Krankgeschrieben? Nehmen Sie doch lieber Urlaub!

Äskulapstab

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Wenn man die Entwicklung im Gesundheitswesen so über die Jahre hinweg beobachtet, fällt vor allem auf, dass immer mehr finanzielle Aspekte beim Umgang mit Patienten eine Rolle spielen. Damit meine ich jetzt gar nicht den Verfall des Punktwertes in vergangenen Jahren bzw. den sukzessiven Rückgang des Fallwertes bei kassenversicherten Patienten.

Das spielt zwar auch eine große Rolle, kann man doch heute eine Kassenpraxis nur noch betreiben mittels kräftiger Querfinanzierung durch andere Einnahmen (Privatpatienten, Gutachten etc.).

Mein Blick geht hier mehr auf das Verhalten der Kassen gegenüber den Versicherten, sobald diese krank geworden sind.

Gerät die Krankenkasse in die Situation, Krankengeld zahlen zu müssen, so sind mitunter seltsame Praktiken zu beobachten.

Ganz aktuell: einer Patientin wurde von uns bestätigt, dass sie arbeitsunfähig ist. Hintergrund war eine heftige Konfliktsituation am Arbeitsplatz, die wegen ihrer Länge und wegen des belastenden Dauerstresses krank machte.

Nichts wirklich Ungewöhnliches also … leider.

Ungewöhnlich war aber die Maßnahme des MDK-Arztes (der hieß früher „Vertrauensarzt“ – warum weiß kein Mensch), also des Kollegen, der im Auftrag der Krankenkasse Fälle länger dauernder Arbeitsunfähigkeit beurteilt (MDK= Medizinischer Dienst der Krankenkassen). Seine Aufgabe ist es, die Plausibilität der Krankschreibung zu beurteilen und mitzuwirken, dass geeignete Maßnahmen ergriffen werden, damit der Patient wieder gesund wird. An sich eine sinnvolle Einrichtung.

Was aber mag den Kollegen geritten haben, der im obigen Fall mal kurzerhand beim Arbeitgeber der Patientin angerufen hat?

„Der Arbeitsvertrag läuft zum 31.3.13 aus? Hmm, besteht da nicht vielleicht noch Anspruch auf Resturlaub?“

Bingo!

Also ab zur Sachbearbeiterin, die flugs einen Brief an den Patienten verfasst: „Arbeitsunfähigkeit nach Beurteilung durch den MDK-Arzt beendet, nehmen Sie bitte Ihren Resturlaub!“

Wieder der Kasse (Kranken)Geld gespart – super!

Warum mich das stört?

Weil es nichts mit der Gesundheit des Patienten zu tun hat. Der ist nämlich nach unserer Einschätzung schlicht weiter arbeitsunfähig. Und im Falle fortbestehender AU ist die Kasse in der Pflicht.

Um nicht missverstanden zu werden: Wenn der MDK-Arzt zu dem Ergebnis kommt, dass der Patient mittlerweile gesund ist, soll und muss er das feststellen. Dann muss man sich überlegen, wie man mit diesem Umstand umgeht.

Aber die AU zu beenden, weil der Patient Resturlaub nehmen kann, ist eine Maßnahme, die einfach nur Geld sparen soll, unabhängig davon, ob der Patient krank ist oder nicht.

Es ist aber nicht Aufgabe des MDK, der Kasse Geld zu sparen, sondern die Gesundheit des Patienten zu beurteilen.

Und damit sind wir wieder beim Ausgangspunkt: es geht immer weniger um Gesundheit oder Krankheit des einzelnen Versicherten und immer mehr ums Geld …

Peter Teuschel

 

27 Responses
  1. Also, ich hoffe doch sehr, dass diese Patientin DAS EINZIG Richtige macht und diesen Herrn MDK-Arzt verklagt. Denn ich kann mir keinesfalls vorstellen, dass es seitens des MDK-Arztes ERLAUBT ist, mit dem Dienstgeber Kontakt aufzunehmen, geschweige denn, einem Mobbingopfer, das psychisch erkrankt ist, Urlaub aufzuzwingen. Mich wundert es bei Gott nicht, dass sich ca. 20 % der Mobbingopfer suizidieren! Wahrscheinlich noch ein Internist, der brav psychiatrische SCHLECHTachten dort macht. Denn WENN das ein Psychiater verbrochen hat, dann gehört ihm die Lizenz entzogen. Es tut mir leid, aber mir wird körperlich schlecht, wenn ich mir vorstelle, was dieser „Arzt“ aufführt! Ja, meint er, dein Depressionskrankenstand ist das Gleiche wie Urlaub? Bei dem endet der geistige Horizont noch VOR seinem Brett vorm Kopf. BITTE VERKLAGEN SIE DIESEN ARZT – die Pat. oder SIE! Wegen GEFÄHRDUNG!!!!! Aber wenn man SO etwas durchgehen lässt, dann wird das weiter Furore machen! PS: Ich habe einen sehr lieben jungen Mann gekannt, der psychisch krank war. Er wurde vom Krankenkassenarzt abgewertet und abgeurteilt, ist auf den Berg gefahren, und hat sich dort erhängt. Er hieß Max. Und war eine Seele von Mensch. DAS ist es, was GUTACHTER mit Menschen machen. Ehrlich – sie in den Tod treiben! Siehe auch Buch Dr. Bämayr – wo er auch einen Fall beschreibt, der sich nach einer psychiatrischen Begutachtung suizidiert hat! BITTE UNTERNEHMEN SIE ETWAS! Beste Grüße!!

  2. Narziss und Goldhund Antworten

    Ihr letzter Satz, verehrter Herr Teuschel, läßt sich aber doch gerne auch auf Ihre Praxis anwenden, oder irre ich?

  3. Ging es das nicht immer schon?
    Nur dass die Krankenkassen inzwischen teilweise mit einer Dreistigkeit über Patientenwohl hinweggehen, die ihresgleichen sucht.
    Und dass sich immer weniger Patienten gegen Willkür wehren, weil sie Angst vor negativen beruflichen Konsequenzen haben.

    • Natürlich geht es immer auch ums Geld. Es ist ja auch nichts dagegen zu sagen, dass die Kassen wirtschaftlich arbeiten wollen. Das Problem ist, dass es zunehmend NUR noch ums Geld geht und die Gesundheit auf der Strecke bleibt. Gerade in meinem Fach aber sind vor allem Patienten betroffen, die sich – krankheitsbedingt – oft nicht wehren können. Das macht dann schon sehr wütend. Wir haben sehr viele Patienten aus Ex-Jugoslawien. die sind oft nicht so firm mit der deutschen Sprache. Migrationshintergrund, Depression, Verständigungsprobleme, wenig Geld – da wehrt man sich nicht so leicht.

      • Das war schon ziemlich genau das, was ich meinte.
        Dass sich die Patienten nicht mehr dagegen wehren können bzw. es nicht wagen, sich zu wehren. Sei es, weil ihnen die Sprachbarriere im Weg ist, sei es, weil sie Angst haben, als „der kleine Mann“ gegen die mächtige Kasse zu kämpfen, sei es, weil sie vielleicht – wie in dem von Ihnen geschilderten Fall – Angst davor haben, sich gegen den MDK-Arzt zu wehren, weil ihr Arbeitgeber das womöglich negativ auslegen könnte.

        • & sei es einfach deswegen, weil sie DEPRESSIV sind und schlicht keine Kraft mehr haben, überhaupt noch um irgend etwas zu kämpfen.. außer um die nächsten Stunden, .. den nächsten Tag….

        • Narziss und Goldhund Antworten

          Also Frauhilde, das erlebt „der kleine Mann“ aber auch bei vielen der heutigen ÄrztInnen, die ihn – mit ständigem Hinweis auf die bösen Kassen – in drei Minuten einmal im Quartal durch die Praxis scheuchen.

          Mich persönlich strengt es an, daß ich mir seit Jahren bei bald jedem Arzt das Gejammer und die Probleme mit der Krankenkasse anhören muß.

  4. Nun ja.. Krankenkassen verhindern immer wieder GUTES für den Pat. Insoferne.. müsstest du gute Ärzte haben, wenn sie das anprangern ;-).

  5. Nun, lieber Peter Teuschel, da stellt sich mir zuerst die Frage, war es tatsächlich eine KRANKENkasse, bei der Ihre Patientin versichert ist? Oder ist es eine ehemalige KRANKENkasse, die inzwischen zur GESUNDHEITSkasse mutiert ist? Das würde nämlich manches erklären. Ist eine GESUNDHEITSkasse verpflichtet, sich um die Kranken zu kümmern? Sicher nicht. Viel wichtiger ist es für diese Kassen, sich um das Wohlergehen der Gesunden zu kümmern. Und so investiert man die Beiträge der Versicherten lieber in Yogakurse, Homöopathie und sonstige Wellnessprogramme. Damit kann man auch wunderbar neue Mitglieder werben. Und wenn die dann krank werden… Tja, dann ist man halt nicht zuständig, wenn’s zu teuer wird. Dumm gelaufen für den Versicherten… Aber der könnte ja auch in eine andere Kasse wechseln. Man wird ihm gewiss keine Träne nachweinen, denn er verursacht ja doch nur Kosten…

    • Nun, das beschreibt sehr gut einen der Trends im Gesundheitswesen: Die Kassen könnten echt den größten Spaß haben, wenn nur diese lästigen Kranken nicht wären. Gesunde versichern macht einfach viel mehr Vergnügen als Kranken Tagegeld zahlen.
      Ob es in diesem Fall die AOK eine Gesundheitskasse war, muss ich erst noch mal nachschauen, das weiß ich jetzt gar nicht auswendig.

      • Ja, die AOK ist eine Gesundheitskasse. Steht sogar im Logo. (Ich musste aber auch erst nachschauen.) Zum Glück bin ich nicht bei diesem Verein versichert.

  6. „Mobbing ist sieg des Kapitals ueber Demokratie!“ – Mobbing ist also (auch) Politik! … mit dem Ziel einen kleinen (kranken) Mann/Frau in die Ecke zu treiben!

  7. wo recht zu unrecht wird,
    wird widerstand zur pflicht.
    unbekannt

    &

    wer ein unrecht einfach hinnimmt,
    fügt ein weiteres hinzu.
    peter tille

    §

    es gibt so viele leute auf der welt
    und so wenig menschen.
    alfons petzold

    ich bin so gerne HIER.
    da ist so viel MENSCH.

    DANKE für den RAUM.

    wenn einer träumt, ist es nur ein traum,
    wenn viele träumen….wird es wirklichkeit..

    *träum*

  8. 1.Kasse leer
    2.Kranke melken
    3.Kühe züchten
    4.Geld vermehren

    Blindgänger

    „Ein wahrer Schritt aus dem Traum,
    die Wirklichkeit
    Sie geht,träumt.
    Wurzeln ziehen
    Erde bewegen
    Augen fühlen
    Weltumfassen
    „Der Mensch ist das Wort,das er sich gegeben hat“
    Wer hat mich gefragt?“

    .

  9. 20 Tage länger warten Kassenpatienten auf einen ärztlichen Facharzttermin als Privatpatienten…

    http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/kassenpatienten-warten-20-tage-laenger-auf-facharzttermin-a-893417.html

    Es fragt sich… wie viel sind für einen schwer depressiven Menschen 20 Tage….
    Einen Zusammenhang zwischen Suizidrate und Versorgungsqualität (Ärzte, Therapeuten, Beratungszentren etc.) ist nachgewiesen..

    20 Tage sind wahnsinnig lang… wenns einem schlecht geht….
    (Nicht zu vergessen, 20 Tage LÄNGER… eine gewisse Frist gibt es ohnehin vom Anruf in der Praxis bis zum Termin – und dann nochmal plus 20….)…

    Eva

  10. Alex ,Graz. Leide unter Depression …..hab bis heute drei verschiedene antidepresiva genommen…das letzte antidepresiva vertrag ich sehr gut….Das Problem : Wohnsitz in Graz Arbeitgeber in Kärnten. Das antidepresiva wird von Kärntner Gkk nicht genehmigt einfach abgelehnt. .Begründung von Chefarzt oder was auch immer er ist auf die frage warum abgelehnt?ES IST NICHT WISSENSCHAFTLICH BEWIESEN DAS DIESES ANTIDEPRESIVA POSITIVE AUSWIRKUNGEN AUF DIE MENSCHLISCHE KÖRPER HAT….Für hoch“ angesehenen“Arzt der das am Telefon gesagt hat brauchen wir auch keine Wissenschaftliche Erklärung oder?Er und seine Assistentin lehnen alles ab…und ich als unter Depressionen leidender Mensch muss alles selber machen….SUPER Oder? Telefonieren erklären und so weiter nür deswegen weil ich in der Steiermark wohne und beim Kärtner Gkk versichert bin ,Zwei Bundesländer zwei gesetze und keiner war bereit eine Lösung zu finden.Das antidepresiva bezahle ich jetzt selbst je na Packung von 48-81-120 Euro
    Übrigens bin ein gebürtiger Slowene bin seit 23 Jahren in Graz seit 2000 auch Österreicher und zahle brav Steuer ….ich hoffe das mein fall weiter geleitet wird…..durch Paragrafen und Sparmaßnahmen müssen leider zigtausende Menschen in Österreich Leiden

  11. Hallo dr.Teuschel…
    Es geht um VALDOXAN 25 mg. Verschreiben hat Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie …..zuerst Fang ich mit TRITICO an aber ich habe sehr starke Kopfschmerzen nach der Einnahme bekommen. Dann kamm MIRTAZAPIN. Das war schlimm. .desorientiert…..schwindlig …

    Alex

    • Seltsam. Hier in Deutschland ist Valdoxan ein gängiges Antidepressivum, das von allen Kassen erstattet wird.

      Auch hier und hier steht, dass es in Österreich zugelassen ist.

      Kann das sein, dass es in Österreich nur einige Kassen zahlen? Oder nur einige Bundesländer?

      • MEn kann es der „allg. Sparweg“ sein, dass solche Dinge vorkommen. In Ö ist es meines Wissen so, dass man nur in seinem eigenen Bundesland krankenversichert ist. Dh wenn ich eine Leistung in einem fremden Bundesland brauche, muss dafür ein Antrag gestellt werden (im Falle eines Unfalles oder Unvorhergesehenem kann das natürlich auch nachträglich gestellt wird und wird im Allgemeinen auch nachträglich übernommen). Die Übernahme von Medika-Kosten von einer sozusagen „nicht direkt“ zuständigen GKK kann jedoch abgelehnt werden (vlt. der Sparkurs…). Das es für depressive Pat. eine große zusätzliche Belastung ist, dass man sich mit solchen Dingen noch „herumschlagen“ muss, ist klar… Es hat jedoch auch den Anschein eines „institutionellen Mobbings“…

    • Möglichkeit: Samstag zum Arzt in Graz gehen (Dr. Usar hat in Graz Ordi am Samstag), und mit dem Rezept der StGKK Stmk. dann Medikament in der Apo zur Rezeptgebühr holen! Beste Grüße Eva

  12. Hi
    Zugelassen in Österreich ist das antidepresiva schon.Angeblich wird in der Steiremark auch genehmigt …..aber ich wohne ja i Graz und mein Arbeitgeber ist in Kärnten…..also sollte KGkk genehmigen …aber es geht nicht…..abgelehnt……wie die Frau Eva sagt ….Sparkurs ….und einige Fachärzte die aus Kärnten kommen aber in Graz tätig sind bestätigen das es sich um Sparkurs handelt…..Sogar die Menschen die ein 100 Prozentiges Pflegefall sind schäffen es nicht ….ihre Forderungen werden auch abgelehnt….dank, wie sie sagen eine Partei die das Land Kärnten hoch verschuldet hat….auch Krankenkassen

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