Weil „seelsorgerische und psychologische“ Aspekte in seinem Medizinstudium zu kurz gekommen seien, hatte ein Kollege aus Rheinland-Pfalz das Bedürfnis, diese Lücke zu schließen.
In seinem Beruf als Radiologe würden viele Patienten mit Diagnosen konfrontiert, die ihr Leben für immer verändern würden. Ohne zusätzliche Ausbildung fühlte sich der Arzt nicht kompetent genug, mit diesen Menschen adäquat umzugehen.
Diese Qualifikation wollte er sich in einem Studium der Theologie holen.
Wie auch immer man das jetzt inhaltlich bewerten mag, eins blieb dem Kollegen verwehrt: Die für das Studium anfallenden Kosten als Werbungskosten von der Steuer abzusetzen.
Das Finanzgericht Rheinland-Pfalz entschied (Az. 3 K 1240/10) gegen den Antragsteller: Seelsorge und Kommunikationsfähigkeit seien „bei einem Theologiestudium nur von ganz untergeordneter Bedeutung„.
So bleibt die Theologie das Privatvergnügen des Radiologen und wird nicht steuerlich begünstigt.
Ich hoffe nur, dass es mir nicht genau so geht. Ich fang doch jetzt ein Sinologie-Studium an. Um den Patienten das Fachchinesisch erklären zu können.
Peter Teuschel
da fällt der radiologe aber ganz schön aus dem radiologen-klischee. (das ja besagt, dass sie möglichst GAR nicht kommunizieren wollen/können ;)). dass das theologiestudium sein privatvergnügen bleibt, finde ich gut. aber die begründung hat mich ein bisschen erschüttert.
warum macht er nicht einfach einen patient-arzt-kommunikationskurs oder so?
(und ganz plakativ und überzeichnet UND unrealistisch: einfach weniger fachidiot sein und mehr mensch)
Letzteres hielte ich auch für den einfachsten/ kostengünstigsten/ erfolgversprechendsten Weg 🙂
Inhaltlich hat das Gericht recht. Aus meiner jahrelangen Fortbildungspraxis evangelischer Pfarrpersonen kann ich sagen, daß Seelsorge und Kommunikation im Wesentlichen nach dem 1. theologischen Examen – also nach der Uni – erlernt werden. Das, was der Radiologe zur Begleitung todkranker Menschen in seiner Praxis braucht, könnte er doch auch in einem Hospizhelferkurs bzw. im Rahmen eines KSA-Kurses (Klinische Seelsorgeausbildung) in 12 Wochen Vollzeit oder 2 mal 6 Wochen lernen. Da sind immer mal auch Ärzte dabei, und die sieht man nicht ungern, weil sie die Perspektive der anderen Seite und des Krankenhausalltags einbringen können.
Auch dieser Vorschlag scheint mir sinnvoller als gleich ein ganzes Studium dran zu hängen.