PTBS durch Mobbing oder Die Trägheit unserer Diagnosesysteme

Gestern war es mal wieder so weit. Eine meiner Patientinnen kam aus der Trauma-Ambulanz zurück. Sie hatte dort einige umfangreiche Tests absolviert und ein ausführliches Gespräch mit dem dortigen Arzt geführt.

Am Ende war die Sache klar. Sie zeigte alle wesentlichen Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und die Empfehlung lautete, sie solle eine trauma-orientierte Psychotherapie durchführen lassen.

Der Arztbrief, den sie mir vorlegte, zeigte als Diagnose … na was? Raten Sie mal!

ICD F32.2 schwere depressive Episode

Hoppla, werden jetzt manche denken, aber die typischen PTBS-Symptome und die Empfehlung, eine Traumatherapie zu machen, und das Ganze noch durchgeführt auf dem hohen Level einer Spezialambulanz … Wo ist denn die Diagnose PTBS abgeblieben?

Wenn die Diagnostik dieser Störung Fahrt aufnimmt und alles immer schneller und eindeutiger auf diese Diagnose zuläuft, kommt plötzlich eine Mauer in Sicht, auf der steht ein einziger Begriff:

Kriterium A

Manch eine Diagnose ist schon an dieser Mauer zerschellt, so auch die PTBS meiner Patientin von gestern.

Worum handelt es sich dabei? Eine chemische Formel? Ein radioaktives Element? Ein Gesetzesparagrah?

Nein, das „Kriterium A“ bezeichnet den Auslöser, also das eigentliche Trauma, das einer PTBS natürlich vorausgehen muss.

Die ICD 10 fordert:

  • Der Betroffene war (kurz oder lang anhaltend) einem belastendem Ereignis von außergewöhnlicher Bedrohung oder mit katastrophalem Ausmaß ausgesetzt, das bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde.

Das DSM IV fordert:

Es war eine Konfrontation mit einem traumatischen Ereignis gegeben und zwar:

  1. Konfrontation mit tatsächlichem oder drohendem Tod oder ernsthafter Verletzung oder Gefahr für eigene oder fremde körperliche Unversehrtheit (objektiv)
    und
  2. Reaktion: Intensive Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen (subjektiv)

Ein „Kriterium A“ wird landläufig akzeptiert, wenn es sich bei dem Trauma um schweren Unfall, Naturkatastrophe, Mordanschlag, Vergewaltigung o.ä. handelt.

Bei meiner Patientin war als Auslöser ihrer posttraumatischen Symptomatik aber jahrelanges Mobbing vorangegangen. Und diese Belastung wird in den allermeisten Fällen nicht als ausreichend schwer gesehen, um eine PTBS auszulösen.

Die Fachambulanz hat nichts falsch gemacht, sie darf unter diesen Umständen keine PTBS diagnostizieren. Der Fehler liegt vielmehr in den gängigen Klassifikationssystemen, die Mobbing als Auslöser für eine PTBS nicht einschließen.

Das führt zu dem paradoxen Effekt, dass meine Patientin zwar mit der Empfehlung einer Traumatherapie die Fachambulanz verlässt, aber die entsprechende Diagnose nicht gestellt werden darf.

Die Diagnosesysteme sind in manchen Bereichen wie Dinosaurier, die schwerfällig durch die Landschaft tappen und nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun haben.

Ein sehr unbefriedigender Zustand. Da hilft es auch nichts, wenn der Kollege Bämayr in seinem Buch „Das Mobbingsyndrom“ eine ausführliche Monographie über die traumatischen Folgen von Mobbing veröffentlicht hat und das renommierte „Lehrbuch der Psychotraumatologie“ von Fischer und Riedesser Mobbing ein eigenes Kapitel widmet. Eine Initiative zur Aufnahme von Mobbingfolgen in die ICD hat ebenfalls Dr. Bämayr gestartet.

Stand heute aber immer noch: Wer gemobbt wird, dadurch alle Symptome einer posttraumatischen Störung entwickelt und laut Empfehlung einer Spezialambulanz eine Traumatherapie durchführen soll, hat keine PTBS.

Meine Meinung dazu:

Shoked

(Diese Dame wird allmählich meine Mobbing-Facepalm-Spezialistin)

Peter Teuschel

Bild: © Little Black Cat – Fotolia.com

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28 Responses
  1. Ohne Worte, zu der Trägheit der Diagnosesysteme.
    Fragt sich nur noch, warum es überhaupt noch Fachärzte gibt.
    Schade! Gerade in unserem System, in dem es schon so vieles zu geben scheint, aber nicht das richtige zu finden ist, weil es eben genau dieses noch nicht gibt.

  2. Hallo Herr Teuschel.

    Die Problematik mit den Diagnosen – die nicht gestellt werden dürfen – weil sie nicht (noch nicht) im heiligen Buch des ICD stehen – ist unserem „Krankenversicherungssystem“ geschuldet.
    Es geht eben immer um Kosten, die durch diese oder jene BEhandlung anfallen – und die irgendjemand bezahlen muss. Eine Krankheit ist aber nur dann eine abrechenbare Krankheit, wenn z.B. sie in den Diagnosenschlüssel aufgenommen wurde.
    Es geht vielen anderen z.B. mit dem Chronischen Erschöpfungssyndrom, Borelliose, Pfeiffersches Drüsenfieber und all den unbestimmten Krankheitsbildern die dabei auftreten und behandelt – und bezahlt werden sollen – genau so.
    Meine Erfahrung damit, wie schnell eine Diagnose geändert werden kann war folgende:
    Ich beantragte einen stationären Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik.
    Diagnose: Schwere depressive Episode ohne somatische Störungen.
    In der Klinik angekommen stand auf meiner BEstätigung meiner fortdauernden Arbeitsunfähigkeit nun plötzlich nur noch mittelschwere Depression…..
    Da es um die Anerkennung meiner BErufsunfähigkeit geht und ging – ist diese „Herabstufung“ u.U. mit großen negativen Kosequenzen für mich behaftet.
    NAch einigem Nachfragen in der Klinik und bei den Ärzten kam ein Statement – das ich so nicht erwartet hatte.
    „Wir dürfen hier in der Klinik nur mittelschwerde Fälle behandeln, daher diese Änderung!“

    Wow! Durch das Betreten der Klinik und aufgrund irgendeines Kostenschlüssels ist mir schlagartig Heilung widerfahren.
    Ich möchte nicht wissen, wie viele Diagnosen zurechtgestutzt werden – nur um einen korrekten Abrechnungsschlüssel anwenden zu können.
    Viele Grüße.
    S.K.

    • Diagnosen sind Verhandlungsmasse. In erster Linie entstehen solche perversen Strukturen durch politische Maßnahmen.
      Verlierer: 1. Patienten 2. Wahrheit 3. Ärzte, die einfach nur gute Medizin machen wollen …

    • Steinböckle Antworten

      Hallo Nebelhirn, das Diagnosen abgeschwächt oder verändert werden, um Patienten bezahlbaren Therapien zuzuführen, wird ja schon dadurch widerlegt, dass in dieser Ambulanz eine Traumatherapie empfohlen wurde, jedoch sich dann der Arzt gescheut hat, von einer PTBS zu sprechen. Die Kosten für eine Therapie wären nicht niedriger geworden oder höher, wenn die richtige Diagnose dort steht.

      Vielmehr glaube ich, dass dieser Tatsache tiefere Ursachen zu Grunde liegen. Der Mensch scheut sich im allgemeinen, Mobbing als Trauma anzuerkennen. Unter Trauma versteht man heute immer noch, dass es ein einmaliges Ereignis ist, wie zum Beispiel ein Überfall oder ein Unfall. Jahrelange Qualen oder seelische Misshandlungen zählen halt leider immer noch nicht.

      Ohne jetzt einen Überfall oder Unfall schmälern zu wollen, glaube ich, dass es durchaus möglich ist, ein solches Monotrauma zuweilen besser weg zu stecken als ein komplexes Trauma durch jahrelange psychische Gewalt. Als ich damals einen kleinen Überfall hatte, habe ich dies alleine geschafft, zu überwinden. Mir half dabei am meisten, dass dieses Ereignis als schlimm anerkannt wurde. Bei meinem jahrelangen Mobbing in Schule und Internat wurde dies als normale Hänselei bagatellisiert. Beim Mobbing kommt noch hinzu, dass heute immer noch dem Opfer die Schuld gegeben wird, so nach dem Motto, dazu gehören ja immer noch 2. Leider ist dies auch heute noch, wie ich feststellen musste, bei Psychologen sehr verbreitet. Dies ist für mich der Grund, weshalb mit diesem zuweilen unbewussten Empfindungen oder auch unbewusste Ablehnung gegenüber dem Mobbingopfer, solche Dinge nicht als Trauma anerkannt werden. Zu dem Vergleich von vermeintlich weniger schlimmen Dingen und einem heftigen Monotrauma , wie zum Beispiel ein Erdbeben, hat Frau Doktor Maack auf ihrer Homepage einiges geschrieben. Dies dürfte bei einer Stichwortsuche zu finden sein. Die genaue Website ist mir nun nicht mehr gegenwärtig.

  3. Sehr geehrter Herr Teuschel,

    verständlich, dass diese Situation für Sie unbefriedigend ist.

    Andererseits kann ich mich erinnern, dass ich schon schwer gerügt wurde, wenn ich mich nach einer genauen Diagnose erkundigt habe. Zitat: „Was soll denn dieses Schubladendenken, das müssen Sie ablegen.“

    Im Lauf der Jahrzehnte ist mir aufgefallen, dass Anpassungs-/Belastungsstörungen, Angststörungen, Depressionen und Burnout sowieso immer gleich behandelt werden (Gespräche, ev. Therapie, auf Wunsch auch analytisch, immer Antidepressiva und ev. zusätzlich Neuroleptika). Was hinter der ganzen Symptomatik steht, bleibt vielleicht manchesmal verborgen? Das versteh ich sogar, es ist eben schwierig.

    Wie treffend die Diagnostik bei mir z.B. vor zehn Jahren war, weiß ich auch nicht so recht.

    Wie dem auch sei, ich freu mich, dass Sie so fleißig online unterwegs sind.

    Viele Grüße

    Fritz Gebser

    • Wenn es um Inhalte geht, sind Diagnosen wirklich verzichtbar. Im Vordergrund der Behandlung sollte stets der individuelle Patient stehen. Da ist es dann wirklich nicht wichtig, welches Etikett man draufklebt. Aber bei manchen Vorgängen, insbesondere wenn es um Entscheidungen bezüglich Versicherungsleistungen geht, kommen wir um die Diagnosen nicht herum. Und dann wäre es schon hilfreich, wenn wir die Dinge beim Namen nennen könnten und nicht durch veraltete Diagnosesysteme ausgebremst würden.

      • Ich glaube, es ist weniger das „veralterte“ Diagnosesystem, als dass der Staat keine Diagnose will, die habhaft macht, wer psychoterror-geschädigt ist. Denn damit könnten die Täter ja viel eher belangt werden – da ist doch besser, man verzeichnet mehr Suizide und kann mit den Bürgern machen, was man will 🙁 . Soweit ich weiß, gibts im ICD-10-Code auch KEINE Codierung für Folgen nach Folter – wo wir wieder dabei sind: Was es nicht gibt, darf es nicht geben….

      • Lieber Herr Teuschel,

        wenn man mir schon ein Stigma aufdrückt, dann aber bitte auch mit dem richtigen Etikett.

        Der Fokus eine stationären PTBS-Behandlung liegt nicht auf der Behandlung einer egal wie schweren gearteten Depression. Diese wird als Komorbität, wenn überhaupt, am Rande erwähnt; man sollte jedoch symptomfrei sein, um überhaupt in den „Genuss“ zu kommen und sich einer Zuteilung durch die KK würdig zu erweisen.

        Die Trägheit der Diagnosesysteme liegt wohl eher an der Schwerfälligkeit der Fachwelt (siehe DSM V und ICD 11) – ähm, kognititve Umstellfähigkeit?

        Der Unterschied der Diagnosestellung liegt m. E. auch an der Subjektivität der Bewertung durch die Person.

        Im ICD 10 legt der Behandler fest, wer „Jeder Verzweifelte“ sein könnte. Wenn ich also nicht FAST heiße, falle ich automatisch durch das Diagnose-Raster.
        Im DSM IV darf ich mich als Patient selbst dafür entscheiden, mich als sehr ängstlich, entsetzt (oder entsetzlich?) und hilflos zu erleben.

        Baumaßnahmen dauern bekanntlichweise auch weitaus länger als geplant, was nach erfolgter Fertigstellung die Wenigsten noch interessiert. Hauptsache das Ding steht endlich.
        Hier wird nur am Menschen gebaut. Die Investitionen sind somit immer abgedeckt, ob sie sich für das „Bauprojekt“ rentieren, spielt wohl eine untergeordnete Rolle. 😉

        LG Sophie

  4. Sehr verehrter Herr Dr. Teuschel!
    Tausend Dank für Ihre versierte Darstellung des Diagnostik-Problems… !
    WAS ES NICHT GEBEN DARF, GIBT ES NICHT – somit auch nicht im ICD-10.
    Mobbing darfs nicht geben, also wird die Diagnose dazu auch vertuscht.
    Man darf gespannt sein, wie der DIMDI-Antrag erledigt wird. Ich hoffe sehr auf Offenlegung der Erledigung im Blog!
    Auch hier ersieht man, dass dem Staat die Suizide weniger wichtig sind, als effektive Hilfe, Diagnostik und Therapie (selbst um einen Traumatherapeuten muss man ewig suchen, weil es kaum welche gibt 🙁 ).
    Wäre es nicht so, dann hätte man schon längst ein Anti-Mobbing-Gesetz installiert! In D und und Ö.
    Stattdessen erhebt man bei jedem Suizid mit 7 Seiten (!) die ART des Suizides, aber mit keiner Zeile das WARUM.
    Denn auch hier gilt: WAS ES NICHT GEBEN DARF, GIBT ES NICHT.
    Wo kämen wir denn da hin, wenn wir erführen, dass es viel mehr als jeder 5. Suizid ist, der auf Mobbing zurückgeht? Oder auf Hartz IV?
    Beste Grüße Eva Pichler
    Selbsthilfegruppe Mobbing Graz
    http://www.selbsthilfegruppe-mobbing-graz.at/

  5. Tja, die Diagnosen…
    Kleines Ratespiel. Was wird aus einer komplexen PTBS, die es ja so nicht gibt, weil man sich darauf nicht einigen konnte?
    Genau, eine Borderlinestörung. Auch sehr naheliegend.
    Sina

  6. Genauso, wie Sie es beschreiben, hab ich es nach langen und wiederholten Mobbing erlebt! Meine Psychotherapeutin riet mir mal zu einem Klinikaufenthalt in einer Traumaklinik (hier scheiterte es bei einer speziellen Klinik mit tollem Ruf, an der Wartezeit von über 1 Jahr) und ich sprach mit einigen Fachleuten in verschiedenen Kliniken. Mal hiess es Ptbs, mal nicht… es passte halt nicht zum Kriterium A .
    Lange Rede kurzer Sinn….nun habe ich als Diagnose (zu revidierenden mittleren – schweren depressiven Episoden) die 60.9 … weil ich halt nicht in die Schublade Ptbs passe….
    Das ist für mich mittlerweile ok. Weil ich weiss, was mit mir los ist, wo ich besonders auf mich acht geben muss und habe mir schon einiges erarbeiten, einiges lernen dürfen.

  7. Obrigkeitsgegner Antworten

    Der Staat ist eine Institution des Diebstahls, wobei Politiker und Bürokraten das Geld der Bürger stehlen. Sie werden aufgehangen, wenn die Bürger diese Nummer herausfinden und die Bürger werden im Recht sein, meint sinngemäß Goodfrey Bloom, Mitglied des Europäischen Parlaments- https://www.youtube.com/watch?v=5OjeGD2bbN4. Eine Herrschaft der Täuscher und Tyrannen?
    Montesquieu, Beccaria und Locke hatten schon vor Jahrhunderten die Tyrannei angeprangert. Beccaria warnte davor, dass der Bürger als Sklave einer Vielzahl „kleiner Tyrannen und Unterobrigkeiten“ ausgeliefert sei. Seit damals wurden die Politiker und Bürokraten sowie die Rechtsmittelmöglichkeiten und damit die Anzahl der Tyrannen um ein Vielfaches erhöht. Bei unserer Form der parlamentarischen Demokratie handelt es sich um nichts anderes als eine Scheineinrichtung- http://www.neopresse.com/politik/dach/kommentar-fragwuerdige-demokratische-prozesse/.
    Die Bundesregierung geht selbstgefällig mit den Bürgerrechten um (vgl. http://www.youtube.com/watch?v=dgsNB8JKDd8 und http://www.gruene-bundestag.de/cms/archiv/dok/294/294128.achtung_der_grundrechte.html). Auch die Petitionsausschüsse, Beamte und Richter gehen selbstgefällig und damit bürgerfeindlich mit den Bürgerrechten um. Gerichtlichen und behördlichen Entscheidungen fehlt wegen gewollter Verdrehungsabsicht der Tatsachen und der Rechtslage zumeist eine plausible Begründung, oft sogar die Sachbezogenheit (vgl. http://unschuldige.homepage.t-online.de/default.html). Offenbar macht es Herrschende glücklich, andere zu tyrannisieren.
    Schon in Schulen und Universitäten werden unsere Kinder vom Staat skrupellos getäuscht, denn die dort verbreiteten Lehren zum Grundgesetz sind irreführend, weil die obrigkeitsstaatlichen Strukturen der Monarchie beibehalten wurden (vgl. http://www.gewaltenteilung.de/idee). Anstatt paar Monarchen haben wir jetzt Hundertschaften von sogenannten Parlamentariern, die sich alle bereichern wollen.
    Das Bundesverfassungsgericht hat sich eindeutig zu den Bürgerrechten geäußert: Sie als Bürgerinnen und Bürger haben kein Recht auf Recht und auch erst recht kein Grundrecht bzw. grundrechtsgleiches Recht auf Demokratie aus dem Grundgesetz, vgl. http://www.demokratisch-links.de/die-linke-probleme-mit-demokratie-und-rechtsstaat. Die Erfolgsquote beim Bundesverfassungsgericht liegt sicher deshalb bei nur 0,2 bis 0,3 %- vgl. http://www.amazon.de/Das-Recht-Verfassungsbeschwerde-R%C3%BCdiger-Zuck/dp/3406467237.
    Es rechnet es sich immer wieder für die Regierungen als “Billigung und Belohnung”, Straftaten gegen die Menschenrechte zu begehen. Auch der Sinn und Zweck des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte ist, den Menschen eine Illusion von einer heilen Welt der Menschenrechte vorzuspielen. Die Menschenrechtsopfer werden finanziell, gesundheitlich und sozial abgebrannt- vgl. http://derhonigmannsagt.wordpress.com/tag/europaischer-gerichtshof-fur-menschenrechte/. Dass Rechtsbrüche und Rechtsbeugungen systemkonform sind, bestätigt u.a. auch ein Richter a.D.- vgl. z.B. http://www.odenwald-geschichten.de/?p=1740 und dass Staatsdiener Menschen zerstören wollen sowie dass nach Auswertung von hunderten Rechtsfällen die Verarmung der Bürger mit Hilfe der Staatsorgane erfolgreich betrieben wird, kann man unter http://unschuldige.homepage.t-online.de/flugblat.htm bestätigt finden. Dass der Rechtsstaat auf dem Papier keinen Eingang finden kann in die Köpfe und die Herzen der Menschen, die ihn vertreten sollen, wird auch unter- http://web.wengert-gruppe.de/wengert_ag/news/2003/SteuerstrafverfinDeutschland.pdf bestätigt.
    Die Leute nehmen den Schurkenstaat hin, denn es kränkt ihren eigenen Narzissmus, wenn sie sich ständig vorstellen müssen, beherrscht und ohne Einfluss zu sein (vgl. http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychohygiene/macht.html). Auch hat man Angst vor der jederzeit gewalt- und terrorbereiten Obrigkeit.
    Ein Staat, der eine Staatsgewalt zur unumschränkten und unkontrollierten Machtausübung ermächtigt, bewegt sich in Richtung Diktatur. Es ist an der Zeit, den Rechtsstaat mit Mitteln der direkten Demokratie, d.h. der Beteiligung der Bürger an der Rechtsprechung, zu errichten. Bürgergerichte sind einzuführen, vgl. https://www.change.org/p/bundesjustizminister-heiko-maas-strafbarkeit-von-rechtsbeugung-wiederherstellen-b%C3%BCrgergerichte-einf%C3%BChren.

  8. Guten Abend Herr Dr. Teuschel,
    ich bin heute bei der Suche nach Traumatherapeuten über ihren Blog gestolpert und habe mich an den verschiedenen Themen festgelesen – vor allem aber an diesem Beitrag zum Thema Mobbing.

    Ich stand letztens vor einem gleichgelagerten Problem. Da meine letzte Therapeutin leider weggezogen ist, musste ich die Therapie mit ihr beenden und bin wieder auf der Suche. Durch jahrelanges Mobbing in der Schule und psychische Quälereien durch meinen Ex-Freund habe ich viele Symptome einer PTBS entwickelt. Aus diesem Grund hatte ich auch bei einer Trauma-Ambulanz in meiner Nähe vorgesprochen, nur um dort zu hören, dass sie mich nicht behandeln könnten. Die Therapeutin im Erstgespräch war geradezu enttäuscht, dass ich nicht vergewaltigt oder nonstop physisch gequält worden war. Nur eröffnete sie mir auch, dass ich mit meiner Vorgeschichte, wenn eh nur eine soziale Phobie haben könne und mir deshalb keine Traumatherapie zustünde…und diese Barriere im ICD bringt mich allmählich an den Rand der Verzweiflung.

    Es beruhigt mich aber zu lesen, dass nicht alle Menschen / Therapeuten diese Auffassung teilen – und ich werde in meiner Gegend weitersuchen, bis ich jemand Passendes gefunden habe.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Anrish

  9. Hallo, So kurz wie möglich möchte ich meine lange Odyssee schildern, bei der ich immer noch auf der Suche bin, als traumatisiert anerkannt zu werden. Hierbei stieß ich häufig auf die Frage, was hilft Ihnen das denn? Es würde mir zeigen, dass das, was ich erlebt habe, nicht mehr bagatellisiert wird sondern wirklich ernst genommen wird, und das endlich klar ist, dass seelische Misshandlungen nicht geduldet werden und als Trauma angesehen werden. Außerdem würde ich vielleicht endlich die richtige Therapieform finden, denn bisher hat es immer Schwierigkeiten gegeben, weil ich dann in heftige emotionale Zustände kam, schlimmstenfalls sogar mit dem Gefühl, eine Glasscheibe zwischen mir und dem Therapeuten zu erleben. Ich kann mich emotional nur unpassend ausdrücken, da ich alles rational erzählen kann, aber innerlich extreme emotionale Spannungszustände habe. Daher denkt ein normaler Therapeut vielleicht, dass ich nur einfach neurotisch bin, während vielleicht ein Traumatherapeut sieht, dass hier tiefgreifender und strukturellere Störungen vorliegen. Mir wurde gesagt, jeder normale Psychiater könnte ein Trauma diagnostizieren. Somit ging ich in einer Universitätsklinik zum Termin und erfuhr, dass er das gar nicht kann. Ich hatte eine Schilderung meines Klassenkameraden dabei, der sich nicht am Mobbing beteiligt hatte, und der mir alle Quälereien, die die anderen mit mir machten, zum Zwecke der Diagnostik aufgeschrieben hat. Den Arzt hat dies nicht beeindruckt, vielmehr bezeichnete er mich als histrionische Persönlichkeit, da ich mich in den Vordergrund spielen wollte. Es wurde überhaupt keine Traumadiagnostik durchgeführt. Dann war ich bei einem Traumanetzwerk, dort hat mir dann die Psychologin gesagt, was für den einen traumatisch ist, ist für den anderen noch kein Problem. Victor Frankl sei im KZ gequält worden, ihm hatte dies nichts ausgemacht, und es gäbe Menschen, die würden sich schon als traumatisiert sehen, wenn man sie Idiot nennt. Wenn ich glaubte, ein Trauma zu haben, dann sei das eben für mich so, was bräuchte ich denn die Bestätigung von außen? Ich war dann noch in einem Trauma- und Opferzentrum, dort wurde das Mobbing und auch die emotionale Vernachlässigung in der Familie anerkannt, aber ich hatte nicht alle Symptome einer PTBS, die emotionalen Rückblenden wurden nicht als Flashbacks anerkannt. So sei ich also nicht traumatisiert, nicht einmal komplex, da man auch für ein komplexes Trauma ein PTBS bräuchte. Ich suche nun schon seit Jahren, und ich habe auch eine Psychologin kontaktiert, die meinte, wenn man traumatisiert ist, hätte man aufgrund seiner Spiegelneuronen die Tendenz, anderen auszustrahlen, mit der kann man es machen. Sie selber wäre auch geärgert worden aufgrund ihrer Sehbehinderung, und warum hätte sie sich dann wehren können und ich nicht? Auch die Psychologin von dieser Traumahilfe sagte mir, ich hätte ja schließlich auch mich mit anderen solidarisch machen können, um Hilfe zu bekommen. Weder im Elternhaus noch damals im Internat, wo ich 24 Stunden lang gequält wurde über Jahre hinweg, wurde meine Situation ernst genommen. Entweder es hieß, ich bilde mir alles ein, oder ich sei selbst schuld. Ich fühle mich alleine aufgrund dieser Reaktionen schon noch einmal sekundär traumatisiert. Ich habe hierzu auch in einer heilpädagogischen Zeitschrift einen Artikel verfasst mit dem Titel „die traumatische Suche nach dem Trauma“.

    Eine Kritik muss ich aber auch den Experten hinterlassen, denn ich hatte mich bei mehreren, die auch Bücher geschrieben haben, gemeldet, und erfuhr nur, dass sie keine Zeit haben. Einige davon sind auch in solchen Plattformen erwähnt worden. Ich habe bei einem sogar nicht einmal eine Antwort erhalten. Dafür kann natürlich kein Experte etwas, dass es zu wenig Behandlungsmöglichkeiten gibt, aber ich werde noch nicht einmal an jemand anderen empfohlen. Wenn es so viele Menschen gibt, die auf einen Therapieplatz warten, muss es ja demnach auch Menschen geben, die einen Therapieplatz erhalten haben, sonst wären ja die Therapeuten nicht alle ausgebucht. Warum bekommen die einen einen Platz und die andere nicht? Es kann nicht daran liegen, dass die anderen immer schneller sind, oder dass ich jedes Mal zu einem ungünstigen Zeitpunkt meine Anfrage starte. Ich weiß, dass ich in der Gegenübertragung kein angenehmer Mensch bin, aber dies ist ja genau den Ereignissen geschuldet, weswegen ich in Therapie gehen will. Vielleicht gibt es hier, vielleicht aber auch nicht, eine Auswahl, welche Patienten angenehm erscheinen und welche nicht. Intuitiv spürt man das ja schon ziemlich schnell. Und wenn dann noch andere Behinderungen und andere tiefgreifende Entwicklungsstörungen vorliegen, sind die meisten Therapeuten schon abgeschreckt. Dann ist halt mal einfach kein Termin frei.

    Ich finde, durch den Kampf, den ich schon bei meiner Odyssee durchgemacht habe, bin ich auch schon immer wütender geworden. Ich komme mir vor wie jemand, der mit seinen Erlebnissen Hausieren geht und schäme mich schon, mich wie auf dem Markt feilbieten zu müssen, wer nimmt mich und kann mich endlich behandeln? Dieses Mobbing ist jetzt Jahre her, aber der Stachel sitzt immer noch tief, und ich weiß einfach, dass es behandelt werden muss. Ein Traumatherapeut fragte mich, was dies für Auswirkungen auf die Gegenwart hat, und ich konnte ihm keine konkreten Punkte nennen. Dennoch kommen bei mir Symptome vor, die durchaus einer komplexen PTBS zu Grunde liegen könnten. Aber bisher hat man mich nur als Person mit akzentuierter Persönlichkeitsstörung in Richtung instabil abgestempelt. Dies wird jetzt alles sehr Querulant urig, aber dies ist einfach meiner Verzweiflung und meiner Wut anzurechnen. Auch die Argumente, sie sind doch jetzt erwachsen, das ist schon so lange her, und jetzt können sich doch wehren, zählen für mich nicht, denn diese Sache ist noch nicht durchgearbeitet und wirklich integriert worden. Wie schon der Titel eines Buches von Ibrahim Özcan sagt, Zeit allein heilt keine Wunden.

    Immer noch mit den Hörnern durch die Wand, viele Grüße, euer Steinböckle

  10. Ich studiere selbst im sozialen Bereich und bin durch eigene Erfahrungen auf diese Seite gestoßen. Mit Entsetzen habe ich im Rahmen einer Vorlesung an der Uni festgestellt, dass Mobbing als Traumafolge nicht in dieser Form anerkannt wird. Interessiert hat es mich daher, weil ich selbst betroffen bin.
    Ich bin als Teenager zwischen 12 und 16 massivem Mobbing durch Gleichaltrige ausgesetzt gewesen. Heute bin ich fast 30 und spüre die Langzeitfolgen noch immer auf heftigste Art und Weise. Ich habe mich weitestgehend isoliert, meide Menschen in der Freizeit, ertrage keine Nähe, kann mit keinen Mitmenschen meines Alters soziale Kontakte eingehen, muss Orte vermeiden, die mit dem Mobbing in Verbindung stehen, habe bis heute Alpträume von den Situationen, in denen das Mobbing entstanden ist. Manchmal reicht es schon, wenn ich an meiner alten Schule lang fahre und ich sehe mich sofort in der alten Position wieder und vor meinen Augen läuft eine Art Film ab, wie ich erniedrigt werde. Ich könnte unendlich weiter machen und stelle mir die Frage: Wenn das kein Trauma ist, was ist es dann? Mir hat die Sache mein ganzes Leben kaputt gemacht. Ich trete auf der Stelle. Während andere sich Familien aufbauen und Kinder bekommen, wohne ich bei meinen Eltern, kann keine Ausbildung beenden, halte keine Nähe aus und bin im Umgang mit Menschen misstrauisch und vorsichtig geworden. Ich habe kürzlich den Bericht eines Traumatisierungsopfers von 2015 gelesen und konnte was die Auswirkungen angeht keinen Unterschied zu mir feststellen. Gewalt ist für mich Gewalt. In welcher Form spielt dabei keine Rolle und daher flehe ich alle Betroffenen an, sich weiterhin stark zu machen, damit Mobbing als Ursache endlich ins ICF aufgenommen wird.

    • Du hast anhand dessen was du schreibst definitiv ein Trauma davon.
      Schon heftig was du schreibst, das tut mir echt leid für dich.

  11. Immer wenn ich jemandem von meinen Vedgangenheitserlebnissen erzählt habe, musste ich hören, dass es ja schon alles sooo lange vorbei sei und ich ja jetzt (Zahl) Jahre alt wäre.

    Das musste ich mit 16 hören (dort war es noch nicht lange her), mit 17, mit 18 und jetzt mit 19. Von Therapeuten, Psychologen und Eltern. Ich frage mich, wann endlich der Moment kommt, an dem ich ernst genommen werde.

    Ich vermute bei mir auch ein Trauma, müsste aber erst einmal so weit kommen, dass man mich überhaupt erst darauf untersucht. Dank dem Internet bekam ich den Verdacht, dass ich ein Trauma haben könnte. Ich habe einfach zu anderen Symptomen manche Symptome, die sich durch eine Depression, einen Burnout oder einer Persönlichkeitsstörung usw. nicht erklären lassen. Da kann man diese Diagnosen dähnen wie man will, einige Symptome machen einfach nur mit einem Trauma sinn. Einige Denkmuster und Verhaltensweisen auch.

    Das Problem ist auch, dass ich über die „normaleren“ Dinge gut reden kann, aber die Teile der Ereignisse, die mir wirklich auf der Seele brennen, kann ich nicht aussprechen. Wenn ich daran denke, werde ich zugleich von Gefühlen überschwemmt und irgendwie zugleich betäubt (ich weiß, das hört sich blöd an) und ich kann überhaupt nichts mehr sagen, es ist als wäre mir die Fähigkeit zu sprechen abhanden gekommen.

    Auch rase ich bei bestimmten Auslösern immer wieder in so heftige Gefühlsreaktionen, die mich innerlich außer Gefecht setzen, nach außen hin aber komplett unsichtbar sind. Ich weine nicht. Ich werde gehemmt, irgendwie seltsam „starr“ im Denken, kann keine grammatikalisch richtigen Sätze mehr von mir geben und fühle die ganze Palette an negativen Gefühlen. Trauer, Verzweiflung, Ohnmacht, Wertlosigkeit, Verlorenheit, Hilflosigkeit usw. plus körperliche Symptome. Mir ist es schon mal passiert dass ich ca. 20 min regungslos dalag, mit offenen Augen, bei Bewusstsein, aber psychisch irgendwie weg.

    Ich habe noch viele weitere Symptome, aber wenn ich die jetzt alle auflisten müsste, würde ich nicht mehr fertig werden.

    Zu den möglichen Auslösern, eine ca. 2 Jahre andauernde Situation in meiner Kindheit (8, 9 Jahre), bei der ich mit dem Leben abgeschlossen hatte und der Überzeugung war meiner Mutter komplett egal zu sein. Darüber konnte ich bis jetzt noch nicht reden.

    Dann habe ich den Verdacht, dass ich mich an eine triftige Situation nicht mehr erinnern kann. Da ich an einem gewissen Zeitraum (auch ca. 8 Jahre) wenn ich zurückdenke nur noch ein schwarzes Loch sehe, das bedrohlich wirkt(e). Auch kann ich so gut wie keine Gefühle, die ich vor meinem 11. Lebensjahr mehr hatte, nachvollziehen. Ich sehe schmerzhafte Situationen, bei denen man eigentlich ausrasten müsste, wie auf einer Leinwand ablaufen, fühle aber rein gar nichts.

    Ab dem Alter von 10 bis 14 wurde ich gemobbt. Ab dem Alter von 12 wurde ich zusätzlich 3 Jahre lang von meiner Mutter grundlos fertig gemacht. Das erste Jahr hat sie mich geschlagen, gekratzt und getreten usw. auch noch, zusätzlich zu den ständigen Beleidigungen und Erniedrigungen. Der Psychoterror ging non stop und nur in der Nacht, wenn sie schliefen, war ich davor sicher.

    Ab dem Alter von 15 bis ca. 18 wurde ich von einer anderen Klasse ausgegrenzt, meine Mutter hat dicht gemacht und ein dummes Spielchen gegen mich gespielt, was mir meine Schulausbildung kostete. Nur um ihr Ego zu befriedigen. Sie hat gelogen, gegaslighted, Druck ausgeübt und eine Athmosphäre der Angst erschaffen. Ich traute mir ihr nicht viel von mir zu zeigen, da ich mich ständig bedroht fühlte.

    Dann bekam ich natürlich für alles die Schuld. – Und im Internet stand nichts anderes, da stand auch nur dass ich, das ’schwache Opfer‘ an allem schuld war. Oder es stand da, dass ich mich nicht wehren würde bzw. es nicht könnte. So dachte auch mein soziales Umfeld. Das erste was ich höre, wenn ich jemandem etwas erzähle, ist „also ich hätte mich gewehrt, warum hast du dich nicht gewehrt“. Da frage ich mich immer wieder, wie die Leute auf die Idee kommen, man würde sich in solchen Situationen nicht wehren. Natürlich habe ich mich gewehrt, natürlich habe ich mich an die Erwachsenen gewandt, aber was soll ich tun, wenn die mich stehen lassen? Wenn mich die Freunde auch stehen lassen? Wenn hier 20 (oder mehr), teilweise mit Stühlen bewaffnet gegen eine Person vorgehen und es abgesprochen ist „egal was sie tut, wir hören damit nichts auf“ (bzw. der Großteil von 3, 4 Menschen so eingeschüchtert war)? Wie hätte ich hier vorgehen sollen, damit ich etwas erreiche? Das wollte mir damals auch niemand sagen, aber alles, die Schuld, die Scham, den Zusammenschiss auf mich abwälzen, wenn etwas nicht funktionierte.

    Ich habe bis heute (19 Jahre) noch keine Anerkennung für irgendwas, was mir wiederfuhr. Es wird teilweise abgestritten, dass überhaupt etwas passierte. Da werde ich als Lügnerin hingestellt oder jemand, der eine Ausrede für eigene(s) Vergehen bzw. Versagen sucht. Es tut echt weh. Es treibt mich in die Verzweiflung. Ich will doch nur endlich Hilfe, die richtige Hilfe. Ich kämpfe schon seit Jahren selbst an der Sache rum, aber ich merke, ich brauche menschliches Verständnis von außen, um hier wirkliche Fortschritte zu machen. Nur habe ich das Gefühl, mir wird eh wieder keiner glauben. 🙁

    Jetzt stehe ich da, mit einem Haufen körperlicher Beschwerden für die kein Arzt eine Erklärung findet, einen schlechten psychischen Zustand, schlechter Stimmung, Zwängen, Ängsten, Unsicherheiten, unverarbeiteten Gefühlen, ohne zwischenmenschlicher Unterstützung, meine letzten Freunde ließen mich fallen und ohne Job und abgeschlossener Schulausbildung. Man könnte salopp sagen, ohne irgendwas, außer einer psychischen Krankheit. Jetzt ‚kann‘ ich schulisch von vorne anfangen. Danke. Ich schrie jahrelang um Hilfe, aber man nahm mich zu wenig ernst und hörte nicht mal wirklich hin.

    „Danke“ an Allen da draußen, wegen denen ich beinahe Selbstmord begangen habe. Ich hoffe so, die Fachwelt denkt hier endlich mal um, dass kein(e) zweite(r) Teenager(in) solch eine „Odyssee“ erleben muss. Es wäre so viel negatives in meinem Lebensweg einfach komplett vermeidbar gewesen, wäre ich zeitgerecht aufs richtige untersucht worden und vor allem, wäre nichts bagatellisiert oder belächelt worden.

    Ich hoffe hier findet ein mächtiges Umdenken statt.

  12. Als Mobbingopfer wünsche ich mir eine eigene Diagnose, natürlich kein PTBS. Jedenfalls ist es jedes Mal mit extremer Scham verbunden, wenn ich irgendwo bei einem Facharzt erklären muss dass ich „Depression“ habe. Steht auf dem Papier, aber ich bin doch nicht schuld daran dass ich gemobbt werde. Zum heftigen Mobbing kommt noch eine extreme Stigmatisierung dazu. Währenddessen sind Burnout-Patienten stolz auf ihre Diagnose, weil sie ja so hart gearbeitet hätten.

    • Ob die ICD 11 tatsächlich dazu führt, dass die PTBS bei Mobbing anerkannt wird, muss man abwartenb. Zumindest steigt die Chance. In der Praxis wird Traumatisierung durch Mobbing in einzelnen Fällen durchaus auch entsprechend behandelt.

  13. Es geht noch mehr: Verhaltenstherapie strikt nach Plan nach seelischer Gewalt. Auch solche Therapeuten gibt es, die da mitmachen.
    Die Welt ist viel zu komplex, um Systeme auf Individuen anzuwenden. Wäre ein System individuell genug, wäre es keines mehr. Andersherum sehe ich durchaus eine Lösung, nämlich eine finanzielle Gleichstellung der Behandler UND vorangegangenen Gutachtern zu erwirken. Wahrscheinlich entstehen dann auf allen Seiten neue Probleme, die ich aus meiner naiven Sicht nicht voraussehen kann, und für die ich auch keine Lösung sehe.

  14. Mich wundert es immer wieder, das zwischen Mobbing und psychischer Misshandlung kein Unterschied gemacht wird.
    Ich wurde im 5/6 Schuljahr heftig abgewertet und gemobbt, das hat mein Selbstwertgefühl verzerrt, aber mehr Folgen hatte es nicht. Ab dem 7ten Schuljahr kam eine neue Schülerin in die Klasse, die mich dann jahre lang psychisch misshandelt hat.
    Darunter verstehe ich, das man eine Person systematisch über Jahre quält (besonders wenn das wegen einem angeblich hässlichen Gesicht einem angetan wird) und wenn diese Person dann nach langer Zeit schwere Verstörungen und stark dissoziatives Verhalten an den Tag legt, die/der Täter/in trotzdem massiv damit weiter macht. Wenn es das Ziel dieser Person ist dich psychisch zu zerstören.
    Ich hab das leider Jahre erleben müssen. Ich habe dadurch sehr stark verstörtes Verhalten entwickeln, was aber grundsätzlich nur ein Abwehrmechanismus war. Ich hab mich ganz weit weg und doch ganz aufmerksam gefühlt. Ich habe mich teilweise nicht mehr bewegt und nicht mehr gesprochen oder reagiert weil ich so angst hatte. Ich hab den größten Teil meiner Person abgespalten und war weg. Nur ein abgespaltener Teil von mir ging noch zur Schule. Wenn ich heute eine zb Arbeitsstelle besuche passiert das wieder. Ich habe dann das Gefühl ich werde eine andere Identität, ich bin dann auch nicht irgendwo im Hintergrund. Mutiple PS habe ich aber nicht.
    Ich habe als Kind s.m erlebt (ca. eine Woche) und das war fast genauso nur erwas weniger schlimm weil das nicht über jahre ging. Aber das gleiche, wie dieses „nicht weg können“ und das aushalten MÜSSEN und die gleiche grosse Angst. Deshalb hab ich bis heute diese dissoziative Störung. Ich hatte als Kind wegen s.m. die PTBS und heute die KPTBS und leider ist zweiteres tausend mal schlimmer. Es ist schwer damit ein Leben zu führen.
    Und wenn ich lese das viele der Meinung sind das pschische Misshandlung noch nicht mal ein Trauma auslösen könnte (was einfach falsch ist) fühle ich mich verrückt/falsch/abnormal. Bin ich unnormal das ich leide? Stimmt mit mir was nicht?
    Bei mir wurde jedenfalls ein Trauma schon diagnostiziert. Trotzdem denke ich das mit mir was nicht stimmt das ich heute so bin. Ich fühle mich damit unnormal. Vielleicht stimmt das ja.

    Trotzdem wünsche ich mir, das psychische Misshandlung und auch massives Mobbing in der Schule und auf der Arbeit strikt verboten wird und vor allem endlich!!! strafbar wird! Ich will einfach nicht, das anderen auch so viel angetan wird wie mir, denn ich weiß was es mit einem machen kann. Und ich weiss wie es ist jahrelang dafür die Schuld zu bekommen, keine Hilfe zu bekommen. Und außerdem ist es unendlich peinlich. Auch die Folgen sind peinlich und ich bin froh das ich hier anonym bleiben kann.

    • In der Tat ist es kaum auszuhalten, dass so etwas über Jahre stattfinden kann, ohne dass jemand einschreitet oder es sonstwie geahndet wird. In den letzten Jahren ist eine Tendenz zu erkennen, die Folgen solcher Gewalteinwirkung als „komplexe posttraumatische Störung“ zu klassifizieren und damit zumindest den traumatisierenden Effekt zu bestätigen. Über diese Schiene ist zumindest eine sinnvolle Traumatherapie möglich.

    • Es wäre tatsächlich etwas dafür zu sagen, dass man für Mobbing ein Gesetz entwickelt. Frankreich hat dies bereits getan. https://www.stern.de/politik/ausland/mobbing-wird-in-frankreich-kuenftig-mit-gefaengnisstrafen-bekaempft-31404804.html Die Argumentation von Frankreich: Wenn man als Gesellschaft zeigen will, dass man ein bestimmtes Verhalten absolut nicht akzeptiert, muss man auch durch die Gesetzgebung ein Zeichen setzen. Ich kann dieser Argumentation folgen. Sicherlich wenn die Folgekosten 1,4 Millionen Dollar per Individuum hoch sind => „In the USA, it has been estimated that preventing high school bullying results in lifetime cost benefits of over $1.4 million per individual.“ => https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4552909/

  15. Ein Artikel, der mich nicht beruhigt aber berührt.
    „Ich pulle Dir ein Auge mit einem rostigem Löffel aus“ und andere Gewaltandrohungen am Arbeitsplatz, neben schon harmlosen Beleidigungen und Nötigungen, wie Urlaubsverweigerung weil nach Arbeitssicherheit gefragt wurde, führten nicht zu einer Diagnose die eine Vermutung auf ein Trauma beinhaltet.
    Auch in der Reha Klink vorgelegte Schriftstücke in denen per Rundmail Toilettenzeiten öffentlich gemacht wurden führten in die stufenweise Widereingliederung , bzw. in den Abbruch dieser u d machten alle tatsächlichen gesundheitlichen Erfolge zunichte.
    Auch nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses wird kein vollständiges Zeugnis erstellt und die Urlaubsabgeltung von 124 Tage mit einem Grundgehalt ohne Zurechnung der Zulagen ausgezahlt. Es wird vermutlich straffrei bleiben, das öffentliche Interesse könnte fehlen.
    Ich könnte es in meiner Wut und Verzweiflung extremer ausdrücken, hoffe eigentlich auf Genessung und habe dann doch einen Antrag auf EU Rente gestellt. Ich gehe von einer Ablehnung aus!
    Eine Änderung der Gesetzte würde ich begrüßen. Leider auch hier wenig Hoffnung. Es gab einmal den Antritt (meine 2021).

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