Arztbesuch? Überflüssig!

Glaubt man dem Vorsitzenden der Kaufmännischen Krankenkasse KKH, Ingo Kailuweit, so müsste ich ein ganz schlechtes Gewissen haben. Nach seiner Auffassung sind nämlich die Hälfte aller Arztbesuche in Deutschland überflüssig. Als Vertragsarzt hätte mir das auffallen müssen.

Damit verbindet sich ja der unausgesprochene Vorwurf, wir Ärzte würden überflüssige Besuche unserer Patienten dulden, ja gutheißen, weil wir dadurch mehr verdienen würden.

Kenner des deutschen Kassensystems liegen spätestens jetzt mit Lachkrämpfen am Boden.

Vertragsärzte der Krankenkassen bekommen nämlich für jeden Patienten ein Honorar pro Quartal. Egal, wie oft dieser Patient die Praxis aufsucht. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen wäre dem deutschen Kassenarzt derjenige Patient der liebste, der so etwa zwei bis maximal drei Mal im Quartal in die Sprechstunde kommt. Jeder weitere Termin wird nicht bezahlt, den macht der Arzt aus Menschenfreundlichkeit, beruflichem Ethos oder weil ihm nichts anderes übrig bleibt. Schließlich sind seine Patienten krank.

Der Vorwurf, viele sinnlose Termine würden den Arzt bereichern oder den Krankenkassen Kosten verursachen, ist also schon aus Gründen der Abrechnungsrealität barer Unsinn.

Sind die Vorwürfe denn inhaltlich gerechtfertigt?

Wie so oft kann ich nur aus meiner ganz persönlichen Erfahrung berichten. Ich bin jetzt seit etwas mehr als zwanzig Jahren als Facharzt niedergelassen. Wenn ich mir vorstelle, dass ich demnach zehn Jahre überflüssige Termine angeboten haben soll, die von Menschen wahrgenommen wurden, denen in Wirklichkeit nichts fehlte, so komme ich doch etwas ins Grübeln.
(Wenn ich so zurückschaue, würde ich „überflüssige“ Termine etwa im niedrigen Promillebereich ansiedeln. Mal kommt einer und will eine Krankschreibung, obwohl er gesund ist, mal ein Attest, das ich nicht nachvollziehen kann. Klar gibt es so was. Aber sehr sehr sehr selten.)

Wie kommt ein Vorsitzender einer Krankenkasse also dazu, so etwas zu behaupten?

Wahrscheinlich ist es der selbe Virus, der auch unseren Innenminister de Maiziere befallen hat, als er davon sprach, dass 70% aller männlichen Flüchtlinge aufgrund fragwürdiger Atteste für nicht abschiebwürdig erklärt würden. Eine Angabe, die sich bei genauer Überprüfung als nicht haltbar erwies.

Auch Ingo Kailuweit hat wohl diesen Virus abbekommen und mal eben so geschätzt.

Dass er damit Tausenden von Patienten und auch Ärzten unterstellt, sie wären einerseits Hypochonder (die Patienten) und andererseits nicht ganz dicht (die Ärzte), scheint ihn nicht sonderlich zu beunruhigen. Wie auch? Schließlich hat er keinerlei Konsequenzen zu fürchten. Und der feuchte Traum jedes Kassenfunktionärs ist eine Welt ohne Kranke und ohne Ärzte. Dann fließt jeder Cent der Beitragszahler in die Verwaltung der Kassen.

"Mammon" von George Frederick Watts (1885)

„Mammon“ von George Frederick Watts (1885)

Horst Seehofer hat sich mit seinem Zitat vom „Ärztepack“ unsterblich gemacht. Vom „Patientenpack“ spricht derzeit noch niemand, aber vielleicht murmelt der eine oder andere Kassenfunktionär diesen Begriff schon im Schlaf.

Peter Teuschel

25 Responses
  1. Meine Krankenkasse hingegen forderte bei der Verlängerung meiner Psychotherapie, ich müsse einmal im Quartal bei meiner Hausärztin vorstellig werden – zur „Überprüfung des Behandlungserfolgs“. Sie hat keine Ahnung, wie sie das machen soll und ich verschwende einmal im Quartal meine und ihre Zeit auf Kosten der Beitragszahler*innen.

    • Das verstehe ich auch nicht. Haben Sie eventuell irgendeine Vereinbarung über die hausarztzentrierte Versorgung mit ihrer Krankenkasse?

  2. Überflüssige Arztbesuche
    Ja, diese gibt es. Vor allem dann, wenn der Arzt so wenig Zeit hat, dass er gewissermaßen durch das Sprechzimmer rauscht, schnell etwas in seinen PC hackt, nicht zuhört und dann auch noch falsche Röntgenaufnahmen gemacht werden, die ein anderer Facharzt als nicht verwendbar einstuft.

    Solche Ärzte – die es leider scheinbar viele gibt (gern bei Orthopäden und Chirurgen) nach meiner aktuellen Erfahrung – sorgen dafür, dass Patienten unaufgeklärt und informiert sich ratlos an andere Ärzte wenden oder aber häufiger in die Praxis gehen, weil sie hoffen, irgendwie doch zu einem Ergebnis zu kommen. Ich mache das gerade seit Mitte Juni durch.

    Es geht weiter damit, dass Ärzte gem. AU-Richtlinie maximal für 2 Wochen eine AU bescheinigen dürfen. Dummerweise gibt es Fälle, wo absehbar ist, dass die AU z.B. 6 Wochen andauert. D.h. Patient hat 2 unnötige Arztbesuche (die nicht unnötig wären, wenn der Arzt überhaupt Zeit für den Patienten hätte). Einmal ganz davon abgesehen, dass der Patient bei einer AU kein Krankengeld bekommt, bevor der Zeitraum abgelaufen ist.

    Ich bin der Auffassung, dass sich vieles vermeiden liese, wenn die sog. sprechende Medizin besser vergütet und mehr zum Tragen käme. Der Patient erhält die nötigen Informationen und rennt nicht wieder zum Arzt, weil ihm etwas komisch vorkommt. Verunsichert bleibt nichts anderes, als wieder hinzugehen, weil er ja nicht weiß, dass es normal ist, was da gerade in ihm passiert.

    Hausarzt: Das der Hausarzt Hauptanlaufstelle für die Patienten sein soll, das gibt es faktisch schon seit Jahrzehnten. Ich habe das auch versucht, nur leider gibt es Regionen, wo man auf Grund der Verhältnisse leider immer wieder mal den Arzt wechseln muß. Dann wird es schwierig.

    Mir ist außerdem ziemlich unklar, warum viele Dinge, z.B. Telemedizin bei bestimmten Erkrankungen, z.B. der Psyche, nicht mehr zur Anwendung kommt. Es so schwer ist, Befunde zu bekommen, es keine zentrale Patientenakte gibt, die der Patient selbst auch einsehen kann u.s.w. Da wird so vieles an Aufwand produziert…

    Vergütet die Ärzte ordentlich, z.B. im Hausarztbereich, damit sie nicht das Fliesband anwerfen. Sie werden sehen, es würde vieles leichter und am Ende preiswerter. Bringt den Ärzten bei, wie man mit den Patienten redet, was wirklich Aufklärung ist. Gebt Sachen zum Lesen mit. Automatisch die Befunde an den Patienten. Dann wäre vieles einfacher.

    Ich habe eine Software, die kann man z.B. in Amerika hervorragend dazu benutzen, Laborwerte vom Arzt übermittelt zu bekommen. Nur hier geht das nicht. Gleiches Drama mit Röntgenaufnahmen. Nach meiner Wirbelsäulen-OP gerade habe ich mittlerweile 6 CD/DVD, statt das die Aufnahmen auf einem Server abrufbar liegen.

    Soweit von einem Patienten, einem Laien, der keine Ahnung hat. Aber der verdammt viele Kosten verursacht…

    Achso, die KVs, Ärztekammern etc. sollten sich mal die Patientenbewertungen vornehmen und bei krassen Fällen Prüfungen vornehmen. Das könnte auch Kosten reduzieren, weil diese Ärzte automatisch durch ihr Verhalten Patienten vertreiben und andere Ärzte dann von vorn anfangen müssen. Beispiele kann ich gern liefern.

    Abschließend: Es gibt zum Glück noch sehr gute, bemühte, kommunikative und empathische Ärzte. Denen ein herzliches Dankeschön, ich bin heilfroh, Sie zu haben und das es Sie gibt.

  3. Jo, und was ist mit den zig Rentnern, die von ihren Ärzten regelmäßig aufgefordert werden, doch auch nächste Woche nochmal vorbeizukommen, obwohl ihr einziges Problem eines ist: sie sind alt und sollten eigentlich längst tot sein, gäbe es dieses übertriebene Gesundheitssystem nicht ?!

  4. Seehofer hat Ärzte als „Ärztepack“ bezeichnet? Wusste ich gar nicht, ist ja lustig. Seehofer hat natürlich im Lauf der Jahre so viel gesagt, auch Skandalöses, das kann man sich beim besten Willen nicht alles merken. Google ich also mal, und finde als Quelle das hier: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13682743.html
    Das mit dem „Ärztepack“ ist ihm also 1993 im Eifer des Gezänks um das Gesundheitsstrukturgesetz rausgerutscht. Da war er ein blutjunger und kerngesunder Gesundheitsminister und noch nicht Ministerpräsident mit gelegentlichen Schwächeanfällen. Ich nehm an, er würde das nicht mehr so wiederholen.
    Du liebe Güte, Herr Dr. Teuschel, das ist bald 25 Jahre her, Sie sind aber nachtragend!

  5. Lieber Herr Dr. Teuschel, Leider ist alles richtig, was Sie schreiben. Nur noch ein Beispiel aus dem Alltag eines niedergelassenen Arztes: Ein Arzt bekommt, ganz egal ob morgens abends oder als Notfall aus dem laufenden Praxisbetrieb Euro 3,24 zuzügl. E. 2,- Fahrpauschale. Ein 2. Besuch im gleichen Quartal ist umsonst (Mengenrabatt!!). All diejenigen, die das Verhalten der Ärzte (inkl. Igelleistungen) als Abzocke der Ärzte kritisieren, nehmen nicht zur Kenntnis, daß die Mehrzahl der Ärzte aus von Ihnen zitierten Beweggründen handeln, daß Ausnahmen in JEDEM BERUf vorkommen. sie wollen dies auch nicht zur Kenntnis nehmen. Sie nutzen die noch vorhandenen Vorurteile in der Gesellschaft, nach denen die Ärzte jeden Tag einen Sack Golddukaten verdienen bei minimalem Zeitaufwand. In ihrer Argumentation kommt ihnen der Neid in vielen Teilen der Bevölkerung zupaß. Schämen sollten sich Politiker wie Herr Seehofer, der im Übrigen schon mehrfach aus gesundheitl. kritischen Situationen von den Ärzten gerettet wurde…Eine Lösung aus dieser Misere wäre ein solidarischer Zusammenhalt der Ärzte, die nur noch Leistungen nach Bezahlung erbringen. Und diese sofort und nicht erst nach 3 Mon. (auch diese bislang praktizierte Bezahlung durch die Krankenkassen ist ein zinsloses Darlehen der Ärzte). Die Politik würde ganz schnell sehen, sehen müssen, was sie zu tun hat. Justina

  6. 1. An Diejenigen, die die zu kurz ausgestellten AUs kritisieren: Dies sind Vorschriften, an die die Ärzte gehalten sind. Im Übrigen, würden die Ärzte AUs z.B. für eine längere Zeit ausstellen, hieß es die Ärzte wären oberflächliche „Gutzledoktoren“, die dem Patienten eine AU ausstellen, damit sie selber dann ihre Ruhe haben, ihre Goldstücke zählen oder sich auf dem Golfplatz verlustizieren können. Die Realität sieht leider in der regel anders aus. Die Ärzte, die vor Reichtum nicht wissen, wo sie am Wochenende zum Frühstück hinfliegen sollen, sind entweder reich von Hause aus oder sie prakitizieren ausschließlich in Privatpraxen, z.B. Schönheitschirurgen.
    2. Ich kenne keinen Arzt, der ohne Not einen Rentner jede Woche in die Praxis einbestellt, zumal er dafür überhaupt nicht bezahlt bekommt.
    3. Diejenigen, die auf der „Abzocker-Ärzte-Welle“ mitreiten, möchten sich bitte zuerst mit dem Alltag eines niedergelassenen Arztes auseinandersetzen und mit derem Honorar bzw. der nicht-Bezahlung vieler erbrachter Leistungen.
    4. Das Zitat von Herrn Seehofer mag ja uralt sein, es steht dennoch symbolisch für das Verhalten der Politiker den Ärzten gegenüber.
    5. Die Ärzte haben zwar eine sogenannte Lobby – die KVen-, die sie aus ihrer Tasche bezahlen. Selbige KVen tun aber nichts für die Ärzte. Im Übrigen sind sie der BUNDESKV unterstellt. Dies wiederum handelt, gezwungenermaßen nach den Vorgaben ihres übergeordneten Sozialministerium/ der Bundeskanzlerin. Und noch eines: Warum haben wir als Gesunheitsminister/in stets nur NICHT-Mediziner? Eine Frau Ulla Schmidt predigte zu ihrer Zeit Wasser, zog es aber für sich selber vor, Champagner zu trinken. Man denke nur an einen ihrer Privaturlaube, in dem sie auf Kosten des Steuerzahlers mit dem Dienstwagen herumkutschierte (O-Ton: Das steht mir zu!). Justina

    • Guten Tag Justina,
      ich habe nicht die Ärzte kritisiert, sondern geschrieben: „gem. AU-Richtlinie“. Es gibt Fälle, wo eine längere AU durchaus sinnvoll ist. Z.B. im Falle des Hamburger Modells. Das der Patient für die Gesamtdauer der Wiedereingliederung eine AU bekommt, ist völlig normal. Dummerweise hat man vergessen, dass mit dem Wegfall des Auszahlungsscheins für das Krankengeld der Arzt dennoch neu testieren muß, weil der Patient sonst für einen längeren Zeitraum kein Krankengeld bekommt.

      Der Patient kann während der Laufzeit der AU auch ohne das eine Verlängerung der AU-Bescheinigung nötig ist, diesen aufsuchen.

      Vielleicht jetzt verständlicher.

      Mir ist völlig klar, dass kein Klempner für das Geld, dass ein Arzt für die Konsultation in der Allgemeinmedizin erhält, auch nur die Rohrzange anfassen würde.

      Allerdings gibt es auch Ärzte, die auf Grund dieser Situation eine schlechte Versorgung liefern, die wiederum höhere Kosten nach sich ziehen. Man kann 5 min mehr einsetzen, den Patienten ordentlich beraten und informieren und er wird nicht gleich nervös werden, wenn etwas läuft, was er nicht einordnen kann. Weiß er, was passieren kann, dann ist er beruhigt und steht nicht in der Praxistür. Vielleicht ist mein Beitrag einfach nur schlecht formuliert.

      Sie sprechen das Thema KV an. Scheinbar können die Ärzte aber auch nicht ohne. Ich erinnere an Bayern, wo es eine ewige Diskussion über den Austritt gab. Ich glaube auch, dass diese KVs mittlerweile den Pfad dessen verlassen haben, der ursprünglich gewollt waren. Doch das liegt vermutlich auch an der Mentalität div. Funktionäre und deren Mentalität. Es wäre Sache der Ärzte, ihre sog. Selbstverwaltung zu reinigen.

      Das ganze System kommt mir teilweise so vor, als wären die Ärzte im System der GKV „Scheinselbständige“. Bei der Regulierung, der Budgetierung mag dieser Gedanke einen kommen.

      Grüße, JS

  7. Nachtrag: Würden die niedergelassenen Ärzte nur noch die Leistungen erbringen, die sie bezahlt bekommen, würden sie ihr Honorar nicht mit 3 monatiger zinsloser Verspätung annehmen, sondern auf sofortige Bezahlung bestehen, wäre das marode Gesundheitswesen schon längst an die wand gefahren. Kein Handwerker arbeitet umsonst. Von den Ärzten wird es aber verlangt, weigern sie sich werden sie in der Öffentlichkeit als abzockendes Pack diskriminiert oder es wird ihnen mit dem Entzug der Approbation gedroht. Justina

    • Das Problem können die Patienten aber nicht lösen, sondern kann nur durch die Ärzteschaft gelöst werden. Dazu kommt, dass die Patienten schlecht über diese Dinge informiert sind. Also sehen sie den Arzt als den Schuldigen dafür an, dass sie etwas nicht bekommen, was sie benötigen.

  8. osterhasebiene langnase Antworten

    Wenn Ärzte insgesamt schlecht verdienen würden (womit sie ihr Geld genau verdienen, weiß ich nicht), dann ist rätselhaft, woher das Vermögen/Statussymbole in Form von Immobilien, Autos ect.. kommt. Ich bin nicht neidisch, sondern lediglich verwundert. Es muss also Bereiche geben, die sehr lukrativ sind. Und die Kassenbeiträge sind so horrend, dass es beinahe schon unmoralisch ist, absolute Schmerzgrenze. Vor allem Gesunde und gesundheitsbewusste Menschen werden dadurch in gewisser Weise „gestraft“. Da muss irgend ein gravierender Fehler im System vorliegen.

  9. Also, ein paar Punkte, nicht nach Reihenfolge beantwortet:
    1. Ein niedergelassener Hausarzt (wobei nicht nach prakt. Arzt, Allgemeinarzt oder Internist unterschieden wird!!!!) bekommt für einen Patienten pro Quartal Euro 45,- ganz egal wie oft selbiger Patient die Praxis in diesem Quartal frequentiert. Ein hausbesuch wird mit Euro 3,54 zuzügl. E. 2,. Wegepauschale bezahlt. Blutentnahmen z.b. werden mit der Pauschale abgedeckt. Wochenendedienste sind von der Ärzteschaft organisiert und werden von den Ärzten bezahlt!!!! Auch dies weiß kein Mensch. Dazu: Es wird den Ärzten ein Budget gewährt, dies ist in der Regel 4. Wochen vor Quartalsende aufgebraucht. Die Ärzte arbeiten dennoch weiter, OHNE BEZAHLUNG.
    2. Ad Statussymbole, wenn man sie denn braucht: Ein Arzt kann sich 2016 keinen Ferrari etc. leisten.Die Ärzte, ich wiederhole mich, die sich diesen Luxus leisten/müssen sind entweder reich geboren oder betreiben eine lukrative Privatpraxis. Klingt hier die durchaus auch von den Politikern genährte Neidkultur durch, da Ärzte immer noch im Ranking weit vorne stehen, durch? Heutzutage wird ein Arzt, der einen GEBRAUCHTEN Mercedes fährt ( aber es ist ja ein Mercedes!!) , neidvoll beäugt.
    3. 5 Min. mehr pro Patient – recht so, das wollen auch alle Politiker. Es gibt Ärzte, die dies praktizieren bis an ihre Grenzen. Bezahlt wird aber nichts, auch Wochenend- oder Abend-Sprechstunden immer wieder gern gesehen, kosten darf es aber nichts (ganz nebenbei: auch Ärzte pflegen eine Familie zu haben.
    4. Grippewellen z.B., die TATSÄCHLICH mehr Zeitaufwand erfordern werden NICHT bezahlt.

  10. Fortsetzung, mein Computer hat mir gerade einen Streich gespielt, oder ich war unaufmerksam:
    5. o.6. Eine Abschaffung der KVen, die die Interessen der Ärzte vertreten sollten, dies aber nicht tun, wurde in Baden-Württemberg schon versucht. Lediglich 25% der Ärzte stimmten zu.
    Die angesprochene Patienten-Information: Es interessiert in der Regel NICHt, Hauptsache man bekommt, was man will ( bevorzugt erzählt man aber gerne seine Urlaubserlebnisse etc.) Dazuhin: der Zeitaufwand.
    Das Problem in toto: Die Politik ist nicht daran interessiert, dies zu lösen so lange die Ärzte mit ihrem z.Teil kostenlosen Engagement das System aufrechterhalten. Die Lösung muß in der Tat von den Ärzten selber kommen. Sie bringen die Lösung aus unterschiedlichen Gründen nicht. Sie müßten nur solidarisch zs.halten, das med. Wissen haben SIE, nicht die Politiker. Die Negativauswirkungen sehen wir schon jetzt: wer will noch Arzt werden ( lange Studien-, unbezahlte Ausbildungszeiten, viel Arbeit (60-80 Stundenpro Woche, keine angemessene Bezahlung), schon gar nicht auf dem Land. Fortsetzung folgt. Justina

  11. Es ist sehr bedauerlich, dass von offiziellen Stellen und Ämtern Patienten und Hilfesuchende generell erstmal als Leistungserschleicher gesehen haben. Hier gilt nicht wie in der Justiz in dubio pro reo, sondern jeder Patient/Hilfesuchende gilt erstmal als schuldig, bis seine Unschuld bzw tatsächliche Hilfebedürftigkeit tatsächlich bewiesen ist .
    Das ist alltägliche Diskriminierung leidender Menschen und kann von vielen bestätigt werden, die Probleme haben , ob gesundheitliche oder sonstige . Oft muss man sehr kämpfen, um die notwendige Hilfe oder Diagnostik zu bekommen, obwohl man in Leidenssituationen genau dafür nicht mehr die Kraft hat . Ich verstehe einfach nicht, warum Menschen so entwürdigend demütigend mit andern umgehen, wie das oft in Arztpraxen oder Behörden, aber auch im Alltag geschieht . Ich kann nur allen, die so herablassend mit leidenden Menschen umgehen , von Herzen wünschen, dass sie selber mal in solche Notsituationen kommen und dann sehen, wie das ist . Wenn man mit Schmerzen erstmal unter Verdacht steht , sich eine Krankschreibung oder spezielle Medikamente erschleichen zu wollen und die Not eines Menschen ignoriert wird , man nicht etwa bei Unwissenheit oder Zeitmangel eines Arztes an andere Stellen verwiesen wird, damit einem Geholfen wird, sondern man noch diskeditiert und als kleines Psycherl abgestempelt wird. Mir zb so geschehen mit hochakutem blinddarm , aber atypischen Symptomen . O-Ton Gyn-Ärztin, bei der ich seit über 20 jahren wegen rezidivierender unterleibsschmerzen unterschiedlichster ursache in behandlung war und der ich absolut vertraut hatte : Das ist ja kein Wunder bei Ihrer Vorgeschichte , bei ihnen ist eh immer alles psychosomatisch . war es nicht, die diversen chirurgen und op-berichte können das bestätigen. zum glück habe ich eine andere ärztin, die den richtigen riecher hatte und weiss, dass ich mir schmerzen nicht einbilde, dazu ist mein körpergefühl nach jahrelangem kampfsporttraining zu gut. die not-op beim chirurgen hat rechtzeitig stattgefunden, keine ahnung was sonst geschehen wäre, damals lebte ich allein. keine ahnung, ob man bei akutem blinddarmdurchbruch noch einen arzt nach hause rufen kann. ich habe es aber wegen diverser anderer probleme auch in etlichen selbsthilfegruppen erlebt, dass andere ebenso abgefertigt wurden, gedemütigt wurden, obwohl sie konkrete gesundheitliche probleme hatten ,die bei guter diagnostik kein problem mehr wären, aber bei jahrelanger nichtbehandlung dann in chronische krankheiten sich entwickeln. oder dass bei ärzten/psychiatern traumata oder komplexe ptbs ignoriert werden , negiert werden, statt dass die menschen die nötige hilfe bekommen ?
    wir brauchen mehr menschlichkeit, mehr miteinander, mehr freundlichkeit, mehr hilfsbereitschaft in unserer welt. das ist doch gar nicht so schwer . aber wie bringt man mitleidlose menschen zum umdenken, zu mehr mitgefühl. diese menschen glauben, es sei richtig, nur rational und mitleidlos zu sein , kein bisschen gutes an andere zu geben . was ist da schiefgelaufen , dass menschen so einen mangel an mitgefühl und empathie haben , nur eiseskälte in der seele ? was haben sie als kinder gelernt, um so zu sein ? oder ist das in den menschen einfach drin und das mitgefühl muss gelernt werden, sonst ist es nicht da bei erwachsenen ? jeder ist gefragt, was er andern und vor allem kindern vorlebt , damit unsere welt eine bessere wird. auch kleinigkeiten zählen, ob mülltrennung, alltagshilfsbereitschaft, freundlichkeit im überfüllten supermarkt, statt dort die mitarbeiter anzupfeifen, weil zu wenig kassen offen sind . die arbeitsbedingungen im dienstleistungsbereich sind hart genug, da brauchts keine unfreundliche kundschaft. wenn man freundlich auf die mitarbeiter zugeht in so einem markt, dann sind sie auch alle sehr hilfsbereit und freundlich, ihr job ist eh hart genug.

  12. Mit der Aussage, dass die Hälfte aller Arztbesuche überflüssig seien, wird gewissermaßen indirekt vom „Patientenpack“ gesprochen. …

  13. Ich könnte auch einige Beispiele von Arzt, Zahnarztbesuchen aufzählen, in denen ich mich nicht gut behandelt gefühlt habe, aufzählen. Man ist dann aber selber gefragt, wie man damit umgeht. Arztwechsel etc. Das bringt aber diese Diskussion hier nicht weiter. Im Übrigen gibt es in jedem Beruf Menschen, die in ihrem Job fehl am Platz sind. Ich könnte eine ganze Liste von schlechten Handwerkern, schlechten Lehrern etc. anführen. Auch die zitierte mangelnde Empathie bei vielen Ärzten ist zwar kritisierenswert und beklagenswert. Dies ist aber – leider- ein gesamtgesellschaftliches Problem, mit steigender Tendenz, gepaart mit steigender Egomanie. Der Ausgangspunkt der von Herrn Teuschel angestoßenen Diskussion war seine Kritik am Verhalten von Politikern und Kassenfürsten Ärzten gegenüber. Lösung? Schwierig, viel Öffentlichkeitsarbeit, rote Karte für selbige Politiker, solidarisches NEIN bei eingeforderte unbezahlte Arbeit etc. Weitere Vorschläge werden gerne gehört. Justina

  14. Ad: „Scheinselbständige“: Es ist in der Tat so, daß die Ärzte schon längst über keine Selbständigkeit mehr verfügen. Schon längst sind sie Angestellte (man ist schon versucht zu sagen Sklaven) der Kassen und Politiker. Ein Großteil der zu verschreibenden Medikamenten (nicht immer zum Wohl des Patienten) werden von den Kassen vorgeschrieben, bei Nichteinhaltung bezahlen die Ärzte selbige Medikamente selber. Dabei kommt es durchaus vor, daß sich Patienten bei ihrer Kasse beschweren: Eine häufig gegebene Antwort von Seiten der Kasse: Wechseln Sie doch Ihren Arzt!!!!!t….
    Ärzte dürfen fast alles machen: Am Wochenende und abends arbeiten, helfen, helfen helfen, z.B. akut schwersterkrankte von der Schippe holen etc. Nur verdienen dürfen sie nichts oder nicht viel. Für Leistungen, die von den Kassen nicht bezahlt werden (auch sinnvolle), die von den Ärzten dann als Igelleistung „verkauft“ werden, werden sie gemaßregelt und als Abzockwer der Nation abgestempelt. Die Selbständigkeit wurde den Ärzten schon längst genommen, das Risiko des Selbständigen aber nicht. Justina

  15. Jetzt haben wir lange und breit diskutiert bzw. dargelegt, daß es mit den Verdiensten der Ärzte nicht so toll aussieht, wie es gerne von den Medien und Politikern dargsestellt wird. Eines würde mich doch brennend interessieren:Warum geilt sich die ganze Welt an den angeblich so hohen – ich wiederhole mich – Gehältern der Ärzte auf? Kein Mensch diskutiert die Gehälter der Zahnärzte, der Bundestagsabgeorneten (die dazuhin noch 2. und 3.Gehälter beziehen), über Handwerker oder reiche Metzger? Sollte es nicht so sein, wie von manchen Parteien vor Jahren auf ihre Fahnen geschrieben, daß in unserer Leistungsgesellschaft jeder, aber auch jeder, auch die Ärzte für gute Arbeit auch einen guten Verdienst beziehen dürfen sollten? Bei den Ärzten ist das Gegenteil der Fall, nach aufgebrauchtem Budget können sie, aber selbstverständlich, so viel arbeiten. wie sie wollen, aber es ist alles für Gottes Lohn. Stimmen hier in Germany noch die Relationen? Justina

  16. osterhasebiene langnase Antworten

    @Justina: Neben den Zahnärzten nicht zu vergessen die Psychotherapeuten…u.a. An den Gehältern der Ärzte „geilt“ man deshalb so gerne auf, weil sie aus der Solidarkasse sprich Krankenkasse bezahlt werden, die uns auf nicht gerade solidarische Art und Weise schröpft.

    • osterhasebiene langnase Antworten

      Wenn ich irgendwas von einem Arzt will, dann heißt es in der Regel „selber zahlen“ obwohl ich jeden Monat einen abartigen Kassenbeitrag leiste. Das Penicellin-Zeug nehme ich nämlich nur, wenn ich schon halb tot bin, daher hat mich auch schon lange kein Arzt mehr gesehen. Ich warte noch auf die große Operation, um das Konto wieder auszugleichen. Kurz und überspitzt: Krankheit zahlt sich aus, Prävention wird nicht entlohnt und die Gesellschaft wird insgesamt zwar älter, aber auch kränker.

      • osterhasebiene langnase Antworten

        Und das möchte ich jetzt auch noch „loswerden“ zum Thema „Gesundheitssystem“: Als Praktikantin im Altenheim musste ich oft in Arztpraxen um Schmerzmittel „betteln“ gehen, weil die Renten von Bedürftigen nicht ausreichten, um diese zu kaufen. Meistens wurde ich in den schicken Designer-Praxen unverrichteter Dinge
        davongejagt. Manchmal bekam ich ein paar Probepackungen Schmerzzäpfchen geschenkt oder zumindest versprochen (beim nächsten Besuch des Arztes im Heim!) So schaut die Realität aus. Im Übrigen habe ich in der Alten- und Krankenpflege noch viel gruseligere Dinge gesehen und erlebt.

  17. Die Zahnärzte werden auch aus der Solidarkasse bezahlt. Die Leistungen, die die Kasse nicht übernimmt, müssen privat bezahlt werden oder über eine Zusatzkasse abgewickelt werden. Darüber regt sich niemand auf. An dem Zustand, daß Prävention unzureichend von den Kassen bezahlt werden, sind NICHT die Ärzte schuld. Es scheint mir so zu sein, daß – wie immer – ein Sündenbock gesucht wurde/wird. Und hier sind die Ärzte ein willkommenes Opfer, da sie sich nicht wehren. Dieser Umstand wird ganz gezielt von den Politikern ausgenutzt unter tatkräftiger Unterstützung der Medien. Es ist auch immer einfacher, sich ein Pickhuhn herauszusuchen als sich intensiv und objektiv mit der Materie, in diesem Fall mit der Gesundheitspolitik, auseinanderzusetzen. Der Großteil der Patienten wird wissentlich von der Politik unaufgeklärt gelassen, teilweise haben sie aber auch kein Interesse daran, die wahren Sachverhalte herauszufinden. So lange die blöden Ärzte mit ihren unbezahlten Leistungen den (maroden) Gesundheitsbetrieb am Laufen halten, ist ja alles gut (???). Justina

    • osterhasebiene langnase Antworten

      Richtig. Die Ärzte sind nicht die Hauptschuldigen, aber Mitspieler, die das marode Gesundheitssystem besser Krankheits-Geschäft aufrecht erhalten helfen. Inwieweit die Pharmaindustrie Ärzte am Gängelband hat, kann ich nicht beurteilen. Dass billige Medikamente aus der Natur, die aber wirksam wären, nicht zugelassen werden, weil daran nichts zu verdienen ist, dafür können Ärzte in der Tat nichts (Heilpraktiker wird dann Fahrlässigkeit und Unverantwortlichkeit nachgesagt, wenn sie solche anwenden). Ärzte haben „ihre“ Medikamente in ihrem Computer. Ist der dann bei der Praxiseröffnung ein Geschenk der Pharma? Ärzte sind Marionetten, aber wer zieht die Fäden? Es scheint genug Ärzte zu geben, für die genug vom Kuchen abfällt, sodass sie hier mitmachen. Es steht jedem frei zu gehen, nur die Kassenpflicht bleibt bestehen. Krankheit wird in diesem System regelrecht gefördert, weil an Gesundheit nichts zu verdienen ist und das Resultat ist: wir werden immer kränker und immer medikamentenabhängiger. Es ist auch ein unmoralisches Spiel mit der Angst: Wenn man mal „wirklich“ krank wird, nur dann kann meisten die Medizin auch nicht mehr viel retten, dann ist es oft ein Sterben auf Raten. Wenn man sich die Wartezimmergeschichten so anhört, dann könnte einem wirklich das Gruseln kommen. Der Mensch als Objekt einer Medizinmaschinerie. Gesundheit könnte oft sehr einfach und billig sein, davon will aber niemand was wissen.

  18. Ja, die Ärzte werden von den Kassenbeiträgen bezahlt, aber, wie nun oft genug dargelegt, unterbezahlt oder gar nicht. Das ist die SOLIDARISCHE Gesundheitspolitik unserer Politiker. Aber drehen wir doch den Spieß einmal um: Die Leistungen, die Patienten von den Ärzten bekommen, wie z.B. Blutabnahmen, die diese aber nicht bezahlt bekommen von der Solidarkasse, die bekommen die Patienten von der Ärzten geschenkt. Oder negativ ausgedrückt: Die Patienten nützen die Ärzte aus.
    2. Am Wochenende war ich in Hamburg und habe in einem Geschäft einen Artikel gesehen, den ich gerne gekauft hätte. Leider hat dieses Geschäft samstags nicht geöffnet. Ich rief deshalb dort heute an und wollte diesen Artikel (auf meine Kosten) geschickt bekommen. Antwort: So kleine Dinge verschicken wir nicht. Ich wäre nun niemals auf die Idee gekommen, alle Hamburger als arrogante Hanseaten zu bezeichnen. Mit den Ärzten passiert dies aber laufend. Trifft man auf einen wenig emphatischen Arzt, wird die ganze Ärzteschaft schlechthin mit diesem Stempel an den Pranger gestellt oder gar als Halbgott in Weiß diskriminiert etc. etc.
    3. Ich finde, daß in eine Diskussion wie diese ausschließlich auf der Sachebene zu führen ist, die persönliche Befindlichkeit oder Empfindlichkeit hier nichts zu suchen hat. Justina

  19. alles ein system aus lug und trug.Arzte die nicht heilen koennen Arzneimittel die den Menschen schaden Krankenkassen denen egal ist was passiert mit ihren mitglieder.

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