Psycho München 6: Der Tiefenanarchist und der Keller-Dada

Viele wissen es schon, manche haben es geahnt, allen anderen sei es jetzt gesagt:

Der Münchner ist ein Schelm.

Nach außen hin bussi bussi schicki micki jaisdesnedderloddarmitseinerneienfrau hat er sich im Herzen immer eine gewisse Anarchie bewahrt. Ich möchte sogar sagen, tief drinnen ist der Münchner ein Dadaist.

Um das zu zeigen, darf man als Psychostadtbummler aber nicht an der Oberfläche der Maximilianstraße (meiisdesscheegwenoisdamosinoseigschäftdoghabthat) aufhalten, sondern muss in die Tiefe hinabsteigen. Nicht ohne Grund hat Sigmund Freud den Sitz des Es, des ungebremst Triebhaften, in den Keller seines Psycho-Hauses mit Ich im EG  und Über-Ich im 1.Stock gelegt. Dort unten, in der triebgesteuerten Unterwelt der Münchner, sieht man ihn noch, den wahren Kern des Pudels, der in München ja ein Zamperl ist.

Und da finden wir dann das Anarchistische

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und das Dadaistische

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Vielleicht braucht das ein wenig Erläuterung, tiefenpsychologische Deutung sozusagen. Der innere Anarchist, der die Münchner Seele fest im Griff hat, lagert natürlich inmitten weiter kahler Kellerfluchten Brennbares am einzig passenden Ort, nämlich genau unter dem Schild, das selbige Lagerung streng verbietet. Weil der Münchner kennt seine Polizei und seine Feuerwehr, aber von einer „Feuerpolizei“ hat er noch niemals nichts gehört.

Die Schrift an der Kellertür (falls jemand es nicht lesen kann) lautet „Kein Preis“. Das ist dem Dadaisten in der Münchner Kellerseele wichtig. Verkaufen tun wir uns nicht. Weil es könnt ja sein, dass plötzlich einer daherkommt und will die Feuerschutztüre kaufen. Vielleicht einer aus dem anarchistischen Lager, der der Feuerpolizei noch eins mitgeben will. Aber no way! Niemals nicht! Kein Preis! So bleibt in der Münchner Tiefenseele das Gleichgewicht zwischen dem Anarchistischen und dem Dadaistischen gewahrt. Brennmaterial unters „Verboten!“- Schild, aber die Feuerschutztüre ist unverkäuflich.

Peter Teuschel

 

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9 Responses
  1. Das mit der anarchischen Seite der Oberbayern – Münchne ist auffällig.Karl Valentin hat es ja
    auch gelebt und Liesl Karlstadt hat es ausgehalten und musste auch ab und zu in die Nussbaumstrasse 7 einfahren, um sich wieder zuregenerieren.

    • Stimmt. Zur Erläuterung für Nicht-Münchner: Die Nußbaumstraße 7 ist die Adresse der Psychiatrischen Klinik der Uni (LMU) München, zu Zeiten von Liesl Karlstadt noch „Nervenklinik“ tituliert. (Gut, als ich dort Assistenzarzt war, hieß sie auch noch Nervenklinik.)

  2. So sehr ich es mag, derlei Betrachtungen und Überlegungen als literarisches Betthupferl geschenkt zu bekommen – eine gewisse Sorge schwingt auch mit, auf welchen Pfaden Sie im grauen November so wandeln: neulich erst die Impressionen aus Wien und Passau, nun diese Momente zwischen Altpapiersammlungen und Kellergewölben…
    Nichtsdestotrotz: danke für die „Feuerpolizei“ und den Kern des Zamperls im Hades unserer heute nur vordergründig so sonnigen Stadt!

  3. Alternative Interpretation des Zettels an der Kellertür: Ausdruck münchnerischer Urangst, Preußen könnten sich einschleichen. Etwas unterirdisch und ungehobelt versprachlicht.
    So ist er ja auch, der Münchner.

  4. Diese Münchner sind schon etwas ganz besonderes ! Da kann niemand nicht mithalten…Ich bin immer wieder überrascht.
    Aber diese Feuerschutztüre ? war Sie nicht auch schon bei Sotheby`s auf der Auktion ? Sie kommt mir so bekannt vor ?

  5. Also, ich hab mit der Deutung des Zettels an der Tür keine Probleme: Der zweite Kommentar von „rosalita“ trifft’s – und was soll man sich schon in den Tiefen des Kellers mit Orthogravieh abmühen … – Schwierig allerdings, dieses Diktum umzusetzen, zumal München inzwischen ja mehrheitlich verpreißt ist. Die Kartons unter der „Feuerpolizei“ sind allerdings eindeutig urbairisch: die pure Opposition gegen das beamtenbeherrschte Preißntum!

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