Ich sehe ja ein, dass man gerade in dieser Zeit Geschäfte machen will und muss und deshalb nehme ich es auch niemandem übel, wenn er ungefragt Werbemails in die Praxis schickt. Etwas kecker dagegen ist es in diesen Zeiten des Kontaktverbotes, wenn man, wie vor ein paar Tagen geschehen, gleich einen Terminvorschlag „für ein kurzes Kennenlernen“ mitmailt.
Es gibt in so einem Fall ja zwei Möglichkeiten. Die erste, empfehlenswerte, ist das Ignorieren. Die Anfrage läuft nach ein, zwei Erinnerungsmails ins Leere und man kann sich in dieser Zeit sinnvollen Dingen widmen.
Die andere Methode sollte man nur anwenden, wenn man zum Bummeln aufgelegt ist. Nicht draußen, das ist ja verboten, aber doch virtuell. Man schlendert so dahin und verweilt bei unangeforderten Werbemails, so wie man neben Blumen und Kräutern eben auch Unkräuter am Wegesrand wahrnimmt.
In dieser Laune war ich und und habe dann nach Prüfung des Angebotes zurückgemailt (die Anrede lasse ich aus Datenschutzgründen mal weg):
Die angebotene Dienstleistung brauchen wir einfach nicht.
Innerlich ausgeglichen wanderte ich weiter. Virtuell meine ich.
Aber ich hatte nicht mit der nun folgenden Nachfrage gerechnet, einer Perle des Nachhakens sozusagen:
Ja, da kommt man doch ins Grübeln. An was genau bin ich nicht interessiert? Und bedeutet „kein Bedarf“ auch „kein Interesse“? Ein Füllhorn an existentiellen und philosophischen Fragestellungen wurde da über mir ausgeleert.
Erfüllt von diesen Anregungen werde ich jetzt in mich gehen und mich diesen Fragen stellen. In stiller Abgeschiedenheit, im privaten Shutdown sozusagen.
Ich fürchte nur, dass mir dabei keine Zeit bleiben wird, diese neue Email-Freundschaft zu vertiefen.
Peter Teuschel
Bild „Disco“ © Peter Teuschel
So, wie Sie es geschrieben haben, ists zum schmunzeln. Ich würde mich allerdings schon ärgern, wenn ich höflich sage: nein Danke, und das erst recht als halber Fuß in der Tür ausgelegt wird. So ungefähr, wenn man erst Kontakt zum potentiellen Kunden aufbaut, kann man ihn vielleicht mit Geschick doch rumkriegen. Ist zwar nicht dasselbe, erinnert mich aber auch an aggressive Anmachen von Männern, die, wenn man höflich ablehnt, das Nein als Aufforderung zum Weiterbaggern und als Ja auslegen. Das ist dann irgendwie unangenehm. Ganz üble Werbetricks, und einem bleibt ja nur Ignoranz, um nicht weiter belästigt zu werden.
Da haben Sie absolut Recht! In diesem Fall fand ich es allerdings so schräg, dass es schon fast wieder kreativ war.
Lieber Herr Dr. Teuschel, Ich für meine Person lösche ALLES, was an Anfragen oder Vorschlägen von Unbekannt kommt.
Richtig sauer werde ich, wenn ich von Leuten angeschrieben werde, die meine komplette Adresse und e-mail haben, die ich nirgends veröffentlich habe. Dennoch werde ich angeschrieben wie von vor ein paar Monaten von Senta Berger u. Katja Riemann, die mich baten, eine Patenschaft zu übernehmen. Als erstes habe ich mich bei den Damen gemeldet und habe gefragt, woher sie meine Adresse hätten. Ich machte sie darauf aufmerksam, daß sie vom Gesetzgeber dazu verpflichtet sind. Es hat sich herausgestellt, daß sie selbige „eingekauft“ haben. Ich habe mich umgehend aus dem betreffenden Register löschen lassen.
Im Herbst habe ich eine Petition zum Artenschutz unterschrieben. Tatsächlich habe ich jetzt vor ein paar Tagen von einer anderen Adresse eine Aufforderung bekommen, deren Petition (ganz anderer Art) zu schreiben. Wiederum ließ ich mich von deren Liste streichen, da ich meine Anschrift nicht vorher mitgeteilt habe. Für mich geht das alles ein bißchen zu weit. Ich entscheide für mich, wem ich meine Adresse mitteile, und wo ich unterschreibe.
Es gibt dazu noch genügend Telefonanrufe z.B. mit der Bitte bei einer Umfrage mitzumachen. Auch diese Anrufer, denen ich unsere Telefonnummer nicht gegeben habe, sind so schnell aus der Leitung wie sie drin waren.
Für Sie noch Schöne Ostern! Justina