Smartphones in der Grundschule und der mörderische Nico

Dass schon Grundschüler von Cybermobbing betroffen sind, wie T-Online aktuell berichtet, verwundert zunächst. Grundschüler und „Cyber“ – wie geht das zusammen?

Die wenigsten Dritt – und Viertklässler sind im Netz unterwegs und einen Facebook- oder Instagram- Account werden sie in der Regel auch nicht haben.
Was aber bei nicht wenigen schon den Zugang zur virtuellen Welt öffnet, sind Smartphones.
Nachdem viele Eltern ihre Kinder mit ausrangierten Handys ausstatten, damit diese telefonisch erreichbar sind und „alte“ Handys immer mehr vom Markt verschwinden, finden sich in den Schulranzen von Grundschülern dann eben iPhones und Android-Geräte, die so eben noch mit Updates versorgt werden und deshalb als vollwertige Kommunikationsgeräte funktionieren.
Und weil die Kommunikation heutzutage nicht nur über Telefon, sondern vor allem über WhatsApp läuft, sind eben nicht wenige Grundschüler schon „voll dabei“.

Ja, und dann wundern sich die Kleinen, wenn sie folgende Sprachnachricht (!) auf WhatsApp bekommen:

„Hi, ich bin Nico, ich bin neun Jahre alt und habe keine Hände mehr. Mein Gesicht ist voller Blut und Narben. Wenn du diese Nachricht nicht an 20 Leute weiterschickst, komme ich heute um Mitternacht zu dir und bringe dich um.“

Wahlweise gibt es auch die Drohung, dass die Mama des Kindes dran glauben muss, aber nicht gleich, sondern erst in 365 Tagen.

Was für uns Erwachsene schon unangenehm klingt, kann für Kinder ein ernstes Problem bedeuten. Was wir als üble Kettenbrief-Masche erkennen, hat für Grundschüler eine direkte Bedrohlichkeit.

Welche Konsequenzen soll man daraus ziehen?

Klar, natürlich sollte man sich gut überlegen, ab wann man seiner Tochter oder seinem Sohn ein Smartphone zur Nutzung überlässt.

Erfahrungsgemäß ist der Spielraum hier aber deutlich begrenzt und spätestens, wenn das eigene Kind das einzige in der Klasse ohne Smartphone und damit vom Klassen-Chat ausgeschlossen ist, wird den meisten Eltern klar, dass Verbote hier nicht zum Ziel führen.

Die Lösung heißt Medienkompetenz. Ja, auch schon bei Grundschülern! Aufklärung über Sinn und Unsinn, über Vorteile und Risiken, auch über Gefahren, die mit der virtuellen Welt Eingang ins Kinderzimmer finden, ist heutzutage eine wichtige Aufgabe der Eltern, die weder unterschätzt noch an Institutionen wie die Schule delegiert werden kann.
Medienkompetenz bei Kinder setzt aber selbige auch bei Eltern voraus. So sollten Mütter und Väter wissen, was Facebook, Twitter und Instagram sind. WhatsApp kennen eh alle, weil sie es selbst nutzen.

Und wenn das Kind trotz Begleitung durch die Eltern mal in eine Internet-Fall tappt? Dann heißt es Ruhe bewahren, nicht schimpfen, dem Kind beistehen, die Situation analysieren und gemeinsam lösen.

Elternschaft im 21.Jahrhundert eben.

Zu diesem Thema war ich im letzten Jahr in die Talkrunde „Meryns Sprechzimmer“ in Wien eingeladen. Wer die Sendung nicht live verfolgen konnte, findet hier den link.

 

Peter Teuschel

Bild © svetabezu – Fotolia.com

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