Wochen werden einige privat versicherte Patienten in ihren Rechnungen einen eigenartigen Posten ausmachen:
GOÄ 245 Quengelverband
Auch meine Patienten sind prinzipiell in Gefahr, einen Quengelverband abgerechnet zu bekommen – aber nur, wenn ich nicht aufpasse!
Aber was ist eigentlich ein Quengelverband?
Nun, nichts im eigentlichen Sinne Psychiatrisches. Auch wenn man das vielleicht denken könnte.
Tatsächlich hat dieser Verband nichts mit Quengeln zu tun. Zumindest nicht mit dem, was die meisten von uns damit assoziieren.
Zum medizinischen Quengeln verweise ich der Einfachheit halber auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Quengeln
Nun ist aber noch nicht geklärt, warum viele Patienten diesen Verband auf ihrer Rechnung finden werden.
In Zeiten von Corona wird bei privat Versicherten eine Ziffer abgerechnet, die die erhöhten Hygienemaßnahmen im Falle eines persönlichen Arzt-Patienten-Kontaktes berücksichtigt, also die Desinfektion von Händen und Flächen, die Maskenpflicht, das Sorgen für den Mindestabstand in der Praxis (Wartezimmer!), die Organisation eines möglichst kontaktlosen Ablaufs des Arztbesuches einschließlich der Telefon- und Videokontakte.
Dafür hat die Bundesärztekammer jetzt eine so genannte „Analogziffer“ zur Abrechnung empfohlen: Die Gebührenordnungsziffer 245, bisher einzig und allein dem Quengelverband vorbehalten. Wenn ich also die erhöhten Hygienemaßnahmen abrechnen will und dafür die Ziffer 245 einsetze, erscheint der ominöse Verband in der Abrechnung. Das muss ich dann händisch in „Hygienemaßnahmen“ ändern. Oder ich vergesse es (bad idea!) und der Patient findet auf seiner Rechnung dann statt der Hygiene eben den Quengelverband vor.
Ich frage mich jetzt natürlich, was Hausärzte machen, die einen Quengelverband unter erhöhten Hygienemaßnahmen abrechnen müssen. Das ist dann wirklich Quengeln für Fortgeschrittene.
Peter Teuschel
Bild © Peter Teuschel
Im Ernst jetzt. Ich gehe nie wieder zum Arzt und die Versicherungskarte sperre ich in einen Hochsicherheitsressor ein.
Da wäre noch das Bankkonto für imaginäre Arztbesuche, unbedingt ab sofort mit Geheimzahl.
Gehts noch? Statt endlich gleiche und gerechte Beiträge für alle (und zwar wirklich alle), Geld abzocken wo´s geht. Besser wäre noch: Kohle komplett raus aus der Gesundheit!
Meide das Gesundheitssystem, betreten aus Sicherheitsgründen verboten!
Wieder was gelernt! Medizinisches Quengeln kannte ich noch nicht. Produziert jedenfalls lustige Assotiationen. Die Bundesärztekammer hätte ja auch weniger spartanisch sein können, und eine neue Gebührenordnungsziffer für temporäre Maßnahmen einrichten können. Bei den Hausärzten wird Hygienemaßnahme dann warscheinlich immer extra noch zugeschrieben. Noch mehr Arbeit für Arzt und Arzthelferinnen?
Nein! Das heißt ja wirklich so! ^^
… Die Bezeichnung finde ich super. Quengelverband schlägt selbst juristische Wortkreationen wie Verböserung, Schranken-Schranken, Kompetenz-Kompetenz, fruchtloser Fristablauf, verrückte Grenzzeichen (§ 919 BGB) … .
Ich gehöre zu den Patientinnen, die sich über den „Quengelverband“, der gleich zweimal in der Rechnung auftauchte, gewundert haben. Da sie meinem Empfinden nach sowieso schon recht üppig ausgefallen ist, ich mir nicht erklären konnte, welche zwei Verbände mir angelegt und nicht von mir bemerkt worden waren, habe ich gegoogelt.
Zuerst landete ich bei Wikipedia, was mir nicht weiterhalf, da ich mit Sicherheit keinen Gipsverband hatte.
Beim weiteren Googeln kam ich auf Ihren Blog, der mich vollständig aufklärte und insofern erleichterte, dass ich feststellen konnte, ich litte nicht an Wahrnehmungsstörungen.
Herzlichen Dank!
Gerne doch!
Herzliches Dankeschön für die ebenso unterhaltsame wie informative Aufklärung auch von einem weiteren über der Rechnung rätselnden Pseudo-„Gequengelten“…!
Schon kurios (und nicht allzu geschickt…), dass die Ärtzekammer in „verschwörerischen“ Zeiten wie diesen ausgerechnet Coronaschutzmaßnahmen und Quengeln in eine Ziffer zusammenpackt 😉
Seit 1.1.2022 gilt übrigens nicht mehr die GOÄ 245 (Quengelverband) als Analogziffer für die erhöhten Hygienemaßnahmen, sondern die 383 („Kutane Testung“). So bleiben wir alle flexibel …