Haudrauf der Woche: Nils Schmid (SPD)

Zugegeben, es war kurz vor seinem Urlaub.

Und dann sind Politiker ja wirklich nicht zu beneiden. Dauernd müssen sie was sagen und das wird dann aufgeschrieben oder aufgenommen und am nächsten Tag weiß es dann die ganze Welt.

Außerdem kann es ja durchaus etwas Erfrischendes haben, wenn mal ein Politiker so ganz politisch unkorrekt rüberkommt.

Andererseits sollte man natürlich gerade die Aussagen von Ministern und Sekretären und was es da noch so alles gibt in der Politik, ernst nehmen. Schließlich wollen Sie ja was zum Besten geben und meist ist es eben nicht spontan, sondern geplant und genau getimt (übrigens schrecklich, wenn man ein englisches Wort im Deutschen konjugiert, da kommt dann sowas dabei raus).

Unüberlegte Äußerungen passen vielleicht noch zu politischen Jungspunds, die noch nicht dieses glatte Gehabe an den Tag legen können wie die Polit-Profis.

Aber Nils Schmid ist kein Anfänger mehr. Seit 2009 ist er Landesvorsitzender der Baden-Württembergischen SPD.

Im Kabinett von Winfried Kretschmann ist er Minister für Wirtschaft und Finanzen.

 

Ja, und was hat er jetzt so Schlimmes gesagt?

In einem Plädoyer für urbane Lebensräume ist ihm der Gaul durchgegangen:

Zuerst hat er sich mal gegen die „ältliche Rhetorik vom ländlichen Raum“ ausgesprochen und gemeint:

„Dann wächst im Schwarzwald halt mal ein Tal zu.“

Für städtische Themen fand er dann einen bemerkenswerten Vergleich:

„Bildung und Betreuung sind wichtiger als die Frage, ob es einen Bauern mehr oder weniger gibt.“

Naja, ob die Bauern da der gleichen Meinung sind?

Prompt hat Schmid großen Gegenwind bekommen, nicht nur von den Landwirten (und dem Landwirtschaftsminister), sondern jüngst auch von den Konditoren:

Für einen Landesempfang in Brüssel sollten Baden-Württembergische Zuckerbäcker eine gigantische Schwarzwälder-Kirsch-Torte liefern. Diese wurde jetzt zurückgezogen aus Verärgerung über die Aussagen Schmids.

Weniger als Trost für die entgangene Torte als vielmehr weil mein Großvater selbst Bauer war und ich deswegen eine gewisse (wenngleich ambivalente) Solidarität mit dem Landvolk spüre, verleihe ich Nils Schmid für seine keulenschwingend-tumbe Aussage den „Haudrauf der Woche„.

Peter Teuschel

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