Der Münchner hat, das weiß jeder, ein Herz fürs Detail. Das gilt nicht nur für die schönen Seiten des Lebens, sondern auch für die weniger schönen, die eher schattigen. Und weil es die in München genau so gibt wie anderswo, schreitet der Münchner zur Tat. Zur Selbsthilfe, wenn man so will. Denn das Selbst ist immer dann gefragt, wenn das Ich, das Über-Ich und das Es sich wieder mal nicht einigen können, wer das Sagen hat.
Aber ich merke schon, ich schweife ab in Gefilde, die zwar mit Psycho, aber nichts mehr mit Psycho München zu tun haben.
Das Handeln des Münchners in Fällen von Tristesse und Traurigkeit ist nicht, wie wir es beispielsweise in Wien sehen, von Larmoyanz geprägt. Die Seelenverwandtschaft mit dem Wiener endet beim Erkennen. Den Widerhall des seelisch Abgründigen im Urbanen registriert der Hauptstädter in Österreich ebenso wie in Bayern. Aber dann gabeln sich die Wege. Ich will es mal so formulieren: Der Münchner schätzt den Zugriff, nicht so sehr das Schwelgen.
Und deshalb finden wir in München immer dann, wenn etwas eigentlich wehtut (also „im Eigentlichen wehtut“), ein kleines Pflaster, das ein einfühlsamer Mitmünchner da hinklebt, wo der Schmerz sitzt. Manchmal steht auf dem Pflaster auch etwas drauf. „Trotzdem“ zum Beispiel, oder auch „Jetzt erst recht!“ Vielleicht aber auch: „Ja mei“.
Denn manchen Schmerz, das weiß der Münchner gut, den kann man nicht aus der Welt schaffen. Den kann man nur anschauen und zu ihm sagen: „Schmerz, ich seh dich. Ich spür dich. Ich kann nichts gegen dich machen, aber wehrlos bin ich auch nicht.“
Peter Teuschel
Alle Bilder ©Peter Teuschel
Versprochen, wenn wir uns geeinigt haben, also ICH, ES und SELBSTverständlich alles ÜBERmir, steht auf unserem Grab: „Hier liegt ein zukünftiger Münchner, wenn KARMA es zulässt.“ 😉
Wer so liebevoll selbst kränkelnde Bäumchen eingrenzt statt auszugrenzen, dem kann man sich nur von Herzen verbunden fühlen.
Danke, wieder einmal richtig tolle Bilder – OHNE Worte, aber mit viel SINN und VERSTAND.
Sie haben tollen Blick dafür.