Das Zauberwort heißt pathoplastisch. Der Duden sagt, das bedeutet „die Symptome einer Krankheit formend“. Und der Duden hat Recht.
Pathoplastische Phänomene entstehen oft durch soziale und außerordentlich stark auf das Individuum einwirkende Einflüsse.
Ich habe in den letzten 20 Jahren zwei dieser auf die Symptomatik meiner Patienten einwirkenden äußeren Kräfte hautnah miterlebt.
Zum einen in den neunziger Jahren den Rinderwahnsinn (BSE), zum anderen, etwa zeitgleich, AIDS.
Beide in den Medien teils aufklärerisch, teils hysterisch präsentierten Erkrankungen führten dazu, dass die Symptomatik vieler Patienten sich dieser Themen bediente. Meist ging es um Angst.
„Kann ich beim Händewaschen mit Seife BSE bekommen?“ „Und wie ist es mit Gummibärchen? Da ist doch Gelatine drin!“
Und AIDS? „Ganz kurz hat mein Penis am Flughafen den Toilettensitz berührt. Was ist, wenn da unmittelbar vor mir ein Patient mit AIDS draufsaß?“
Pathoplastische Einflüsse erklären nicht das Auftreten einer Erkrankung, aber ihre Ausgestaltung. Sie geben der Angst neue, bedrohliche und tagesaktuelle Inhalte.
(Ähnliches funktioniert übrigens auch bei Wahninhalten.)
Ja, und jetzt gibt es einen neuen Star am pathoplastischen Einflusshimmel: Donald Trump.
Seit seiner Inauguration vor gut einer Woche haben mir sage und schreibe drei Patienten über Trump-assoziierte Ängste berichtet. Diese sind nicht vergleichbar mit der Sorge, die viele Menschen derzeit teilen. Sie gehen tiefer, sorgen für Schlafstörungen, Panikzustände und ein Abgleiten der Stimmungslage ins Depressive. Wer sich gestern noch Sorgen machte über IS, der hat heute Albträume von DT.
Und das scheint ein weit verbreitetes Phänomen zu sein. Einer dieser Patienten berichtete mir, dass sein Psychotherapeut wissend genickt habe, als er ihm von der aktuellen Auflage seiner Ängste berichtete: „Ach, der Trump-Koller. Da sind Sie zur Zeit nicht allein.“
Ich gehe also davon aus, dass auch außerhalb meiner persönlichen Erfahrung mit diesen Patienten die Trump-Phobie um sich greift und dass stadtein, landaus Ärzte und Therapeuten seufzend in ihre Akten schreiben: „Wieder einer mit Morbus Trump …“
Peter Teuschel
(Warum der „reale Donald Trump“? Weil sein Twitteraccount @realDonaldTrump lautet. Der Mann ist also echt.)
„Und der Nervenarzt weiß auch nicht mehr …“
Beitragsbild: „Come closer“ © Peter Teuschel
Das Panikorchester untermalt die pathoplastischen Phänomene aufs Feinste!
Psychiater behandeln die Falschen!!! Tut endlich was gegen die Psychopathen, Narzissten, Egomanen, Unsozialen, Ausbeuter, Sklaventreiber… Ursachenbekämpfung statt Symptom-Herumdoktorei bei den Opfern. Dann wäre das viele Geld (280 Milliarden Euro), das jährlich in unser Gesundheitssystem gepumpt wird vielleicht sinnvoller angelegt.“Pathoplastisches Phänomen“ – um Formulierungen verlegen ist die Zunft ja nicht, alle Achtung. Das wertet Patienten ja direkt künstlerisch als formbare Masse auf.
Nichts desto trotz, auch das marode, ausbeuterische und gewinnorientierte Gesundheitssystem ist (mit)verantwortlich dafür, dass Populisten so viel Zuspruch erhalten. Leider. „Morbus Trump“ ist selbstgemacht.
Das ist sehr interessant. Mein langjähriger, sehr wertgeschätzter Psychiater und Psychotherapeut spricht oft über Trump mit mir. Allerdings geht das von ihm aus, nicht von mir. Ich finde Trump schlicht gesagt unmöglich, meine Ängste liegen aber auf anderer Ebene. Jetzt ist mir klar, warum Trump immer wieder ein Thema für ihn ist. Vermutlich leiden auch viele seiner Patienten unter „Morbus Trump“.
Wie sollen bitte schön Psychiater und Ärzte die Ursachen für die Krankheiten der genannten Beispiele Aids und „Morbus Trump“ bekämpfen? Ersteres ist eine Zivilsationskrankheit, die sowieso nur symptomatisch behandelt werden kann, deren schließliche – hoffentliche – Ausrottung nur durch Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung erzielt werden kann. Hier ist JEDER in die Pflicht genommen, sich damit auseinanderzusetzen und die dementsprechenden Vorsichtsmaßnahmen u.a. beim Sex zu treffen.
Was DT anbelangt, wie sollen da Psychiater und Ärzte bitte schön die Ursache bekämpfen können? Hier hätte das wahlfähige amerikanische Volk diesem Herrn eine Abfuhr mit ihrem Stimmzettel verpassen müssen. Und jetzt, spätestens jetzt sind die Politiker gefragt und müssen in die Pflicht genommen werden, sich von diesem psychopathologischen Präsidenten nicht bestimmen zu lassen. Was haben bitte schön Psychiater und Ärzte mit dieser amerikan. Fehlentscheidung zu tun? Sind sie Hexenmeister?
Und dann ist da noch etwas: Wenn wir alle unsere liberale Demokratie als die geignete Staats- Und Lebensform erhalten wollen, müssen wir alle und damit meine ich wirklich alle dafür selber etwas tun. Wir können nicht nur fordern, der Staat solle handeln, die Psychiater und Ärzte – um bei diesem Thema zu bleiben – sollen tun und alles in Ordnung bringen (kostenlos selbstverständlich). Wir sind auch in der Pflicht, jeder an seinem Platz. Justina
In meinem Kommentar habe ich eher ironisch auf das Buch: „Irre! -Wir behandeln die Falschen: Unser Problem sind die Normalen“ von Manfred Lutz und Eckart v. Hirschhausen angespielt. Sorry, ich dachte, das ist bekannt. Profitgier verträgt sich schlecht mit demokratischen Werten, das gilt allgemein für jede Branche. Hier möchte ich auf das Buch „Die Weisse Mafia. Wie Ärzte und Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen“ von Frank Witzig (Spiegelbestseller) verweisen. Stichwort: ärztliche Selbstverwaltung, keine Gewaltenteilung, was Diagnose und Behandlung betrifft. Gewaltenteilung wäre schon mal ein Kriterium für Demokratie. In der Medizin herrscht Autokratie und der Steuerzahler zahlt. Das schreit zurecht nach Änderung und Reformation!!! Nur Populisten können es nicht, sie verschlimmern die Situation. Die Kosten für das Gesundheitssystems sind innerhalb weniger Jahre um 80% gestiegen. Unsere Zivilisation ist wohl noch nicht reif für die freiheitlichen Werte und nun erfolgt der Rückstufung. Diktatur? Militärdiktatur? Für gesunde/friedliche/gerechte Umstrukturierung ist die Welt vermutlich zu krank. Autokratische (profigierige) „Inseln“ haben die Demokratie untergraben und demokratische Werte der Lächerlichkeit preisgegeben. Man könnte auch sagen: Der Ehrliche ist der Dumme!
Oh, witziger freudscher Versprecher: Der Autor heisst Frank Wittig !(hat der PC in Witzig umgewandelt)
Ja, die Kosten im Gesundheitswesen sind drastisch gestiegen. Dafür haben wir dank der Forschung eine Menge an Verbesserungen und Heilungschancen erhalten. Und: Alle wollen alles (möglichst zum Nulltarif), Knieprothesen, neue Hüften, dankenswerteweise schonende Ops durch endoskopische Eingriffe z.B., Herzschrittmacher, Stents etc.etc. Und wie sollen diese Kosten bitte schön gestemmt werden? Durch noch mehr unbezahlte Arbeit der Ärzte? (Diese bekommen- für die nicht Informierten unter Ihnen keinen einzigen Cent für die massenhaften Grippekranken oder Noroinfizierten – die nicht unbeträchtliche Mehrarbeit dürfen sie aber gerne und immer wieder gerne leisten). Justina
Bitte lesen Sie das Buch von Frank Wittig! Kann ich nur wärmstens empfehlen! Gerade um die von ihnen genannten OP´s in Orthopädie und Herzchirurgie gehts da! Die Solidargemeinschaft zahlt die Kosten. Das Geld fehlt in der Pflege. Niemand bekommt etwas umsonst, ausser viele überflüssige, ineffektive, nutzlose Behandlungen und Operationen!
Ob her Witzigmann, Wittigmann, Witzig oder Wittig recht hat, bleibt dahingestellt. Fakt ist, daß es neben Fehl-Diagnosen, Fehl-Behandlungen, Fehl-Zeiten u. Fehl-Belegungen Fehl-Urteile, Fehl-Beurteilungen, Fehl-Investitionen, Fehl-Konstruktionen gibt. Fast überall bezahlt der Konsument oder Steuerzahler, der die Fehl-Zündungen – um bei Fehl-, Fehl-, Fehl- zu bleiben ausbügeln muß. Lösung: Jammern, jammern, jammern? Justina
Informieren und Handeln !!! Was mit Steuergeldern/Solidarbeiträgen geschieht (die nicht dort ankommen, wofür sie gedacht sind, weil ein paar wenige abkassieren, was übrigens Betrug ist im moralischen Sinne) und welche Konsequenzen das für unser Land, die EU, die Welt und für unsere Zukunft hat, interessiert mich ziemlich intensiv. Informieren und gegebenenfalls mal selbst entscheiden (falls das nicht völlig überfordert)! Im übrigen kommt ja nichts von nichts, auch nicht die Populisten und radikalen Randgruppen. Vorschläge einbringen wäre natürlich wirklich cool. Des einen Schaden ist am Ende aller Schaden, das ist aber für viele ein nicht nachvollziehbarer, zu komplexer Gedankengang. Wenn sie clever sind, sichern sie sich schon mal ein gutes Plätzchen auf der Erde, das werden sie bestimmt (irgendwann) brauchen. Irgendwie hänge ich ziemlich an diesem Planeten, stelle ich gerade fest. Mein Vorschlag zum Thema: Wenn Menschen nicht fähig sind zu teilen, dann gehören Versicherungen gesetzlich verboten und jeder schaut, wie er klarkommt. Da habe ich persönlich auch kein Problem damit!
Jetzt fällt´s mir wieder ein: früher hieß das mal „mündiger Bürger“ – heutzutage wohl eher ein Auslaufmodell!
Mein Nachbar (70) ist gerade wieder für 3 Wochen auf Reha in einem Thermalbad. Da er multimorbid ist, bekommt er diese Auszeit (Kur darf man ja nicht mehr sagen) fast jährlich auf Kasse. Nicht, dass ich tauschen möchte – ganz bestimmt nicht. La dolce vita. Wovor ich mich aber wirklich fürchte, ist der Tag X, an dem die Sache kippt. Bevor wir alle (steuerlich Belangbaren) enteignet sind, kommt der große Diktator. Was passiert dann mit dem Heer chronisch Kranker und medikamentenabhängiger Menschen? Kommt dann das Euthanasie-Programm? Altlasten-Entsorgung? Der Keim, der unsere Nahrung oder unser Wasser vergiftet? Das ist mein persönlicher „Morbus Trump“. Die Alternativlosigkeit, die sich mehr und mehr ausbreitet – macht mir Angst. Wenn wir nur einmal anfangen würden, unser Gesundheits-System zu ändern, zu demokratisieren, dann könnten wir vielleicht den Schaden noch begrenzen. Was mir Angst macht, ist die allgemeine Agonie. Wir schauen tatenlos zu, wie das Luxusschiff langsam untergeht…Eine ernüchternde Erfahrung hatte ich kürzlich mit meiner langjährigen Zahnärztin, als ich ihr stolz von meiner neuen Zahn-Zusatzversicherung erzählte. Da bekam sie plötzlich Dollar-Zeichnen in den Augen und von zahnerhaltender Medizin (Schnee von gestern) war nicht mehr die Rede (ich bekam einen aberwitzigen Vorschlag unterbreitet). Nach einer schlaflosen Nacht habe ich am nächsten Morgen sofort angerufen und gesagt, dass ich meine Versicherung gekündigt hätte. Ob der Vertrauensbruch noch zu kitten ist, weiß ich nicht. In jedem Fall werde ich jetzt vom Recht auf Zweitmeinung Gebrauch machen (müssen), was die Krankenkassen auch schon sehr empfehlen. Wir brauchen dringend unabhängige Gutachter, Ärzte, die von den Kassen finanziert werden!!!
Auch hier noch kurz das Ende vom Lied: Nachdem die Zahnärztin erkannt hatte, dass ich ihren Plan (Profit zulasten meiner Zähne/Gesundheit zu schlagen) durchschaut hatte und ich das auch ganz eindeutig kommuniziert habe, hat sie mir eine Art „Geschäft“ angeboten: eine Zusammenarbeit (Zahnarzt und Heilpraktiker), was ich aber dankend abgelehnt habe…Ehrliche Behandlung reicht mir vollkommen.
…meine Gynäkologin macht bei mir nicht mehr „automatisch“ den Krebsabstrich, sondern nur noch auf ausdrücklichen Wunsch. Sie sagt zu mir: „Sie bekommen keinen Krebs!“ Sie wird mir immer sympathischer und ich such sie gerne von Zeit zu Zeit auf, wenn ich es für richtig erachte. Ich sehe sie als Partner und habe Vertrauen. Sie beantwortet meine Fragen kompetent und lässt mich selbst entscheiden…so soll das Arzt-Patienten-Verhältnis sein.
Heutzutage würden mir „geistig Verwirrte“ oder Leute mit einer „paranoiden Schizophrenie“ mehr Angst machen. Gerade in Zügen … . Offenbar neigen davon manche spontan dazu, mit Äxten, Macheten oder Messern loszuziehen und Mitmenschen – bevorzugt in der Öffentlichkeit, aber auch in der Wohnung des Opfers – abzuschlachten.
Terroristen sind es angeblich ja nicht und daran, dass die Opfer aus Sicht des Täters „Ungläubige“ gewesen sind usw. soll es auch nicht gelegen haben.
Mir machen diese gefährlichen unerkannt Geisteskranken unter uns Sorgen und ich habe mittlerweile einen anderen Blick auf Menschen mit „psychischen Erkrankungen“. Woher soll ich wissen, wer die tickende Zeitbombe darunter ist.
In der Tat wird derzeit viel daran gearbeitet, die Variablen besser kennen zu kernen, die für ein erhöhtes Gewaltpotential bei schizophrenen Patienten verantwortlich sind. Es scheint so zu sein, dass neben begleitendem Drogenkonsum eine schlechtere soziale Integration, das Unterbleiben einer medikamentösen Behandlung und Persönlichkeitsauffälligkeiten, die bereits vor Ausbruch der Erkrankung bestanden, eine wichtige Rolle spielen.