Haudrauf der Woche: Heribert Schwan

HdW

Ich war nie ein Fan von Helmut Kohl. Mir war er zu sperrig, zu betont christlich, zu wenig charmant.

Auf der anderen Seite bin ich aber noch nie ein Fan irgend eines Politikers gewesen.

Immerhin muss man Kohl zugute halten, dass er es trotz der ganzen Häme, die er irgendwie abonniert zu haben schien, für sich geschafft hat, Kurs zu halten.

Wer ist jetzt Heribert Schwan? Er saß zu Rechten Gottes, des Vaters lange mit Helmut Kohl zusammen, um Material für dessen Autobiographie zu sammeln. Neudeutsch würde man ihn als Kohls Ghostwriter bezeichnen. Er hat sich alles angehört, daraus drei Bücher gemacht, diese von Kohl autorisieren lassen und alle waren zufrieden.

Dann aber ging die Vertrauensbasis in die Brüche. Wieso und warum weiß man nicht, es tut auch nichts zur Sache. Jedenfalls saß Schwan auf den ganzen Tonbändern, die er zusammen mit Kohl aufgenommen hatte. Man kann spekulieren, dass er gekränkt war darüber, nicht mehr der Vertraute zu sein. Vielleicht brauchte er auch Geld, wie auch iummer. Jedenfalls beschloss er, die im Vertrauen aufgenommenen Bänder auszuschlachten und ein Buch daraus zu machen, das Äußerungen Kohls enthält, die einerseits als krass und despektierlich angesehen werden können, andererseits aber eine gerade an solchen Indiskretionen interessierte Leserschaft anzieht. Diesmal ohne Billigung Kohls und sicherlich gegen dessen Willen.

Die Angelegenheit missfällt vielen. Selbst der nicht gerade als konservativ geltende SZ-Jurist Heribert Prantl findet das nicht so ganz in Ordnung und sieht kein gesteigertes öffentliches Interesse an diesen Indiskretionen.

Helmut Kohl will gegen die Veröffentlichung des Buches klagen, da seine Persönlichkeits- und Urheberrechte verletzt worden seien.

Ich wünsche mir, dass er die Klage gewinnt.

Heribert Schwan bekommt von mir den „Haudrauf der Woche für den Beweis, dass Kränkung und Gier stärkere Triebfedern sind als Loyalität und Anständigkeit.

Peter Teuschel

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3 Responses
  1. Zitat: „Ich wünsche mir, dass er die Klage gewinnt.“

    Diesem Wunsch schließe ich mich an, auch wenn es derzeit fraglich ist, ob er auch erfüllt wird.

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