Es wird ja tagein, tagaus viel Unsinn geschrieben und wenn man das alles kommentieren wollte, würde man a) sehr viel Zeit damit zubringen und b) dem ganzen Käse zu viel Ehre erweisen.
Manchmal aber reicht der Unsinn sehr weit in mein Fachgebiet hinein und dann setzte ich mich doch hin und schreibe was dazu. Nicht, weil ich glauben würde, es helfe jemandem oder der Unsinn in der Welt nähme dadurch ab.
Aktuell gibt es bei „Tichys Einblick“ einen Artikel mit folgendem Titel:
„Warum Sie mit psychopathologisch gestörten Gutmenschen nicht diskutieren sollten“. Autor ist Jürgen Fritz, der ursprünglich wohl mal Mathe, Physik und Philosophie studiert hat, jetzt aber als „freier Autor“ tätig ist. Herr Fritz hat auch einen Blog, auf dem so er unter anderem erklärt „warum der Islam von diesem Planeten verschwinden muss“ oder die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft präsentiert: „Neue Studie beweist: Über 95% der Genies (IQ über 150) wählen AfD“.
Jetzt sind also die Gutmenschen dran. Dabei ist bereits der Titel falsch. „Psychopathologisch gestört“ gibt es nicht. Die Psychopathologie ist (als ein Teilbereich der Psychiatrie) die Lehre von den Symptomen und Syndromen bei psychischen Erkrankungen. Hier geht es um Bewusstsein, Orientierung, formales und inhaltliches Denken, Affekt, Antrieb und diese Dinge. (Übrigens ist hier auch die Wikipedia im Irrtum, wenn sie die Psychopathologie als „Lehre von den psychischen Erkrankungen“ bezeichnet.) Man kann Symptome aus dem psychopathologischen Bereich aufweisen, aber man hat keine „psychopathologische Erkrankung“. Die Psychopathologie beschreibt Symptome, keine Krankheiten. Die Zuordnung der psychopathologischen Auffälligkeiten zu bestimmten Störungen ist Aufgabe der Diagnostik.
„Grün-linke Gutmenschen sind (…) krank“ schreibt Jürgen Fritz und das ist auch die einzige Aussage seines Artikels, die sich ruminativ im Text hin und her wälzt. Der Autor hantiert durchgehend mit psychologisch vermeintlich klangvollen Ausdrücken und schwingt sich auf zu kühnen Theorien:
„Dem liegt ein tief gestörtes Verhältnis zum eigenen Ich, welches sich allererst aus Abgrenzung konstituiert und entwickelt, dem liegen Angst vor Bewertung, vor dem Gefühl der Minderwertigkeit sowie Realitätsverlust und schwere Traumatisierungen, die nie verarbeitet wurden, sowie die völlige Unfähigkeit der kritischen Selbstreflexion zu Grunde.“
Was uns Jürgen Fritz sagen will: „Psychopathologisch gestörte Menschen“ können nicht denken, sondern nur fühlen. Das sei „ganz wie beim Tier oder beim Kleinkind“.
Seine Folgerung:
„Mit derart gestörten Personen sollte man nicht großartig diskutieren. Man muss sie behandeln. Aber das müssen spezialisierte Fachärzte machen.“
Neben den „grün-linken Gutmenschen“ bekommen bei Jürgen Fritz also auch alle anderen ihr Fett weg, mit denen man“ nicht reden“, sondern sie nur „behandeln“ soll. Und nachdem er dann noch die „spezialisierten Fachärzte“ ins Spiel bringt, jetzt ein Statement von meiner Seite:
- Es gibt niemandem, mit dem man „lieber nicht reden“ sollte. Selbst mit Menschen, die glauben, es gäbe welche, mit denen man nicht reden sollte, muss man reden.
- Das Verwenden psychologisch anmutender Versatzstücke in schrägem Kontext ergibt keinen psychologisch verwertbaren Artikel, sondern ein schwer genießbares Gebräu.
- Menschen auf das Niveau von Tieren zu reduzieren hatten wir schon mal. Wollen wir nicht mehr.
- Menschen auf das Niveau von Kleinkindern zu reduzieren, die man nicht ernst zu nehmen braucht, zeugt nicht von psychologischer Kompetenz, sondern von Ignoranz und Arroganz.
- „Spezialisierte Fachärzte“ heutiger Tage reden mit ihren Patienten. Sie nehmen sie ernst. Sie vergleichen sie nicht mit Tieren. Sie benutzen kein Pseudo-Psycho-Blabla, um ihr Gegenüber damit abzuwerten.
Ich weiß das, denn ich bin einer dieser spezialisierten Fachärzte.
Es wird tagaus, tagein viel Unsinn geschrieben, und wenn dieser mein Fachgebiet berührt, dann kommentiere ich manchmal auch was dazu. Nicht weil ich denke, dass das jemand hilft oder der Unsinn dadurch weniger wird. Aber ich stelle mir gerade vor:
Das Wasser steigt. Die vergifteten Wellen, dunkel und trübe, schlagen mit immer größerer Macht ans Ufer. Dort werden Sandsäcke aufgestapelt, die das Land gegen diese Flut schützen sollen. Sandsäcke der Vernunft, der Besonnenheit, des Wissens, der Gegenwärtigkeit bereits vergangener, verheerender Hochwasser. Ob sie halten werden, ob das helfen wird? Ich weiß es nicht, aber ich will in dem Bewusstsein leben, dass auch meine eigenen Sandsäcke ein Teil des Dammes sind.
Peter Teuschel
Beitragsbild: © Mario – Fotolia.com
Dieser Beitrag war dringend nötig. Danke!
AfD, Le Pen, Geert Wilders, FPOe … werden als Rechtspopulisten bezeichnet: dies ist ein von der Justiz erzwungener Kategorienfehler. Die Rechtspopulisten halten immer nur Monologe; wenn man sie bei Widerspruechen erwischt, rennen sie davon. Sie hetzen, saeen Hass…
Danke für die Rückenstärkung, was das „links-grün“-Gutmensch-Sein betrifft! Dass man mit allen Menschen sprechen muss, mag für Psychotherapeuten und Psychiater berufsbedingt zwar gelten. Bei manchen Menschen ist es aber vergebliche Mühe, weil einem die eigenen Worte wie ein Bumerang wieder um die Ohren fliegen. Arroganz und Ignoranz sind keine wirklich gute Lösung v.a. wegen der schädlichen Nebenwirkungen, aber manchmal einfach der effektivste Selbstschutz.
Man allen sollte man reden, aber nicht mit allen immer und immer wieder, da gebe ich Ihnen Recht. Vielleicht müssen das Politiker noch am ehesten.
Also: „mit psychopathologisch gestörten Gutmenschen nicht diskutieren“ schlecht; „mit psychopathologisch gestörten Wellenvergiftern nicht diskutieren“ gut.
Eine sehr kreative Interpretation von „Es gibt niemandem, mit dem man ‚lieber nicht reden‘ sollte. „
Sie sollten den Text lesen, unter dem Sie kommentiert haben. Aus reinem Zufall behandelt er ein ähnliches Thema wie Ihr Kommentar. Der Auor schreibt darin, dass er das, was Sie ihm in den Mund legen (ohne seinen Text gründlich gelesen zu haben, scheinbar), nicht gutheißt.
Ich zitiere: „Es gibt niemandem, mit dem man ‚lieber nicht reden‘ sollte. Selbst mit Menschen, die glauben, es gäbe welche, mit denen man nicht reden sollte, muss man reden.“
Gruselig! Danke für’s Aufstöbern und den Kommentar. Hier eine aufschlussreiche Bestandsaufnahme zum Begriff „Gutmensch“:
https://www.welt.de/kultur/article138678946/Wer-Gutmensch-sagt-verdient-sich-seinen-Shitstorm.html
Lieber Herr Dr. Teuschel, Fast jeden Tag stelle ich mir selber die Frage: Soll ich mein Maul Aufmachen (damit meine ich – berechtigte – Kritik äußern oder nicht). Soll ich reden oder nicht. Ich komme fast immer zu dem Schluß, daß ich zufriedener bin, wenn ich meine Meinung (durchaus je nach „Wetterlage“ wohldosiert“) kundtue, auch wenn ich mitunter blöde und unsachliche Antworten ernte. Aber auch die kann man, wenn es sich lohnt, auskontern. Was wird, wenn niemand mehr kritisch durch die Welt läuft und nicht seinen, wenn auch ganz bescheidenen Beitrag leistet. Und: dies ist der HAUPT- Grund meines Kommentars, man darf es nicht den Politikern überlassen oder gar erwarten. Die meisten sitzen in ihren gutgesicherten Positionen, mit wohlgesicherter Altersrente, schon nach kurzer Amtszeit, und urteilen und handeln oder auch nicht, oft von oben herab…. Und auch diesen Damen und Herren muß man Paroli bieten und sei es nur durch die Wahl (oder Abwahl). Und hiermit sind wir in einem weiten Feld…
Am Rande paßt dazu:Leiste ich persönlich meinen Beitrag zum Umweltschutz, indem ich z.B. keine Plastiktüten mehr verwende, oder lasse ich es Beim Anblick der kleinerwerdenden Korallenatolle in Australien und nach dem Anblick von .Untersuchungen von qualvoll umgekommenen Fische, die voller Plastikpartikel stecken, gibt es für mich nur eine Antwort. Wenn ich dann wieder u.a. die Zustände in den asiat. Ländern sehe mit ihrem großzügigen Umgang mit Plastiktüten, neige ich wieder dazu zu kapitulieren, Aber, was dann dann? Es ist jeder gefragt in jedem Bereich und überall. Justina
Ich denke auch, dass diese Entscheidung jeden Tag wieder aufs Neue getroffen werden muss. Und jeden Tag fällt sie unter Umständen anders aus. Das Wichtige dabei ist aber doch, sich dessen bewusst zu sein und zu bleiben. Dann hat man dieses Thema nahe bei sich und ist achtsam.
Hallo Herr Teuschel, ich finde Ihren Artikel interessant. Aber könnten Sie bitte auch mal vor Ihrer eigenen Türe kehren und über die Vorurteile der Psychiater schreiben. Was ich damit meine? Hier ein Beispiel aus meiner eigenen Geschichte: vor ein paar Jahren hatte ich das Gefühl, dass mit mit meiner Familiengeschichte etwas nicht stimmt. Weil mich das Thema sehr mitgenommen hat, bin ich zu einer Psychiaterin, die mich wiederum in die hiesige Uniklinik geschickt hat. Die haben das Ganze als Wahnvorstellungen abgetan und mir die Diagnose Schizophrenie und einen Haufen Medikamente gegeben. Inzwischen hat sich herausgestellt dass es sowohl um die Herkunft meiner Familie, als auch deren Rolle in der NS in meiner Familie große Geheimnisse gab. Diesen Sommer habe ich von einem bisher verschwiegenen jüdischen Familienteil erfahren, der in der NS Zeit verfolgt und teilweise ermordet wurde. Es stellt sich immer mehr heraus, dass ich mit meiner Vermutung, dass mit meiner Familiengesxhichte etwas nicht stimmt, recht hatte. Mein Eindruck ist inzwischen eher, dass die hiesige Psychiatrie ihre eigene Geschichte während der NS Zeit noch nicht aufgearbeitet hat und deshalb meine Geschichte als „Wahn“ abgestempelt hat.
Tja, das ist nun leider ein völlig anderes Thema. Wenn Sie mit Ihrer Diagnose oder Ihrer Behandlung unzufrieden sind, sollten Sie das mit Ihren Ärzten besprechen oder den Arzt wechseln. Da kann ich nichts Erhellendes dazu beitragen. Dass „die Psychiatrie“ ihre eigene Geschichte in der NS-Zeit noch nicht aufgearbeitet hat, stimmt so pauschal nicht, hier hat der Kollege von Cranach (ehemaliger Direktor des BKH Kaufbeuren) sehr viel bewegt: https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_von_Cranach. Recht gebe ich Ihnen damit, dass die Geschichte der Vorfahren bislang zu wenig Berücksichtigung in der Einschätzung psychischer Leiden erfahren hat.
Ich glaube, ich habe in meinem ersten Kommentar den Bezug zu Ihrem Artikel nicht gut genug erklärt.
Beispielsweise schreiben Sie: 《„Spezialisierte Fachärzte“ heutiger Tage reden mit ihren Patienten. Sie nehmen sie ernst》Ich habe Psychiater und Psychotherapeuten kennengelernt auf die das zutrifft und denen ich sehr dankbar bin. Aber ich habe auch sehr viele getroffen auf die das überhaupt nicht zutrifft. Beispielsweise Psychiater die 5 Minuten Zeit haben und noch nicht mal versuchen zu verstehen, was man sagt. Und wenn man erst mal die Diagnose Schizophrene hat dann hört einem eh praktisch keiner mehr zu. Beispielsweise in der Uniklinik wo ich war hat etwa 1 1/2 Monate niemand mit mit geredet. Statt Gespräche gab es nur Unmengen an Medikamenten. Zum Glück habe ich dann später Ärzte gefunden, die mit meiner Geschichte etwas anfangen konnten und mir geholfen haben, sie aufzuarbeiten.
Noch ein Beispiel: Sie schreiben 《Menschen auf das Niveau von Kleinkindern zu reduzieren, die man nicht ernst zu nehmen braucht, zeugt nicht von psychologischer Kompetenz, sondern von Ignoranz und Arroganz.》Ich glaube in der momentanen Psychiatrie werden Menschen zum überwiegenden Teil wie Kinder behandelt. Das fängt damit an, dass man auf Diagnosen reduziert wird. Und es wird einem sehr wenig zugetraut. Beispielsweise wurde in der Psychoedukation für Leute mit Schizophreniediagnose in o.g. Uniklinik das Bild vermittelt, dass man brav seine Medikamente nehmen soll und sich damit abfinden soll, sein Leben am Rande der Gesellschaft zu verbringen. Immerhin hat mich das zu dem Entschluss geführt „Rache“ zu nehme in dem ich zumindest versuche, mein Leben auf die Reihe zu kriegen. Wenn ich jetzt wieder seit 5 Jahren in einem akademischen Beruf arbeite und seit 1 1/2 Jahren keinerlei Therapie oder Ähnliches mache und mein Leben mir immer mehr Spaß macht, dann empfinde ich eine recht große Portion Genugtuung.
Dass Sie „solche und solche“ kennengelernt haben, deckt sich wohl mit unser aller Erfahrung, dass es in jedem Beruf bessere und schlechtere Vertreter des jeweiligen Berufsstandes gibt. Da kann ich Ihnen folgen. Dass „in der momentanen Psychiatrie“ Menschen wie Kinder behandelt würden, oder dass man „auf seine Diagnosen reduziert“ werden würde, ist dagegen eine Verallgemeinerung und wie die meisten dieser vereinfachenden Sichtweisen nicht richtig.
Da diese Diskussion nichts mit dem Thema des Artikels zu tun hat, soll es damit hier auch genug sein.
Ich probiers nochmal den Bezug zu Ihrem Artikel zu erklären. Sie schreiben, dass Sandsäcke gegen die Flut zu einem Damm aufgestapelt werden und Sie sich daran beteiligen. Was ist wenn der Damm Teil des Problems ist? In neuerer Zeit passieren mehr schwere Hochwasser zum einen weil sich das Klima ändert zum anderen aber auch wegen der vielen Dämme. Früher konnte das Wasser bei starkem Regen schon im Oberlauf auf Wiesen und Felder fließen, der Fluß hatte mehr Platz. Dadurch dass heute viel mehr Flächen versiegelt sind, das Wasser deshalb nicht mehr versickern kann und durch die vielen Dämme das Wasser keine Ausweichmöglichkeit mehr hat, entstehen erst die verheerenden Fluten wenn der Damm dann bricht. – Bezogen auf die gegenwärtige Situation finde ich, dass wir die letzten Jahrzehnte in einer viel zu starren Welt gelebt haben, in der vieles nicht diskutiert oder schon gar nicht wahrgenommen wurde: beispielsweise dass sich viele Leute sich in unserem Land abgehängt oder ausgeschlossen fühlten und was in anderen Teilen der Welt vor sich geht. Es kommt mir manchmal so vor wie die Adeligen im Mittelalter, die in ihrer Burg in Luxus lebten und lange überhaupt nicht merken, dass draußen eine Revolution organisiert wird. – Vielleicht müssten wir mal anfangen, die Ursachen des Hochwassers herauszufinden und zu verändern anstatt immer nur höhere Dämme zu bauen. Dass heißt, auch wenn AfD, Pegida und Co. teilweise haarsträubende Ideen vertreten, die Wut und Angst die dahinter stecken scheinen mir sehr real. Deshalb finde ich es wichtig die Diskussion zu suchen, anstatt sich lustig zu machen oder sie als dumm darzustellen. – Die Psychiatrie (und die Medizin allgemein) trägt aus meiner Sicht zum Dammbau bei, weil sie definiert was normal und gestört oder gesund und krank ist und dadurch recht schnell abweichende Sichtweisen als krank oder gestört eingeordnet werden.
Es geht doch nichts über ein solides Schubladendenken von gscheiten Nicht-gut-Menschen 🙂 🙂 Schlimm….
In der rechten Bewegung der USA ist die Pathologisierung und Diskursverweigerung stramme Methode, mit der Begründung einet Art eingebildeter Notwehr und dem Ziel, die allgemeinen Diskursregeln auszuhebeln, um daraus einen taktischen Vorteil zu ziehen (s. Link). Vielleicht wsr’s ja ein Versuchsballon? http://www.the-niceguy.com/contributors/SurvivalGuide.html
Natürlich ist es nicht erwünscht, dass man miteinander redet, denn auf diese Weise könnte ja bei dem einen oder anderen doch noch der Groschen fallen oder sich gar jemand *gasp* von Fakten überzeugen lassen. Wie bei Sekten und Religionen auch, ist die scharfe Abgrenzung zur Konkurrenz wichtig. Nur wir haben die ultimative Wahrheit und nur wir stellen die Löffeln her, mit denen sie gefressen werden kann…und zwar in Handarbeit! Es ist daher unbedingt gebote, auch mit den rechts-orange gereinigten Schlechtmenschen zu sprechen, um sie aus ihrer Informationsblase zu holen. Man wird nie alle erreichen. Einige fühlen sich in ihrem Weltbild einfach zu wohl. Aber der Beitrag von Fritz zeigt doch, wie ängstlich man in dem Klientel davor ist, dass die eigenen Jünger mit fremden Gedanken infiziert werden könnten und man die Deutungs- und Informationshoheit verliert. Weiter informieren und konvertieren. Wir schaffen das 😉
gut gebrüllt Löwe. Ich mag dieses Psychgedöns auch nicht. Die Psychologie soll man den Fachleuten überlassen, und die wissen, wann und wo ihre Arbeit gefragt und nötig ist.
Die Sache mit den Sandsäcken, ich weiss auch nicht, ob die halten, hoffen wir es 🙂
Meine Kommentare zu Ihren Zeilen:
„Es wird ja tagein, tagaus viel Unsinn geschrieben und wenn man das alles kommentieren wollte, würde man a) sehr viel Zeit damit zubringen und b) dem ganzen Käse zu viel Ehre erweisen.“
Das stimmt – mit Ihren Zeilen ergeht es mir auch so.
„Manchmal aber reicht der Unsinn sehr weit in mein Fachgebiet hinein und dann setzte ich mich doch hin und schreibe was dazu.“
Vorsicht: Ab hier spricht der FACHmann, der über Sinn oder Unsinn zu schreiben seine Kompetenz begreift.
„… Herr Fritz hat auch einen Blog, auf dem so er unter anderem erklärt „warum der Islam von diesem Planeten verschwinden muss“ oder die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft präsentiert: „Neue Studie beweist: Über 95% der Genies (IQ über 150) wählen AfD“.
Und das hat was genau mit dem Thema zu tun? Oder ist das die Vorbereitung darauf, Vorurteile zu schüren?
„Jetzt sind also die Gutmenschen dran. Dabei ist bereits der Titel falsch.“
Sie (oder Ihre Standeskollegen) belieben zu definieren. Fein. Und wahrscheinlich soll die Definition Objektivität (wie etwas ist) vortäuschen. Schön.
„„Psychopathologisch gestört“ gibt es nicht.“
Eine Definition – Ihre? Aha.
„Die Psychopathologie ist (als ein Teilbereich der Psychiatrie) die Lehre von den Symptomen und Syndromen bei psychischen Erkrankungen.“
Die nächste Definition. Ich erschauere.
„Hier geht es um Bewusstsein, Orientierung, formales und inhaltliches Denken, Affekt, Antrieb und diese Dinge. (Übrigens ist hier auch die Wikipedia im Irrtum, wenn sie die Psychopathologie als „Lehre von den psychischen Erkrankungen“ bezeichnet.) “
Die anderen irren – Sie nicht.
„Man kann Symptome aus dem psychopathologischen Bereich aufweisen, aber man hat keine „psychopathologische Erkrankung“. Die Psychopathologie beschreibt Symptome, keine Krankheiten. Die Zuordnung der psychopathologischen Auffälligkeiten zu bestimmten Störungen ist Aufgabe der Diagnostik.“
Schon wieder einige Definitionen –würg.
„„Grün-linke Gutmenschen sind (…) krank“ schreibt Jürgen Fritz und das ist auch die einzige Aussage seines Artikels, die sich ruminativ im Text hin und her wälzt.“
Ruminativ = häufig. Endlich was dazugelernt!
„Der Autor hantiert durchgehend mit psychologisch vermeintlich klangvollen Ausdrücken und schwingt sich auf zu kühnen Theorien: …“
Er ist halt kein FACHautor – was kann man von einem NICHT-FACHmann schon verlangen? Vielleicht gar Objektivität?
Zu den „kühnen Theorien“: Sie sind zu Beginn jeder Neuerung zu finden – oder warum hat man Semmelweis in die Psychiatrie untergebracht? Und später eine Klinik nach ihm benannt? Seine „kühne Theorie“ war, dass Wöchnerinnen von den Doktores infiziert werden, wenn sie Hand-ungewaschen nach der Prosektur behandeln! Scheinbar gibt es einen Zusammenhang zwischen Erkenntnis und kühner Theorie. Oder?
„Was uns Jürgen Fritz sagen will: „Psychopathologisch gestörte Menschen“ können nicht denken, sondern nur fühlen. Das sei „ganz wie beim Tier oder beim Kleinkind“. “
Nicht nur Herr Fritz – ich zB auch. Aber wer bin ich schon??
„Mit derart gestörten Personen sollte man nicht großartig diskutieren. Man muss sie behandeln. Aber das müssen spezialisierte Fachärzte machen.“
Dummerweise widersetzen sich Psychopathen ihrer Behandlung. Sie wähnen sich gesund. Eine Reflektion ihrer Handlungen ist nicht notwendig – sie sind ja die Gesunden. Und der Rest der Bevölkerung glaubt das. Sie können noch soviel Mist verbrechen – nicht ihre Handlungen werden bewertet. Es genügt, wenn sie sich mit schönen Wort(Hülsen) – Psychopathen beherrschen dies meisterhaft – herausreden. Und dann weiter Mist produzieren. Den Schafen wird es nicht auffallen. Und ein Wolf kann ja nicht alle Schafe zeitgleich reißen – er reißt ja immer nur das langsamste. Darum sollte man auch fit bleiben!
Es gab in Studien die Erkenntnis, dass Psychopathen einen Vorteil im Erreichen von Spitzenpositionen haben. Es fehlt ihnen an Empathie – dort wo andere zaudern, haben sie schon ihre Ellbogen eingesetzt.
Ihre Statements:
• Es gibt niemandem, mit dem man „lieber nicht reden“ sollte. Selbst mit Menschen, die glauben, es gäbe welche, mit denen man nicht reden sollte, muss man reden. “
Was uns Herr Teuschel nach dieser Negationsbombe sagen will: Man muss mit Menschen reden, die glauben, mit anderen nicht reden zu sollen.
• Das Verwenden psychologisch anmutender Versatzstücke in schrägem Kontext ergibt keinen psychologisch verwertbaren Artikel, sondern ein schwer genießbares Gebräu.
Ich hab den Artikel recht gut verstanden – allerdings bin ich nicht Fachmann. Vielleicht ist dies die Voraussetzung.
• Menschen auf das Niveau von Tieren zu reduzieren hatten wir schon mal. Wollen wir nicht mehr.
Diese Menschen tun dies selber durch ihr Verhalten.
• Menschen auf das Niveau von Kleinkindern zu reduzieren, die man nicht ernst zu nehmen braucht, zeugt nicht von psychologischer Kompetenz, sondern von Ignoranz und Arroganz.
Und von Hausverstand.
• „Spezialisierte Fachärzte“ heutiger Tage reden mit ihren Patienten. Sie nehmen sie ernst. Sie vergleichen sie nicht mit Tieren. Sie benutzen kein Pseudo-Psycho-Blabla, um ihr Gegenüber damit abzuwerten.
Was ist Ihr Stundenlohn?
Der Rest Ihres Artikels ist Überheblichkeit („ich bin einer dieser spezialisierten Fachärzte“), Polemik, („Die vergifteten Wellen, dunkel und trübe, schlagen mit immer größerer Macht ans Ufer“), Zukunftsangst („Ob sie halten werden, ob das helfen wird? Ich weiß es nicht …“)
Vielleicht sollten Sie das Schreiben Berufeneren überlassen?
hominidus
Mir gefällt der Ton und die Wortwahl einiger Kommentare NICHT: Dies hier ist kein Forum zur Darstellung der eigenen Befindlichkeit und Empfindlichkeiten. Auch sollten hier keine falsch oder richtig geknüpften Aggressionen abgearbeitet werden sollen. Wenn jemand ein Huhn mit jemandem zu rupfen har, möchte er dies bitte privat tun. Es ergibt sich hier sonst eine erneute „Schräglage“, der ich (sicherlich auch andere) überhaupt nichts abgewinnen kann. Diskutieren ja, aber sachlich und sinngerichtet. Justina
Es gibt wirklich viele Missverständnisse. Nicht immer werden veröffentlichte Themen und Beiträge so verstanden, wie sie gemeint waren.
Dieser Begriff „Psychopathologisch gestört“ ist mir in dieser Zusammensetzung beider Wörter neu. Verständlich finde ich beide Wörter, wenn sie getrennt voneinander gebraucht werden, also als jeweils einzelnes Wort in einem jeweils passenden Zusammenhang.
Was die „Psychopathologie“ bedeutet, wurde bereits erklärt. Die Definition von „gestört“, dürfte allgemein verständlicher sein.
Wenn jetzt beide Wörter zusammen benutzt werden, also „psychopathologisch gestört“, dann könnte man das z.B. folgendermassen interpretieren:
Eine „psychisch erkrankte Störung“ oder „gestörte psychische Erkrankungen“ oder „gestörte Symptome und Syndrome der Krankheit“.
Irgendwie will der Begriff „psychopathologisch gestört“ nicht wirklich schlüssig werden. Oder gibt es fachliche Erkenntnisse über kranke Störungen? Gibt es psychisch gesunde Störungen und psychisch kranke Störungen? Gibt es „psychopathologisch ungestörte Symptome“?
Vielleicht kann zu dieser Begriffskonstellation „psychopathologisch gestört“ jemand doch noch etwas fachlich Erhellendes mitteilen.
Tja, da ist einfach der Wurm drin, oder? 😉
Ein interresanter Beitrag.
Liebe Gruesse
Monika
Für alle Menschen, die das Glück hatten und haben, in einer Demokratie zu leben und aufgewachsen zu sein, ist das Zuhören kein Muss, es geschieht auf freiwilliger Basis und führt sicher auch dazu, dass
die Vielfalt der Meinungsäußerungen zur Rechthaberei oder zur Provokation führen oder als eine solche missverstanden werden kann.
Wer nicht das Glück hatte, in einer Demokratie aufgewachsen und stattdessen in einer Diktatur großgeworden zu sein, für den ist das Zuhören ein Muss, es ist und war ihm nicht erlaubt, dass zu verweigern, auch dann, wenn es sich dabei nur um Rechthaberei gehandelt hat. Ich bin der Meinung, dass man nicht immer zuhören muss, wenn der Gesprächspartner nur rechthaben bzw. provozieren will, dann macht das Zuhören keinen Sinn, insbesondere dann, wenn der Rechthabende dem anderen sogar die psychische Gesundheit absprechen will. In einer Diktatur ist das immer möglich gewesen, der kritische Geist eines Menschen wurde dann als ein Beweis für seine vermeintliche „Geistesstörung“ herangezogen und er wurde auf diese Weise zusätzlich seiner Würde beraubt, es ist schon erschreckend zu sehen und zu erleben, dass es diese Versuche auch noch heute, selbst in einer Demokratie, zu geben scheint.