Ehrlich gesagt hätte ich gedacht, dass ich schon etwas abgehärtet wäre. Dass mein Kopfschütteln nicht mehr gar so heftig ausfallen würde. Dass es mir weniger grausen würde.
Aber dem ist nicht so.
Ich kann es immer noch nicht glauben, wenn mir jemand von meinen Patienten erzählt, er werde jetzt sein Leben ändern, weil er einem „Heiler“ begegnet sei. Und auf meine hochgezogenen Augenbrauen beteuert, dass dieser Mensch tatsächlich eine „Heiler-Ausbildung“ gemacht habe.
Wohlgemerkt, ich spreche nicht von Menschen, die an einer Psychose leiden und im Rahmen dieser Erkrankung einen Wahn entwickeln. Oder von Menschen, deren intellektuelle Fähigkeiten nicht ausreichen, um einzuschätzen, was man glauben kann und was nicht.
Nein, die Patientinnen und Patienten, an die ich denke, sind differenzierte, intelligente und lebenserfahrene Menschen.
Der letzte Mann, der mir mit einem veritablen Alu-Hut (ein mit Alufolie ausgekleidetes Käppi) gegenüber saß, war promovierter Naturwissenschaftler.
Oder der Patient, der mir am Ende eines längeren Gesprächs über anspruchsvolle Themen des Lebens noch zuraunte, dass er sich jetzt sicher sei, dass Bill Gates demnächst wegen Massenmordes angeklagt werde, habe dieser doch zugegeben, die Corona-Impfstoffe manipuliert und um todbringende Bestandteile bereichert zu haben.
Ich spreche also von Menschen, die auf baren Umsinn hereinfallen, obwohl sie es aufgrund ihrer Stellung im Leben besser wissen müssten. Die sich kruden Verschwörungsideen hingeben, die fast schon ihre eigene Karikatur sind. Die sich einem aufgeklärten und wissenschaftszugewandten Standpunkt verweigern, um – ja, warum eigentlich?
Was bekommt man als vernunftbegabter Mensch, wenn man glaubt, Zugang zu Geheimwissen zu haben und damit informierter zu sein als all die Schlafschafe, die einfach nichts checken?
Natürlich ist darüber schon genug geschrieben und gesprochen worden.
Ein Aspekt, der mir aber in letzter Zeit aufgefallen ist, betrifft die soziale Situation vieler dieser Frauen und Männer. Sie leben in irgendeiner Weise isoliert. Keiner der Menschen, bei denen ich in letzter Zeit dieses eigenartige und befremdliche Phänomen der Realitätsabkehr festgestellt habe, hat eine Partnerin oder einen Partner. Wenn soziale Kontakte bestehen, sind sie spärlich. Der Freundeskreis ist klein, wenn er überhaupt existiert. Die „Informationen“, die diese Menschen auf die falsche Fährte locken, stammen entweder aus dem Internet oder von neuen Bekanntschaften.
Ich denke, dass diese soziale Isolierung einen wesentlichen Anteil am Zustandekommen des Abdriftens ins Wunderland des baren Unsinns hat. Dass also neben dem Gefühl, „dazugehören“ zu wollen und der narzisstischen Erhöhung, über „Geheimwissen“ zu verfügen, auch das Zurückgeworfensein auf sich selbst ein Risikofaktor ist.
(Um es gleich vorwegzunehmen: Andersrum wird kein Schuh draus. Wer alleine lebt, sei es freiwillig oder aus anderen Gründen, steht natürlich nicht schon allein deshalb im Verdacht, wunderlich zu werden. Um auf die Umlaufbahn des Planeten Nonsens zu gelangen, reicht es nicht, alleine für die Miete zuständig zu sein. Und natürlich schützt auch eine Beziehung nicht vor dem Auswandern nach Absurdistan.)
Die sozial Isolierten, an die ich denke, sind unzufrieden bis verbittert. Das ist meist die emotionale Basis für die Hinwendung zu „alternativem Wissen“. Eine andere Basis scheint mir oft ein Überdruss an Faktischem zu sein. Eine Langeweile, die dadurch entsteht, dass wir so viel wissen und uns so viel erklären können. Ein Mangel an Geheimnisvollem in der Welt. Also letztlich ein Defizit an Spiritualität. In einer Zeit, in der die bei uns vorherrschende christliche Religion zunehmend an Einfluss verliert, sucht sich das Bedürfnis nach Mystik andere Inhalte. Und seien sie auch noch so unsinnig.
(Ich hoffe, es stört sich niemand daran, dass ich hier Begriffe wie Spiritualität, Religion und Mystik zusammen in einen gemeinsamen Absatz sperre. Man könnte über diese Begriffe gut und gerne ein paar Bücher schreiben und hat das ja auch schon getan. Ich habe sie hier verwendet, um dem Bedürfnis nach ebenso Geheimnisvollem wie Bedeutsamem Ausdruck zu verleihen.)
Bleibt noch die Frage, ob die Menschen, die ich hier skizziere, alleine sind, weil sie zu wunderlichen Denkinhalten neigen oder ob das Alleinsein der Nährboden für Verschwörungsideologien ist. Salomonisch wäre es an dieser Stelle wohl zu schreiben, dass beides sein kann. Allerdings kenne ich einige Beispiele, bei denen die Hinwendung zu dubiosen Denkinhalten erst begann, nachdem die oder der Betreffende vom Partner verlassen wurde oder diesen verlassen hat. Existieren dann noch genügend gute soziale Kontakte, passiert nichts. Aber wenn der Partner oder die Partnerin der einzig bedeutsame Kontakt im Leben war, besteht nach meiner Erfahrung die Gefahr, dass die frei gewordene Rolle im Leben dieses Menschen von einem Verführer besetzt wird, der aus den Schatten der neuen Einsamkeit auftaucht und dem oder der auf sich selbst Zurückgeworfenen allerlei interessante und befriedigende Inhalte verspricht, nur einen Mausklick auf Youtube entfernt …
Ist jemand erst einmal auf diesem Gleis, gibt es oft keine Weichen mehr, die man als Außenstehender stellen könnte. Die Befriedigung durch Zugehörigkeit zum Kreis der „Erleuchteten“, durch Ausgeklinktsein aus der Realität und durch das Ankommen in gedanklichen Parallelwelten ist so umfassend, dass sie wie eine Droge wirkt und ihr abhängig gewordenes Opfer von Errungenschaften unserer Wissenschaft und Zivilisation ausschließt.
Natürlich wäre es jetzt spannend zu erfahren, was einen denn schützt vor dieser Entwicklung, wie man seine Ohren verschließt vor den mephistophelischen Einflüsterungen und Heilsversprechen. Aber wie immer ist die Frage, warum etwas nicht passiert, eine ebenso interessante wie schwer zu beantwortende.
Peter Teuschel
Deckt sich leider nicht ganz mit meinen Erfahrungen. Es gibt auch Aluhutträger in Partnerschaften. Die „Folie à deux“ ist ja auch ein altbekanntes Phänomen.
Hallo. Erstmal Danke für diesen spannenden Beitrag, für den ich mir extra von meinem Nachbarn auf dem Campingplatz eine Lesebrille ausgeliehen habe.
Also erstmal finde ich dass genau diese drei Begriffe “Spiritualität, Religion und Mystik” unbedingt in einen gemeinsamen Absatz gehören und dass der normale Mensch im Umgang mit eben diesen Dingen von niemandem geschult wird. Schade. Leider gibt es keine “Zen-Schule” für Kinder und auch keine, die zB Kindern die Hermetischen Gesetze des Hermes Toth erklärt etc pp … Aber die Frage ist doch, die sich angesichts der dunklen Verführungskraft der Verschwörungstheoretiker ergibt…
Hat der Mensch denn wirklich den inneren Wunsch, darüber etwas zu erfahren tief in sich? Ist er vllt sogar natürlich wie Essen, Trinken?
Sollte man es deswegen auch lehren, damit der Umgang damit frühzeitig gelernt wird? Und eben die “Sache Spiritualität” nicht zweckentfremdet wird für Machtmissbrauch an labilen Menschen ?
Ja. Sollte man. In Indien fließt es zB mit ins Leben auch von Kindern ein. Und Gradmesser ist bei aller Spiritualität immer die Liebe und Ehrfurcht zu Gott. Nicht (allein) zur Religion, nicht (allein)zum Ritual, sondern zum stillen Gebet. Kann der Mensch beten, kann er es fühlen (lernen).
Und diese Menschen entwickeln ein frühes friedliches Gefühl dass Gott nichts anderes “fordert” als das eigene Licht leuchten zu lassen (neben Seinem) und gleichzeitig im Anderen zu bewundern. (Ernesto Cardenal “Erfreue dich an aller Schönheit..” –
Er gibt keine Ratschläge zum Alu-Hüte basteln.
Das könnte der Mensch dann alles selber fühlen. Von Anfang an.
Aber gut, es ist was es ist auf diesem Planeten. Und alle sind irgendwie auf dem Weg. Doch, doch… kein Zweifel. –
Irrungen und Wirrungen – gehören nur bei denen dazu, die – sorry ich wiederhole mich – keinen Schneid haben, vollkommen unspektakulär … wie die Oma früher knieend am Bett zu beten. Sie wussten alle, warum sie es taten die Alten. Sie lebten mit dem Gefühl des Eingebettetseins in den heiligen Geist. Es funktionierte einfach. (Aber erzähl das mal den Leuten heute…)
Sehr geehrter Herr Dr. Teuschel, vielen Dank für die Zusendung Ihres Beitrages. Erst vor wenigen Tagen habe ich wieder in Ihrem Buch „Das Schwarze Schaf“ gelesen. Ich empfehle es auch öfters weiter. Ich bin eine sehr spirituelle Frau und in den 90er und 00er Jahren esoterisch unterwegs gewesen. Ich war auf der Suche. Ich habe allerdings erst seit 20217/18 voll und ganz begriffen, dass ich zwei sehr narzisstische Eltern hatte und insgesamt aus einer narzisstische-toxisch-dysfunktionalen Sippe stamme. Erst als ich 2017 im Internet auf den Begriff „Narzissmus“ stieß, konnte ich beginnen, mich aus den Verstrickungen mit sehr vielen Narzissten, nicht nur aus meiner Familie, zu befreien. Erst las ich die Bücher von Sven Grüttefien, dann schaute ich mir die Videos von Susanne Lohrey an, das tue ich auch jetzt noch, habe ihren Kanal abonniert und bin dort in der Community. Frau Lohrey ist katholisch orientiert. Dann bin ich noch bei Hubert Hafner, er ist freikirchlich christlich, seine Videos helfen mir sehr. Ich kommentiere dort oft. Sie können ja mal reinschauen, es lohnt sich. Es geht um die Aufklärung über Narzissmus. Deswegen ist eine meiner Vermutungen, der Grund, warum Menschen sich den Verschwörungstheorien anschließen, könnten sehr frühkindliche und auch spätere Traumatisierungen durch narzisstische Eltern sein, die noch nicht aufgedeckt wurden, weil es einfach zu weh tun würde. Das Trauma-Bonding, das zwischen narzisstischen Eltern und ihren Kindern besteht, kann zu dieser Isolation und Einsamkeit führen. Ich erlebe das auch zum Teil, ich bin zwar glücklich verheiratet mit einem sehr geselligen und gut geerdeten Mann, der Null Anfälligkeit für Esoterik und Verschwörungstheorien hat, aber ich neige aufgrund von schwerem emotionalem Missbrauch, als Gewaltopfer und aufgrund von Hochsensibilität und Reizüberflutung bei größeren Gruppierungen und Menschenmengen auch zu Einsamkeit und Rückzug. Ich habe weder Kinder noch Enkel, auch nur selten Arbeitsplätze gehabt, gehöre also nach westlichen Standards eben auch nicht wirklich „dazu“. Ende 2020 bin ich zum Glück auf die Idee gekommen, in die Katholische Kirche einzutreten. Ich war Evangelisch sozialisiert von Kind an, aber von den Heuchlern und Pharisäern aus meiner Sippe sehr enttäuscht. Ich fühle mich hier in unserer kleinen Marktgemeinde und den dazugehörigen Dorfkirchen sehr wohl. Hier ist alles ruhig und unspektakulär. Das bekommt mir sehr gut. Ich habe durch die Kirche und den Katholischen Frauenbund schon ein paar Leute kennengelernt, von denen ich auch inzwischen wahrgenommen und integriert werde. Die meisten haben allerdings Kinder und Enkelkinder, und die Familie hat bei denen immer Vorrang vor allen anderen Bekanntschaften. Ich bin immer noch sehr viel allein, mache unseren Haushalt, arbeite im Büro, bin im Garten beschäftigt, und seit Oktober 2023 auch wieder als Buntes Schaf unterwegs, ich male und zeichne. Trotzdem spüre ich aber sehr stark meine Traumafolgen, dann kommt noch dazu, dass ich älter werde, jetzt 61, und ich habe seit einiger Zeit starke Schmerzen überall, sodass ich im August in einem Schmerzzentrum ärztlich untersucht werde. Meine Heilpraktikerin, bei der ich jetzt so 6 oder 7 mal war, stellte die Diagnose PTBS. So würde ich mich selber auch diagnostizieren. Ich bin in den letzten Jahren nicht für Verschwörungstheorien anfällig gewesen, hatte aber seit 1981/82 bis 2008, auch letztes Jahr, psychische Ausnahmezustände, die einer Verschwörungstheorie ähnelten. Die Ärzte haben damals gesagt, Psychose, aber das stimmte nicht wirklich, das waren die Traumafolgen, und durch die Fehldiagnosen wurde ich re-traumatisiert, ja, diese Ärzte kannten das Narzissmus-Konzept nicht, oder sie wollten es nicht kennen. Letzteres scheint mir wahrscheinlicher zu sein. Sie gaben mir nur Medikamente, hinterfragten aber nicht meine Familiensituation, obwohl ich sie immer wieder um eine solche Therapie gebeten hatte. So viel Ablehnung und Zurückweisung, wie ich sie in meinem Leben erlebt habe und auch immer noch erlebe, würde mich zu einer typischen Kandidatin für Verschwörungstheorien machen. Aber ich habe einfach kein Verlangen nach sowas. Hinzu kommt, dass ich mein ganzes Leben lang sehr viel gelesen habe, u.a. Klassiker wie „Krieg und Frieden“, „Don Quichote“, „Die Gebrüder Karamasov“, „Die Göttliche Kommödie“, und ich habe immer irgendwie VHS-Kurse besucht und Fremdsprachen gelernt. Meine wirklich umfangreiche Bildung hat mich wahrscheinlich auch davor bewahrt, auf Verschwörungstheorien reinzufallen. Ich hoffe, Herr Dr. Teuschel, ich konnte Ihnen mit meinem Kommentar ein wenig dabei weiterhelfen, diesem seltsamen Phänomen auf den Grund zu gehen. Mit freundlichen Grüßen, Kerstin Knopf, das Schwarze Schaf, welches nun zu einem Bunten Schaf wurde
Ich bin zufällig auf diesen Artikel von Herr Dr. Teuschel gestoßen und habe mich in einigen Punkten wiedergefunden, eben ganz speziell in der Frage, verbunden mit der Verwunderung darüber, dass intelligente Menschen dem Verschwörungspfad erliegen. Ich habe persönlich wohl eine der extremsten Erlebnisse damit machen müssen, welche auch meine Partnerschaft gekostet hat. Da ging es nicht nur um das Impfthema, dem ich auch kritisch gegenüber stehe, dort ging es weiter zum Thema Adrenochrom, unterirdische Bunker für Kinder, Riesen, Echsenmenschen, Clone, Flache Erde, Mond, Chaimtraills,… es war alles dabei und hat unser Leben auf den Kopf gestellt und am Ende zerstört.
Leider ist es so, dass diese Thema mit dem Beginn der Pandemie um sich gegriffen hat und viele Menschen aus ihrer Orientierungslosigkeit heraus, sich in Kanälen verloren haben, die solche Informationen verbreiten und die dann von den Betroffenen aufgesogen werden. Und es hat den Anschein, dass dies kein Ende nimmt, sondern nur schlimmer wird. Susanne Lohrey, die man als Kommunikationstrainerin kennt und der ich ihr Wissen nicht absprechen möchte, ist jetzt auch auf einem merkwürdigen Pfad unterwegs, da sie glaubt „berufen“ zu sein als Botschafterin zwischen der Ahnenwelt und unserer. Sie wäre die Auserwählte, welche Informationen überbringen muss, die uns hier dienlich sein könnten in der germanischen Welt. Da fallen auch Bemerkungen, die darauf abzielen, dass wir eine eigene Geheimsprache entwickeln müssen, die an der KI vorbei geht, damit wir uns verständigen können.
Ich bin selbst auch ein kritischer Mensch mit einem durchaus gegebenen Zugang zur Spiritualität, aber ich finde eben auch, dass man bodenständig und realistisch sein, den Blick auf das Hier und Jetzt nicht verlieren sollte. Ich kann verstehen, dass die Menschen nach etwas suchen, woran sie glauben wollen, aber ich habe auch den Eindruck dass dies von bestimmten Menschen stark ausgenutzt wird, um sie für sich zu begeistern, für sich zu gewinnen und dahinter stecken für mich die größten Narzissten.
Lieber Herr Dr. Teuschel,
das Phänomen, das Sie beschreiben, erlebe ich mit zwei Personen, die sich absolut aus der Realität ausgeklinkt haben, sich in Gebetszirkeln vereinen und sich in ihrem „Absurdistan“ täglich stundenlang absurde unsinnige Predigten über die Endzeit, in der wir uns bereits befinden etc. anhören. Ich wurde auch bedrängt, ihnen auf „die Umlaufbahn der Planeten Nonsense“ zu folgen. Was ich nicht mache.
Allerdings frage ich mich, warum mir ausgerechnet das mit den zwei sonderbaren „Realitätsflüchtigen“ passiert – eine Frage die genauso wenig nicht zu beantworten ist wie die, warum etwas nicht passiert…
Die spirituelle Coachingszene ist vermutlich derzeit die größte Wachstumsbranche (ausser Rüstungsindustrie und Pharma) in unserem Land. Einzelne wie z.B. Anette Grübnau haben mit Aurachirurgie-Programmen über Facebook in 4 Jahren über 20 Millionen Umsatz gemacht und es gibt unzählige weitere Selfmade Millionäre in der Branche. Allen ist gemeinsam, dass sie Menschen in die Selbstermächtigung bringen wollen, denn das „System“ (welches auch immer) meint es nicht gut mit uns! Das steht jedenfalls fest, der Weg dahin ist allerdings offen…
Natürlich wäre es jetzt spannend zu erfahren, was einen denn schützt vor dieser Entwicklung, wie man seine Ohren verschließt vor den mephistophelischen Einflüsterungen und Heilsversprechen. Aber wie immer ist die Frage, warum etwas nicht passiert, eine ebenso interessante wie schwer zu beantwortende.
Vielleicht hilft Ihren hochintelligenten Patienten nur, die, wie mir scheint, noch nie zuvor kritisch mit den Möglichkeiten des Scheiterns der Menschheit perse und nicht an sich selbst konfrontiert waren – dieses Video
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/Dokumentationen/Wahnwelt-QAnon-Eine-Aussteigerin-packt-aus-article24881016.html
Ich widerspreche Ihnen vehement, – man lässt sich nicht von solchen Versprechungen einfangen, wenn man nicht in irgendeinerweise solidarisch in einer Gemeinschaft geprägt wurde und gleichzeichtig emphatisch auf das Elend seines Nachbarn schauen kann – ohne zu handeln.
Allein und Einsam in der Gesellschaft, Hochgebildet oder nicht – das sind nicht die Gründe.
SICH NICHT BEACHTET FÜHLEN führt zum NICHT-SEIN-GEFÜHL
und wo das hinführt, scharf am Ohr vorbei.
Darf ich fragen, wie viele Frauen Sie in Ihrer praktischen Berufs-Analyse prozentual zu diesen Klienten einbeziehen- Patienten sind es ja wohl wirklich nicht?
Wie auch, diese würden leiden.
Man kann durchaus geteilter Meinung sein, was die Ursachen für ein Abdriften ins Verschwörungsmilieu sind. Ich habe im Text ja auch einige angesprochen.
Was ich aber nicht verstehe, ist der zynische Unterton Ihres Kommentars: „Vielleicht hilft Ihren hochintelligenten Patienten nur, die, wie mir scheint, noch nie zuvor kritisch mit den Möglichkeiten des Scheiterns der Menschheit perse und nicht an sich selbst konfrontiert waren …“
Anzunehmen, dass Patienten einer psychiatrischen Praxis nicht mit dem eigenen Scheitern oder dem der Menschheit konfrontiert gewesen sein sollten, ist absurd. Und was soll die Bemerkung mit den „hochintelligenten“ Patienten? Wie gesagt, mit diesem ironischen Kommentar kann ich nichts anfangen.
Was die Geschlechterverteilung angeht: Etwa 1:1. Und ja, hier ist die Rede von Patienten, die durchaus an etwas leiden, nur eben nicht an ihrer Überzeugung im Rahmen einer Verschwörungsideologie.
Es tut mir leid, wenn meine Zeilen so sehr zynisch in Ihren Ohren klingen mögen. Das war sicherlich nicht meine Absicht.
Irgendwie habe ich mich nur auch Ihre Beschreibungen bezogen und nicht viel ähnliche Sozialisation zu mir gesehen.
Hochintelligent schätze ich schon die Patienten, die sie damit beschreiben ein, aber auch einsam, allein, nur durch Internetblasen in der letzten Zeit sich selbst bestätigt. Und das finde ich ist auch gut in dem ntv-Video beschrieben.
„Ich kann es immer noch nicht glauben, wenn mir jemand von meinen Patienten erzählt, er werde jetzt sein Leben ändern, weil er einem „Heiler“ begegnet sei. Und auf meine hochgezogenen Augenbrauen beteuert, dass dieser Mensch tatsächlich eine „Heiler-Ausbildung“ gemacht habe. Wohlgemerkt, ich spreche nicht von Menschen, die an einer Psychose leiden und im Rahmen dieser Erkrankung einen Wahn entwickeln. Oder von Menschen, deren intellektuelle Fähigkeiten nicht ausreichen, um einzuschätzen, was man glauben kann und was nicht. Nein, die Patientinnen und Patienten, an die ich denke, sind differenzierte, intelligente und lebenserfahrene Menschen.
Der letzte Mann, der mir mit einem veritablen Alu-Hut (ein mit Alufolie ausgekleidetes Käppi) gegenüber saß, war promovierter Naturwissenschaftler.
Oder der Patient, der mir am Ende eines längeren Gesprächs über anspruchsvolle Themen des Lebens noch zuraunte, dass er sich jetzt sicher sei, dass Bill Gates demnächst wegen Massenmordes angeklagt werde, habe dieser doch zugegeben, die Corona-Impfstoffe manipuliert und um todbringende Bestandteile bereichert zu haben.
Ich spreche also von Menschen, die auf baren Umsinn hereinfallen, obwohl sie es aufgrund ihrer Stellung im Leben besser wissen müssten. Die sich kruden Verschwörungsideen hingeben, die fast schon ihre eigene Karikatur sind. Die sich einem aufgeklärten und wissenschaftszugewandten Standpunkt verweigern, um – ja, warum eigentlich?“
Was war jetzt an meiner Vermutung, diese Menschen wären oder bezeichnen sich selbst als hochintelligent verwerflich?
Nur, weil sie in meinen Augen dumme Entscheidungen treffen, werden sie damit nicht dumm!!! Und das ist gefährlich, sie sind klug, gebildet, intelligent oder hochintelligent.
Was ich immer nur vermute, ist ein, auch durch Ihre Beschreibungen von Mobbing und Bullying, Leben in der Mittelschicht ohne wirklichem Ankommen im Sinn des Leben.
Und das besteht nun mal in erster Linie aus einem Streben in eine finanzielle Sicherheit, einer guten Partnerschaft und leider nicht mehr darin, seine Gene weiterzugeben. Das wird immer mehr zu einem NO-GO-Projekt in dieser Welt. Zumal man sich ja nicht mehr mit spätestens 20 Jahren reprodziert, sondern erst mit 30 aufwärts.
Selbst mit Thomas Matthew Crooks sehen wir einen kleinen, nicht attraktiven, hochintelligenten Jungen, mit 2 psychologisch ausgebildeten Eltern aus der Mittelschicht, die ihn nicht vor Internet, Mobbing, Einsamkeit, Ziellosigkeit schützen konnten – Wut, Frust, Ärger bringen sich auch so destruktiv Bahn, wann immer wir nicht in die Köpfe der Menschen schauen können und manchmal auch wollen.
Vielleicht war ich zynisch, aber in dem Beitrag sieht man sehr genau, eine erfolgreiche, kluge Frau erliegt einer Internetinformation und landet außerhalb der Gesellschaft.
Warum?
Weil sie meines Erachtens noch nie zuvor Ihren Fokus auf die Menschen, die die angeblichen Verschwörungstherorien richten konnte.
Ich hoffe, ich muss nicht konkreter werden – und schätze Ihre Meinung und Einschätzungen weiterhin sehr – es sind Menschen, die Sie mit sehr viel Empathie behanden. Aber langfristig können Sie auch gefährlich werden.
Was – und jetzt bin ich wirklich sarkastisch – wenn ich hoffe, der Aluminumpreis oder der von Kupfer und seltenen Erden steigt?
So sehr, das der Strompreis steigt, dass man sich nur einmal am Tag Nachrichten im Internet leisten kann.
Nicht wirklich, aber der Internet-Abusus treibt schon irre Blüten.
Wirklich hochintelligente Menschen (also im Sinne von Hochbegabung mit IG ab 130) sind nach meiner Erfahrung (die sich aber nur auf vielleicht zwei Handvoll Menschen bezieht) interessanterweise nie Verschwörungsideologen.
P.S. Sie können es immer noch nicht glauben, wenn Ihre Patienten Ihnen so etwas erzählen?
Das finde ich zynisch!
Nein, nicht zynisch. Ich glaube noch an das Vernünftige im Menschen.
Was die Geschlechterverteilung angeht: Etwa 1:1. Und ja, hier ist die Rede von Patienten, die durchaus an etwas leiden, nur eben nicht an ihrer Überzeugung im Rahmen einer Verschwörungsideologie.
Sind Sie da ganz sicher, dass diese ihre Umgebung nicht auch mitleiden lässt?
„Ich glaube noch an das Vernünftige im Menschen.“
Ich auch – und unbedingt – aber was lässt Sie an diesen Patienten, zweifeln, dass sie nicht in eine vorübergehende psychiatrische Einrichtung gehören, um sich wieder selbst von ihrer eigenen Vernunft überzeugen zu lassen? Müsste man sie wie nicht im Video vor sich selbst schützen?
Na ja, bei uns darf man an alles glauben, solange man nicht sich oder andere auf der Basis dieses Glaubens gefährdet. Unsinn verbreiten reicht da nicht. Die Dame im Video hat ja am Ende randaliert und nichts mehr gegessen, das ist dann schon mal ein Grund, von Gefährdung zu sprechen.
Die Patienten, von denen ich im Beitrag geschrieben habe, sind alle wegen anderer Störungen bei mir in Behandlung, kein einziger wegen der Verschwörungsideologie.
Will die Menschheit ueberleben, muss sie >> viel mehr in diese Richtung forschen. 2. Frage: warum betreibt man Computernetze, obwohl sie Selbstmord des Menschen sind?