Schreiben im Hotel

Bei meinen letzten beiden Büchern, dem „schwarzen Schaf“ und der „Zebrafrau“, habe ich mich gegen Ende der Abgabefrist für den Text für eine Woche in ein Hotel eingemietet, um dort ungestört von allen Verpflichtungen meines beruflichen und privaten Lebens noch einmal schreibtechnisch richtig Gas zu geben.

Daraus ist mittlerweile eine schöne Tradition geworden, so dass ich ganz aktuell eine Woche zum Schreiben in Salzburg war.

Glücklicherweise sind mir solche Dinge wie Schreibblockaden oder schöpferische Krisen fremd; wenn ich mir Schreibzeit verordne, dann schreibe ich auch und kann (zumindest bisher) ziemlich genau abschätzen, wie viel ich in dieser Zeit schreiben werde. Diesen Anteil des jeweiligen Buches habe ich dann planerisch schon immer im Hinterkopf, wenn es darum geht, zum Ende der Abgabefrist fertig zu werden. Das ist natürlich außerordentlich hilfreich für den gesamten Ablauf und ich danke meiner Muse, dass ich mich bislang auf sie verlassen kann!

Hier ein paar Eindrücke von den örtlichen Gegebenheiten bei den jeweiligen Büchern:

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Mein Schreibplatz für viele Seiten des „schwarzen Schafes“ in Wien. Das kommt meiner Idealvorstellung schriftstellerischer Tätigkeit schon sehr nahe!

 

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Passau. Hier entstanden einige der Geschichten aus der „Zebrafrau“.

 

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Und ganz aktuell: Salzburg. Der eigentliche Schreibtisch steht hinter dem Stuhl, aber die meiste Zeit saß ich in demselben, hatte die Beine aufs Bett gelegt und das iPad zum Schreiben in der Hand. Ob die psychedelisch anmutende Kombination der Muster und Farben Einfluss auf den Text gehabt hat, wird sich wohl erst beim Lektorat zeigen …

Über das neue Buch informiere ich hier natürlich, sobald es „spruchreif“ ist und der Verlag grünes Licht gibt.

Zum Abschluss – man möge es mir verzeihen und keinen unziemlichen Vergleich darin sehen – noch die Erklärung für meine autorentechnische Hotelaffinität. Dazu ein Blick auf den Inbegriff des Schreibens im Hotel: Der unvergleichliche Ernest Hemingway lebte und schrieb etwa 20 Jahre im Hotel „Ambos Mundos“ in Havanna, der Hauptstadt Kubas. War er abends mit dem Schreiben durch, hatte er einen Stammplatz in der Floridita Bar. Als ich vor vielen Jahren dort einen der berühmten Daiquiris bestellte, setzte ich mich direkt neben seinen Platz an der Theke. Damals war dieser noch mit einer roten Kordel abgetrennt, seit 2003 sitzt dort eine Bronzeskulptur des Schriftstellers.

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Ganz hinten im Eck, neben der blonden Dame, sitzt Hemingway in Bronze auf seinem alten Stammplatz. („Floridita bar, Havana, Cuba 1“ von Tony Hisgett from Birmingham, UK – Hemingway at the Floridita 1Uploaded by stegop. Lizenziert unter CC BY 2.0 über Wikimedia Commons

Meine Hoffnung war, durch die unmittelbare Nähe zu Hemingways Platz etwas von seinem Flair in mich aufnehmen zu können.
So richtig gespürt habe ich damals zunächst nur den Daiquiri. Aber beim dritten oder vierten Glas legte Hemingway mir die Hand auf die Schulter und flüsterte mir ins Ohr: „Junge, schreib im Hotel!“

Danke, Ernest!

 

Peter Teuschel

P.S. Hier noch (wie gewünscht) ein Blick auf die Tapete im Wiener Hotel:

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14 Responses
  1. Lieber Dr. Teuschel,
    endlich durften wir hier nun einen kleinen Einblick in Ihre Kunst des Schreibens in einem Hotel erhalten. Es sind ja auch schon dort wirklich hervorragende Werke erschienen und wir werden und müssen gespannt auf das nächste sein.
    Was mir aber ein wenig Sorge bereitet, sind diese 20 Jahre im Hotel von Hemmingway.
    Und ihre Inspiration es evtl. ebenfalls zu tun ? Ansätze sind ja schon da.
    Nicht das das ganze ja zu einem, vor allem aber einem guten Erfolg führt, nein eher die Sorge darum, das ich dann in Zukunft mit einem Liftboy oder dem Zimmermädchen im Hilton meine Termine vereinbaren muss und unser Lieber Herr Dr. Teuschel seine Sprechstunden in der Wäschekammer des burj al arab abhält.:)

  2. osterhasebiene langnase Antworten

    Das Ich ist eben ein anderer, von daher gut nachvollziehbar, dass in fremder Umgebung auch die Inspiration angeregt wird. Durch Trennung soll die symbolische Ordnung ja entstanden sein. Aber solange Sie immer wieder zurückkehren in die „Realität“, ist ja alles gut. :)Ich bin schon sehr gespannt auf Ihr nächstes Buch. Ist es ein Sachbuch oder ein Roman? Ich schreibe übrigens in einer alten Mühle, aber nur für mich selbst.

  3. Da hat Ernest Ihnen schon das Richtige eingeflüstert! Viele große Literaten logierten ja wochen-, monate- oder jahrelang in Hotels, in denen sie ausreichend Muse oder Muße fanden, Ihre Werke zu verfassen oder vollenden.

    Marcel Proust suchte sogar sieben Sommer lang im selben Hotel nach der verlorenen Zeit! Dieses Grand Hotel Cabourg wäre vielleicht ein Ort für Sie, fürs nächste Buch: ähnliche Tapetenmuster, allerdings etwas teurer als Ihre Bleibe in Wien, bei der Sie uns auf dem Foto die Tapete geschickt vorenthalten haben  (aber der Blick aus dem Fenster auf Weghuberpark und Parlament hat es verraten, dass es jenes Hotel mit der eigenwilligen Wand-Deko sein muss!).

    Und so lange Sie sich mit einer vernünftigen Mischung von Rotwein und Wasser wie jetzt in Salzburg begnügen, also nicht Hemingway’scher Trinktradition nacheifern, und auch jeweils nur eine Woche in Schreibklausur nach Niederbayern oder Österreich gehen, mache ich mir keine Sorgen, dass Sie in Ihrer Münchner Praxis nicht mehr anzutreffen wären. Wobei ich eine Praxis in Wien auch cool fände.

    Bin schon gespannt auf Ihr neues Buch, hoffe auf eine signierte Erstausgabe und werde dann mitteilen, ob ich etwas Psychedelisches, einen Hauch Evian oder Rotwein in dem Werk entdecke!

    Schönen Wochenbeginn zurück in München
    wünscht Rosalita

  4. Oh, den Haudrauf-Artikel kannte ich noch nicht (ich bin erst letzten Sommer in das Blog-Universum eingetreten)…
    Das Pizza-Messer ist echt endkrass, der Eimer einfach awesome! Wenn man jetzt noch den Stones-Spruch auf dem Kopfkissen dazunimmt, ist es wirklich ein rundum cooles Hotel.
    Hatten Sie etwa auch noch das Zimmer mit der Freiluft-Badewanne auf der Dachterrasse?

  5. Mein Buch im Bett,
    so schön drapiert,
    aber kein Leben drin
    in den Laken.
    sieht etwas abgriffen aus
    packen sie mal wieder zu
    so im leben
    und allgemein
    treibt es uns alle um
    wir wissen was wir tun.,
    oder nicht?

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