Psychiatrische Gutachten: Berufsunfähigkeit, psychologische Testung und die NSA

Pfingstmontag. 28 Grad.
Was macht der Psychiater da?

Baden? Biergarten? Bummeln?

Nein, arbeiten natürlich!

Gut, Mitleidheischmodus aus.

Heute sind mir wieder zwei Gutachten untergekommen, die erneut die ganze Problematik vieler Begutachtungen zeigen.
In beiden Fällen ging es um die Frage der Berufsunfähigkeit. Beide Probanden wurden ausführlich psychiatrisch untersucht sowie psychologisch getestet.
Die psychiatrischen Untersuchungen waren jeweils nicht zu beanstanden.

Das Problem war, dass sich beide Gutachter in ihrer Einschätzung auf die Ergebnisse der psychologischen Testung verlassen haben. Diese Testung war von beiden Probanden erfolgreich absolviert worden, das heißt, keiner der beiden zeigte einen Leistungsabfall während der mehrere Stunden andauernden Prozedur.

Beide Probanden hatten auch in den immer mitlaufenden Tests zur Simulation/ Aggravation normale Werte, was bedeutet, dass kein Hinweis für ein absichtlich schlechtes Testergebnis  vorlag.

Gut, sagten sich die beiden Gutachter, wenn so ein Test ohne Probleme klappt, ist der Proband wohl gut arbeitsfähig und belastbar.

Und genau da liegt der Irrtum. Dieser Schluss ist falsch. Beide Probanden zeichnen sich durch ein sehr hohes Anspruchsdenken an sich selbst aus; diese an Perfektionismus grenzende Haltung hat auch beide an den Rand des Burnouts geführt.

Solche Menschen können sich schon mal einen Tag für eine Testung konzentrieren und sogar gute Ergebnisse erzielen.

Beide berichteten aber auch, dass sich ihr Zustand nach der Begutachtung deutlich verschlechtert habe, dass diese Konzentrationsleistung, bei der sie alles mobilisiert hatten, was an Kräften noch da war, eine Überforderung war.

Interessanterweise erklärten sich beide Gutachter die Diskrepanz zwischen den Schilderungen der Patienten und dem Testergebnis damit, dass eine „subjektive Wahrnehmung“ im Rahmen der Depression dazu führe, dass der Proband sich in seiner Leistungsfähigkeit als schlechter empfinde, als er tatsächlich sei. „Beweis“: das gute Testergebnis.

Nach meiner Einschätzung (die unter anderem auf der mindestens einjährigen Behandlung dieser Probanden als meine Patienten beruht) ist das ein Fehlschluss.

Man kann nicht nach einem einmaligen Test auf die Belastbarkeit über Tage, Wochen und Monate hinweg schließen!

Dieses Dilemma der psychiatrischen Begutachtung ist nicht leicht zu lösen. Aber auf diese Weise macht es jedenfalls keinen Sinn.

Seit einigen Jahren ist eine deutliche Tendenz zu erkennen, in psychiatrischen Gutachten das Hauptgewicht auf die „Messung psychischer Symptome“ zu legen. In dieser Sackgasse ist dann plötzlich alles möglich: Schneidet der Patient bei der Testung schlecht ab, so weist das auf „Verdeutlichungstendenzen“ hin, schneidet er gut ab, so sieht er sich offenbar schlechter als er ist. In beiden Fällen kann nach dieser gutachterlichen Logik der Anspruch auf Leistungen von der Versicherung abgelehnt werden.

Ich kann die Angst der Versicherer manchmal schon nachvollziehen. „Es kann ja jeder alles behaupten“, sagen sie. Damit misstrauen sie aber sowohl ihren Versicherten als auch dem Gutachter. Letzterem in seiner Kompetenz, ein aussagefähiges Gutachten zu erstellen und die Schilderungen des Probanden mit dem psychischen Befund und sowohl der geltenden wissenschaftlichen Meinung als auch seiner Erfahrung abzugleichen.

Der Ausweg aus dieser Denkfalle? Bestimmt ist es nicht noch mehr Testung und Messung und Misstrauen. So funktioniert die Psychiatrie nicht.

Was passiert, wenn ich alle nur noch argwöhnisch betrachte und immer davon ausgehe, dass man mich hinters Licht führen will? Ich werde eines immer mehr verstärken:

Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle.

Übrigens habe ich neulich gehört, dass die NSA einen Teil ihrer Einnahmen dadurch bestreitet, dass sie Kurse für deutsche Versicherer anbietet: „Basisüberwachung von Versicherungsnehmern. Möglichkeiten und (leider noch) gesetzliche Grenzen.“

„Echt jetzt?“

„Nein, war nur Spaß!“

„Ist aber nicht lustig!“

„Nein, wirklich nicht.“

Peter Teuschel

36 Responses
  1. Ich habe 2 private BU-Versicherungen, und komme gerade vom zweiten Gutachtertermin….Leider muss ich Ihren Ausführungen recht geben….ich habe versucht mich zu konzentrieren, war nass geschwitzt und habe gezittert, und dann die Aussage „kassiert“…sehen Sie, es ist vorbei, sie haben es doch gut geschafft….ich fühle mich gerade wie nach einem Marathon….ich bin jetzt seit einem Jahr krankgeschrieben, meine Ärztin, ein unabhängiger Gutachter meiner privaten Krankenversicherung sind der Meinung ich kann meinen Beruf nicht mehr ausüben….die BU-Versicherer spielen auf Zeit und beauftragen Gutachter….Ich kenne die Ergebnisse noch nicht, aber ich habe mich auf jeden Fall gefühlt wie ein Schwerverbrecher…..
    Schade dass die Welt so verkommen ist….by the way…ich habe 20 Jahre Versicherungen verkauft….

    • Wenn Sie selbst Versicherungen verkauft haben, wissen Sie ja, wie wichtig das Prinzip Vertrauen dabei ist. Der Kunde ist bereit, in guten Zeiten zu zahlen für schlechte Zeiten, von denen jeder hofft, dass sie nie kommen werden. Tritt der Fall dann doch ein und die Versicherung verweigert/ verzögert die Zahlung, so ist die Enttäuschung groß. Beim Gutachter haben diese Menschen dann oft das Gefühl, wie Betrüger oder Simulanten behandelt zu werden. „Verkommene Welt“ ist ein guter Ausdruck dafür.

    • Hallo M.K. und hi Peter Teuschel.
      Bin gerade durch Zufall über den Blog gestolpert….und hab immer noch Gänsehaut.
      Mir passier gerade das Gleiche – wie MK. War ebenfalls in der Branche – habe Depression seit fast 4 Jahren – meine KV hat die BU bestätigt – meine BU-Versicherung schickte mich zum Gutachter (IMB!!) und lehnte ab. Nun muss ich klagen.
      Evtl. kann ich mit MK kontakt aufnehmen??? …

      Gruß.
      S.K.

      • …wie sich die Bilder gleichen… War über 10 Jahre in der Branche und kämpfe jetzt unfreiwillig seit Jahren…. Alle Gutachter (bis auf die der BU-Versicherung) sind sich einig. Einziges Ergebnis aus meiner Sicht: durch den Kampf und die damit verbundenen Ängste ist meine Verfassung nur noch schlechter geworden und eine Genesung in weite Ferne gerückt. Hätten die von Anfang an geleistet wäre ich jetzt wahrscheinlich längst wieder fit und in ‚Lohn und Brot‘.
        Kontakt und Zusammenschluss der Betroffenen wäre toll!

        Verkommene Welt – dem kann ich nur zustimmen 🙁

    • Wenn man sich jetzt fragt, warum es gerade so häufig die „eigenen Leute“ trifft…:
      1. Waren wir alle selbstständig und hatten entsprechend relativ hohe Rentenleistungen versichert… eben nicht nur ein paar hundert Euro monatlich. Es geht also um viel Geld. Wo es um viel Geld geht, da lohnt es sich in unserem System ganz besonders die Leistungen zu verweigern… so ist es leider nun einmal. Und da es genug „Schlechtachter“ gibt, die alles schreiben was ihre Auftraggeber gerne lesen möchten, ist es auch noch besonders einfach!
      2. Wer in der heutigen Zeit in unserer Branche erfolgreich sein will, der arbeitet bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit – leider oft auch über diese Grenze hinaus… 🙁
      3. Uns wird von Hause aus unterschwellig unterstellt, dass wir ja wissen „wie es geht“ und somit wird unsere Berufsgruppe, neben der Gruppe der medizinischen Fachleute immer besonders… „kritisch geprüft“..

      Das Leute wie wir dann dabei vor die Hunde gehen, dass interessiert doch niemanden!

    • ja, das ist die EINZIGE CHANCE!! Aber .. so viele… sind einfach… zu feig, oder zu beschäftigt 🙁 Soziales ehrenamtliches Engagement ist rar…
      Heute hab ich wieder von einer Gemobbten gehört, die war bei der Gleichbehandlungsstelle, die sagte ihr gleich ins Gesicht: Sie kann nichts tun für sie, denn sie hat das „Land“ als Dienstgeber!!!
      Eine steuergeldbezahlte Maschinerie von „Hilfs“stellen, die jeden aus dem öff. Dienst und staatsnahen Unternehmen fallen lassen – es ist zum KOTZEN!!!!
      Das nennt man systematisiertes Staatsmobbing!!!

  2. Hurra, Jesus lebt! Er heißt jetzt Dr. Winterer und arbeitet für ein IMB Institut in München. Wenn Ihr krank seid, wird Eure PKV keine Kosten und Mühen scheuen, und Herrn Dr. Winterer an jeden Ort in Deutschland laden, um Euch innerhalb von einer Stunde vollständige Genesung zu attestieren. Ich durfte dieses Wunder heute erfahren. Auch wenn Ihr in einer Millionenmetropole viele hundert Kilometer von München entfernt lebt, vertraut nicht auf die dort ansässigen Ärzte – alles Quacksalber, die Euch schon seit Jahren falsch behandeln -, denn nur die Expertise aus München befreit Euch von Eurem Leid und das im Handumdrehen.
    Wer hat noch Erfahrungen mit diesem Wunderheiler im Auftrag der Krankenkasse gemacht? Ich würde mich über Rückmeldungen freuen.

    • Hallo Audi, ich habe genau die gleiche “ Wunderheilung“ erfahren, allerdings in nur 20Min. – auf meinen Widerspruch hin hat die PKV Herrn Dr. Winterer beauftragt sein eigenes Gutachten zu begutachten. Man staunt: er kam zu dem gleichen Ergebnis!

      • Hallo Maria, ja genau. Der „Zauberer“ Priv. Doz. Dr. Winterer“ weiß alles über alles und hat immer recht 😉 Bezeichnend ist tatsächlich, dass dieser „Arzt“ seine eigenen Gutachten wieder gutachterlich beurteilen darf. Die Pervsion in Vollendung 🙂

  3. Wir mir scheint, machen sich die sich Versicherer die „unklare“ Formulierung des Wortes Berufsunfähigkeit zunutze, um die Verfahren in die Länge zu ziehen, darauf zu hoffen, dass Patienten/Versicherte nicht klagen und von einem zum nächsten Gutachter zu schicken.

    Unfähig zu sein, seinen Beruf auszuüben, muss nicht bedeuten, dass man nicht in einer anderen Form für seinen eigenen Unterhalt sorgen kann:

    1. entweder in einem gänzlich anderen Beruf, dann ist eine Umschulung sicherlich billiger und man kann darauf hoffen, dass der Versicherte durch den beruflichen Absturz nicht mehr in der Lage ist, die horrenden Versicherungsbeiträge zu zahlen und somit selbst kündigt. Trotzdem gut verdient.

    2. wer aufgrund von Depressionen, Angstzuständen, Konzentrationsstörungen, Erschöpfungszuständen nicht mehr Vollzeit arbeiten kann, schafft er das vielleicht noch zwischen 3 und 6 h täglich. Wenn Banken heutzutage so hoch spekulieren und darauf setzen können, staatlichen Rückhalt und „Recht“ zu bekommen, die Anleger auf der Stecke bleiben, warum sollten es Versicherungen nicht auch tun.

    3. wer nicht mehr unter Leute gehen kann, kann durchaus auch von zu Hause aus seine „Tüten kleben“.

    Wenn heute niemand mehr langfristig denkt und plant, sie machen es.
    Soweit zur Ethik und Moral.

    Der Ausdruck Erwerbsminderung scheint eindeutiger zu sein, egal, ob man sich dann noch minderwertiger, schlechter und als Simulant fühlt. Es impliziert im Gegensatz zur Berufsunfähigkeit, dass man selbst daran schuld ist.

    Kann ja nicht jeder das Glück haben, von der KK geschickt und der Gutachterin in ihrem eigenem Haus, trotz pünktlichen Erscheinens, früh morgens um 08.00 Uhr erst eine halbe Stunde mit der Begründung: „Ich musste erst meine achtzigjährige Mutter duschen“ begrüßt und eingelassen zu werden.
    Wenn Sie Ihnen dann noch gesteht, dass sie keine Ahnung von psychischen Erkrankungen und bisher ausschließlich Patienten mit Handicaps am Bewegungsapparat begutachtet (warum heißt das eigentlich gut, wenn es einem doch eigentlich schlecht geht?) hat und trotzdem einschätzt, dass sie nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt am Berufsleben und Alltag teilhaben können und das der KK auch so mitteilt, sind sie auf der sicheren Seite.

    Vielleicht sollten die Gutachter die Adrenalin- und Cortisolausschüttung vor, nach und während der Begutachtung messen.
    Zumindest wäre das ein handfester Beweis :mrgreen: Bei Gesunden und Simulanten dürfte die Werte nachweislich nicht so hoch ausfallen.

  4. Berlin, d. 31.05.2018
    Ich bin zufällig auf diese Seite gestossen! Ich habe es mit einem Falschgutachten in Österreich zu tun. Und jetzt hat mich ein zweiter österreichischer Gutacher begutachtet, der dem ersten Gutachten zwar nicht gefolgt ist, sich aber ein anders Ereignis aus meiner Vergangenheit raus gesucht hat um dann ebenfalls festzustellen, dass eine Kausaltät zu einem Ereignis aus meiner Vergangenheit vorhanden ist und dann auch „feststellt“ hat, dass nicht meien psychische Erkrankung durch die plötzliche unerwartete rechtwidrig Haft in Östreich resultiert, sondren schon vorher da war! Zwar ist die Befragung des 2. Gutachters bei Gericht noch nicht festgesetzt, aber ich habe mich gründlich vorberteit!
    Ich werde sicherlich auch in Östrreich als Querolant gesehen! Aber das interessiert mich nicht im geringsten. Ich habe meine Frage an Gutachter fertig und werde darauf achten, dass alles protokolliert wird. Auch ignorieren die Gutachter alle Befundberichte meiner behandelden deutsche Ärzte wie Psychiater , Psychologen, das ich auf Grund der rechtswidrigen Haft zu 50 % Schwerbehidert bin. Aber ich lasse mich nicht klein kriegen. Am liebsten würde ich dass alles öffentlich machen! Über eine+ Whitleblower- Netzwerk!

  5. Ana Maria Maier Antworten

    Hallo Hr. Teuschel,

    bin zufällig auf ihren Blog gestossen.

    habe nun vom Landesgericht ein schreiben erhalten,

    dass die Sachlage auf Grund des Entlassungsbericht der Kur-Klinik

    nicht ausreicht um die Berufung weiter aufrecht zu erhalten.

    Muss mich nun bis zum 14.06.2018 entscheiden wie es weiter geht und

    dies dem Gericht mitteilen.

    Nach telefonat mit meinen Anwalt emfiehlt mir dieser ein psychiologisches

    Gutachter erstellen zu lassen (also, ich soll dem Gericht einen Psychiater nennen, der ein Gutachten für das Sozialgericht erstellt), da sich das Gericht in seiner Enscheidung und ausschließlich auf diesen Entlassbericht stützt.

    Jetzt nun zu meiner Frage, wie erkenne ich einen guten Gutachter, und wie und wo kann ich nach jemanden suchen, gibt es irgendwo eine Liste?

    Vielen Dank für ihre Hilfe

    • Eine Liste ist mir nicht bekennt und einen guten Gutachter kann Ihnen möglicherweise Ihr behandelnder Arzt empfehlen. Sie können auch im Internet nach wohnortnahen Psychiatern mit der Zusatzbezeichnung „Forensik“ suchen. Diese Zusatzbezeichnung ist zwar nicht unbedingt für ein Gutachten erforderlich, aber bei Gericht genießen diese Kollegen einen guten Ruf.

  6. Guten Tag,

    seit nun mehr als zwei Jahren bin ich aus psychischen Gründen krankgeschrieben. Ich habe ein Berufsunfähigkeitsversicherung die nicht bezahlt!
    Es wurde bereits ein Gutachten erstellt, welches sehr widersprüchlich ist!!
    Die Berichte von Ärzten und Therapeuten außerhalb des Gutachtens beschreiben, das es mir nicht möglich ist diese Tätigkeit weiterhin nachzugehen. Nun bin ich auf der Suche nach einen Gutachter der auch für Privatpersonen arbeitet. Ich komme aus Nord West Deutschland, wo es extrem schwer ist jemanden zu finden. Wäre für alle Tipps sehr dankbar

    Mit freundlichem Gruß

    Maria Bruns

  7. Das Jobcenter hatte bei mir zwei Gutachten in Auftrag gegeben. Bei beiden wurde ich als erwerbsfähig stigmatisiert mit Einschränkungen. Niedrige bezahlte tod-mach Jobs ohne Verantwortung kann ich nach diesen Männern noch ausüben oder besser gesagt soll/muss.
    Aber das entspricht überhaupt nicht meiner tatsächlichen Leistung. Ich kann kaum 2h arbeiten und möchte mich arbeitsunfähig sprechen lassen, um Grundleistung beantragen zu können.

    Wie geht das? Ich weiß, dass die Gutachten nicht angeklagt werden können oder es Unsinn wäre, weil diesen Männern mehr geglaubt wird als mir. Und eine Anwältin oder Anwalt kann ich mir eh nicht leisten. Ich weiß nicht genau was nun zu tun ist, um als erwerbsunfähig / arbeitsunfähig zu gelten.

    Vielen Dank für Ratschläge

    • Wenn Sie arbeitsunfähig sind, müsste das Ihr Arzt mit einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung („Krankschreibung“) bestätigen. Für die Bestätigung der Erwerbsunfähigkeit müssten Sie einen Antrag bei der Rentenversicherung stellen.

  8. Mit Interesse habe ich die Berichte über Psychiatrische Gutachten gelesen. Mir selbst ist es mit meiner Berufsunfähigkeitsversicherung und dem Herrn Winterer genauso ergangen. Ich leide an einer PTBS und kann deshalb meinen Beruf nicht ausüben. Obwohl das valide, objektive Testergebnis des Instituts eindeutig eine PTBS ergab, wird diese Diagnose meiner Behandler verleugnet und eine eigene an den Haaren herbeigezogene Diagnose gestellt, so dass die Versicherung nicht zahlen muss.
    Meine Psychologin möchte sich die Arbeit machen und eine Stellungnahme schreiben. Doch habe ich in dieser Situation überhaupt eine Chance? Was kann ich gegen diese Ungerechtigkeit machen?

    • Die einzige Möglichkeit wird ein Gegengutachten sein, wobei ich in dieser Konstellation einen Anwalt konsultieren würde. Die Stellungnahme der Psychologin ist als Statement wichtig, wird aber nicht reichen.

  9. Hallo,
    vielen Dank für diesen Blogbeitrag. Ich bin gerade in genau der beschriebenen Situation:
    BU hat eine Gutachterin bestellt, welche mich direkt zu Beginn des Termins eine halbe Stunde Konzentrationstests hat machen lassen. Darauf foglte ein 4-stündiges ziemlich erniedrigendes Gespräch mit persönlichen Anfeindungen, das ich nur mit Mühe und einigen Tränen in den Pausen überstanden habe. Ergebnis: Konzentrationsfähigkeit nicht eingeschränkt = gesund. Inhalt des eigentlichen Gutachtens irrelevant (und leider ohnehin in sich widersprüchlich und an einigen Stellen schlicht falsch).

    Die Versicherung hat Stellungnahmen meiner Psychotherapeutin (inzw. 3 1/2 Jahre in ambulanter Behandlung) und meiner Psychiaterin bekommen, die mit dem Hinweis kritisiert werden, dass die dort gestellten Diagnosen nur auf „Ihrem (meinem) subjektivem Empfinden“ fußen würden.
    Jetzt stellt sich mir die Frage: Soll ich versuchen, irgendwelche psychischen Testungen von unabhängiger Stelle zu durchlaufen oder soll ich besser gleich ein neues eigenes Gutachten beauftragen? Letzteres ist zwar teuer, aber es geht auch um viel Geld bei der Versicherung. Andere Ideen habe ich keine mehr.

    Ich frage mich auch, an welchem Punkt man eine Klage ansetzt und auf was man da klagt. Die Versicherung sagt immer: „Reichen Sie uns gerne weitere Nachweise ein, dann beurteilen wir erneut.“ – Damit tun sie ja so, als ginge da noch was.

    Es ist doch hahnebüchend, dass die ernsthaft glauben (bzw. schamlos behaupten), dass ich aus Jux und Dollerei 3 1/2 Jahre zur Therapie gehe, dass Therapeutin, Psychiaterin, meine Krankenkasse und die Stelle die Behinderungsgrade vergibt (30 in meinem Fall) sich alle irren bzw. sich von mir „belügen“ lassen und nur die Versicherung hält den heiligen Gral der Allwissenheit. 🙁

  10. Hallo,
    ich wäre gesund.
    Trotzdem wurde ich zwangsweise verrentet.
    Das geschah ohne jede Begutachtung noch medizinische Unterlagen.
    Allerdings gab es eine Rechnung über einen ca. 18 stündigen Aufenthalt im MPI in MUC, die die Krankenversicherung pflichtschuldig an die DRV Bund durchgereicht hatte. Ich wurde von Behörden gemobbt und dachte, ich sei krank- deswegen ging ich dort freiwillig hin.
    Aktuell hat mir ein Polizist etwas getan, und ich bat ihn, das bitte künftig zu lassen.
    Das sollte man nicht schriftlich machen, denn es erfolgten vier Anzeigen seiner Kollegen plus eine strafbewehrte Schweigeverpflichtung durch seinen Anwalt. Die Staatsanwaltschaft schrieb mir, die angbl. Tat (angbl. Beleidigung, Verlumdung und üble Nachrede gegen den Beamten) sei klar, und ich werde jetzt zwangsweise zur Überprüfung der Schuldfähigkeit einem psychiatrisch- forenischen Psychiater vorgeführt (oder könne dort vorher selbst hingehen).

    Das Sicherheitsbedürfnis der Menschen in allen Ehren, aber dass ein Polizeibeamter mal eben so Leute kriminalisieren und psychiatrisieren dürfen, finde ich „über das Ziel hinausgeschossen“.
    Meinerseits werde ich darüber schweigen, dass er sein Dienstfahrzeug auf mich zu beschleunigte und scharf abbremste, um mich zu foppen (bin KFZ- Sachverständiger) und mich wegen eines Tweets unter Unwahrheiten in die geschlossene Dorfpsychiatrie sperrte (machte ihm sichtlich Spaß, den ich ihm ggf. nächstes Mal gönne und schweige).

    Ich stelle fest, dass Sie eine generelle Verunglimpfung der Psychiatrie ablehnen, aber selbst Verbesserungspotential in einigen Gebieten/ Fällen benennen. Mich stört, dass man die Meinung dessen, den man als „geistesgestört“ mobbt bzw. bezeichnet, dann gar nicht mehr hört. Nicht gehört zu werden wäre ein unangenehmes Gefühl.

    Ich war schon zwei Mal in einer Psychiatrie, jeweils unfreiwillig. Nie wurde eine Krankheit festgestellt. Ein drittes Mal brachte mich der Beamte in die Psychiatrie, der das jetzt nicht mehr hören möchte. Die Vermischung von Justiz und Psychiatrie stößt mir inzwischen auf, aber ich verstehe natürlich, wenn man alle Mittel nutzt, die Einem zur Verfügung stehen, um geschäftliche Interessen durchzusetzen. Ich empfinde es als überkommen, dass das aus meiner Sicht so leicht möglich ist, aber lernte, das zu beachten nach dem Motto „wer pienzt, kommt in’s Heim“ (hier: in die Psychiatrie). Laut Herrn Allen Frances, MD, aus den USA, ist es leicht möglich, (nahezu) Jedem mit dem Buch / den Leitlinien DSM-5 eine Krankheit zu bescheinigen.

    Es ist regelmäßig eine Geldfrage, dass man dann nicht entmündigt wird und/ oder eingesperrt. Das ist dann gerne vorgebliche Fürsorge, und soll angeblich eine Strafe stattdessen ersetzen (die aber gar nicht angebracht wäre). Ich habe also schlechte Erfahrungen mit der Psychiatrie gemacht, was ich bedaure. Generalisieren möchte ich das nicht, solange Leute von der Psychiatrie profitieren und es immer mal wieder auch positive Erfahrungen gibt (wie eine Entschuldigung für den im Nachhinein als unnötig angesehenen Aufenthalt). Mich stört nur, wenn Beamte Jemandes Worte als angbl. „verrückt“ darstellen, weil sie unvorteilhaft für den Beamten wirken, und da dann jeder drauf anspringt. Dann ist man zunächst völlig außen vor und es wird über Einen entschieden.

    Der Wunsch nach Macht über den Anderen fühlt sich in der aktiven Rolle besser an als in der Passiven 🙂
    Grüße
    Jan A. B.
    (meinen Namen nenne ich Ihnen gerne auf Anfrage, aber das Gemeindekommissariat drohte mir, mich einzusperren und davor habe ich ziemliche Furcht wegen der zwangsweise verabreichten Tabletten etc.)

  11. PS. danke für Ihren Blog. Ich glaube, ich hatte schon einmal geschrieben, erinnere mich aber nicht mehr genau. Bin jdf nicht böse, wenn Sie den Text nicht bringen sollten.

    Mich interessiert das Thema aus gegebenem Anlass und berührt auch meine (wirtschaftlichen) etc. Interessen. Wie gesagt, ich positioniere mich nicht pro oder contra Psychiatrie und bin nur froh, wenn Leute das Thema sensibel handhaben. Dass ich (nicht nur da) relativ sensibel bin, wäre mir klar. Entschuldigung, wenn Sie sich zugemüllt fühlen von einem möglicherweise aus Ihrer Sicht Antipsychiatrieschwurbler; es ist mir nur angenehm, über das Thema etwas zu lernen und mich damit auseinanderzusetzen, solange ich es kann. Ich beanstande ausdrücklich nur den Missbrauch von Psychiatrie durch die by. Beamten.

    Sollte ich einmal krank werden, würde ich gerne vertrauensvoll auf die Leute zugehen, statt ausschließlich mit der Erfahrung, dass man mich sieht und gleich sagt: den wollen wir erst einmal einsperren. Dass es offenbar schwierig ist, zu beurteilen, ob jmd krank ist oder nicht, stelle ich fest. Das aber weiß (fast) Keiner- vielleicht können wir ja in Übereinstimmung in wenigstens diesem Punkt verbleiben 🙂

    Den Nachweis meiner Verrentung ohne jede Begutachtung/ Unterlagen kann ich Ihnen gerne schicken, sobald ich Zeit habe. Ich muss mich um meine aktuellen Anzeigen kümmern, weil ich über Taten von ihm gepienzt hätte und der Beamte das erfolgreich nutzt, um mich als angbl. „geistesgestört“ zu stigmatisieren. Bin sicher, dass sich auch das irgendwann zwar nicht aufklärt, aber der Beamte von mir ablässt.

  12. Hallo Herr Teuschel,
    vielen Dank für Ihre interessanten Beiträge.
    Ich habe BU-Rente (u.a. wg. Depression) beantragt und hatte meinen Termin beim Gutachter. In seinem Bericht an die RV sind rund ein Dutzend objektive Fehler enthalten. Werde jetzt, auch unter dem Vorwand der DSGVO, Korrektur verlangen, mal sehen, was passiert. Ob sich daraus dann eine andere Schlussfolgerung ergibt kann ich nicht einschätzen, wage ich kaum zu hoffen. Ich frage mich nur, wenn man auf zwölf Seiten (mit jeweils 30 Zeilen 😉 ) so viele Fehler macht, kann man dann dem ganzen Dokument überhaupt noch trauen? Der Herr scheint mir von der Sorte „es soll keiner einfach so Rente bekommen“ – nur nebenbei, ich bin 62 Jahre als und wurde im Vertrieb verschlissen.
    (aus dem Gutachten: „Letzte Tätigkeit: Bürokauffrau“ – das als Elektrotechniker, der die letzten 25 Jahre im ERP / IT – Vertrieb tätig war!)

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