Schon mal auf seekingarrangement.com vorbeigeschaut?
Der Besuch lohnt sich, wenn Sie sich als
a) Sugardaddy
b) Sugarmommy
c) Sugarbaby
sehen. Was zunächst wie eine website zur Familienzusammenführung besonders süßer Zeitgenossen klingt, entpuppt sich bei näherer Prüfung als etwas, das Kritiker als „virtuelles Bordell“ und Befürworter als besonders ehrliche Form der Partnersuche bezeichnen.
Konkret gesprochen suchen hier betuchte, meist ältere Männer jüngere Frauen, denen sie als Mentor oder Sponsor unter die Arme greifen können. Wobei es bei unter den Armen nicht bleiben wird, denn die Sugarbabys wissen sicher nur zu gut, was im Gegenzug von ihnen erwartet wird.
Den Partner fürs Leben im Internet finden?
Nun ist die Partnersuche im Internet ohnehin ein Kapitel für sich. In der Praxis ist das bei uns oft ein Thema. Kann sein, dass das an München liegt, der Stadt der Grantler und Singles.
Und natürlich bekomme ich immer wieder Schauergeschichten zu hören von geizigen Mittvierzigern, die beim ersten Date die Rechnung für den Caffe latte teilen wollen oder von Torschlusspanikfrauen, die schon vor dem Hauptgang die Zeugungsfähigkeit ihres Gegenübers abchecken.
Und dennoch – die Quote der durch solche Partnerbörsen neu geschlossenen Verbindungen scheint nicht so schlecht zu sein. Sowohl bei meinen Patienten wie auch im Bekannten-, ja im Freundeskreis gibt es glückliche Paare, die sich über einen account bei einem der üblichen Anbieter kennen- und liebengelernt haben.
Geld oder Liebe?
Im übrigen ist das Thema Geld ohnehin sehr oft mit im Boot. Die Altersklassen, die vor allem über ein Internet-Portal ihren Partner suchen (bei uns in der Praxis sind es eher die über 40jährigen), beschäftigen sich mit zunehmendem Alter eben auch zunehmend mit der Frage, wie es später mal finanziell aussehen wird. Und da lässt sich vieles mit zwei Geldbeuteln besser planen als mit einem.
Realismus statt Romanze.
Warum dann also nicht noch weiter gehen und die finanzielle Potenz ohne großes Drumherum in die Waagschale werfen?
Brandon Wade, der Betreiber von seekingarrangement.com sieht es pragmatisch:
„Warum ist es legitim, mit deinem Sixpack um ein Mädchen zu werben, aber nicht mit deinem Kontostand?“
Für ihn werden auf seiner Site „beidseitig profitable Beziehungen“ gesucht und gefunden.
Er hat auch berechnet, was die teuerste und die preisgünstigste Vaiante ist: Ehefrau, „normale Freundin“ oder „Sugarbaby“ (letztere mit einem festen monatlich vereinbarten Sponsoring-Betrag):
„Freundinnen sind am preiswertesten. Pro Stunde sind Geliebte am teuersten, aufs Jahr gerechnet Ehefrauen. Wer wenig verdient, für den sind Ehefrauen die billigere Variante. Ein Sugarbaby kostet ja mindestens ein bis zwei tausend Dollar pro Monat. Ab einer gewissen Einkommensgrenze lohnt es sich aber. Tiger Woods hat für seine Scheidung 50 Millionen Dollar bezahlt. Wäre seine Ex-Frau ein Sugarbaby mit einem Unterhalt von 20.000 Dollar gewesen – die fünf Jahre mit ihr hätten Woods nur 1,2 Millionen gekostet. „
Rechenschieber statt Romantik.
Also alles nur ein moralisches Problem?
Narzissmus im Cyberspace
Glaube ich nicht. Junge Geliebte als Ausdruck der eigenen nie versiegenden Männlichkeit gab es ebenso wie „Trophäenfrauen“ schon immer und sie wird es immer geben, außer die Machos sterben aus. Die Edel-Frau als narzisstische Erweiterung des ohnehin alle Grenzen sprengenden Egos ist nichts neues.
Neu ist nur die Bühne, auf der die Partnersuche stattfindet. Und die heißt Cyberspace.
Und so wie sich Mobbing als Cyber-Mobbing in den virtuellen Raum hinaus entgrenzt, so findet auch das Bieten um das immer noch jüngere und heißere Sugarbaby im virtuellen Auktionshaus statt.
[Übrigens kann ich mir hier eine genderneutrale Schreibe sparen: Der Anteil der Sugarmommys, die sich einen knackigen Toy Boy ohne Bierbauch gönnen wollen, liegt laut Brandon Wade bei 1% der Mitglieder.]
Hier das Interview mit Brandon Wade auf Spiegel Online.
Peter Teuschel
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