Mediation bei Mobbing? Kann nicht klappen!

© Kitty (Fotolia.de)

In letzter Zeit sind mir wieder einige Fälle begegnet, in denen Mobbing-Opfern von Seiten des Arbeitgebers eine Mediation angeboten wurde.

So sehr es auch zu begrüßen ist, dass Arbeitgeber Konflikte am Arbeitsplatz ernst nehmen, so untauglich ist dieses Instrument bei Mobbing.

Warum ist das so?

Bei vielen Arbeitskonflikten bestehen Kommunikationsprobleme zwischen den beteiligten Parteien, die alle möglichen Ursachen haben können. Neben der Sachebene, bei der es um Schräglagen in der Arbeitsverteilung, um erhöhten Arbeitsanfall oder mangelhafte Beschreibung des Arbeitsplatzes und der mit ihm zusammenhängenden Aufgaben geht, gibt es auch die persönliche Ebene, auf der es zu zahlreichen Unverträglichkeiten und Missverständnissen kommen kann, die durch mangelhafte Kommunikation zu einem ernsthaften Problem werden.

Bei Mobbing allerdings haben wir eine spezielle Situation: Ein Machtungleichgewicht und den festen Willen des Mobbers, das Opfer von seinem Arbeitsplatz zu entfernen. Es besteht also kein „lösbarer“ Konflikt, sondern es handelt sich um einen destruktiven Plan, der erst endet, wenn das Opfer „weggemobbt“ ist. Natürlich stecken hinter diesem Plan auch wieder diverse Motive, die aber meist in Abrede gestellt und in den seltensten Fällen angesprochen werden. Eines der Grundmotive bei „echtem“ Mobbing lautet:

Der Mobber will keine Lösung und keinen Kompromiss, sondern hat nur ein Ziel: Die Entfernung des Opfers vom Arbeitsplatz.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum Mediationen im Falle von Mobbing keine Chance darstellen: Eine der beiden „Konflikt“parteien ist nicht an dieser Lösung interessiert.

Würde es Arbeitgebern gelingen, durch eine Analyse des jeweiligen Konflikts zu erkennen, dass es sich um Mobbing handelt, wäre das der wohl wichtigste Schritt, um Ressourcen und Zeit und dem Opfer unnötige Leiden zu ersparen.

In der Praxis aber decken viele Arbeitgeber noch den oder die Mobber. Immerhin löst sich das Problem „Mobbing“ für den Arbeitsplatz auch dadurch, dass das Opfer irgendwann einmal weg ist. Diese zynische „Moral von der Geschicht´“ ist leider weit verbreitet, wie ich nahezu jeden Tag in meiner Praxis erlebe.

Peter Teuschel

9 Responses
  1. Danke an Dr. Peter #Teuschel – das ist (bedauerlicherweise) auch unsere Erfahrung – #Mediation hat – selbst wenn der Chef nicht der Bossende war – noch nie #Mobbingopfern geholfen. In der letzten #Mediation einer renommierten Grazer Mediationsfirma hat der #Mediator sogar zum #Mobbingopfer gesagt: „Vom Mobbing dürfens nix sagen!.“ Das #Endgespräch verlief so, dass alle Mitarbeiter mit dem Mobbingopfer nicht mehr arbeiten wollten, und das auch sagten, der #Mediator sagte nur: „Ich komme dann in einem Monat wieder.“ (Absolute #Inkompetenz, für die diese Firmen noch bezahlt werden!!!!) Und für die Mobbingopfer der absolute Horror sind – und neuerliche Retraumatisierung erfolgt 🙁

    • Es scheint, auf den größten Haufen wird immer nochmal draufgesch*ssen. Das Mobbingopfer hat sowieso schon mehr Dreck vor die Tür gekippt gekriegt als es vertragen kann, und dann kommen die wohlmeinenden Inkompetenten und kippen immer noch was dazu.

  2. Genauso ist es auch nach meiner Erfahrung. Vielen herzlichen Dank an Dr. Teuschel!
    PS die meisten Opfer bleiben es ein Leben lang: Arbeitgeber sind hervorragend vernetzt und auch sonst machen leider allzu viele Menschen mit.

  3. Mediation durch mobbende Arbeitgeber unter Einsatz von Mediatoren, die vom Arbeitgeber alleine ausgewählt werden. Mediatoren, die nicht in Gruppendynamik, Mobbing, Gender-Diskriminierung ausgebildet sind und keine Erfahrung in mächtigen Großunternehmen haben, verstoßen gegen ihr Berufsethos.
    Wirtschaftliche Bindungen zwischen Arbeitgeber und Mediator, der – unbedarft – die Manipulationen nicht durchschaut, sind das perfekte Grauen für Mobbing-Betroffene. Ein Trauma par excellence.
    Gratuliere jedem, der solch eine „Mediation“ – mit dem Mediator auf der Täterseite – unbeschadet überlebt.

    Wir sind Herrn Dr. Teuschel für seine treffsicheren Kommentare sehr dankbar.

  4. Vielen Dank für diesen Beitrag. Leider habe ich durch eine Freundin schon real mitbekommen, wie wenig zielführend eine Mediation in solchen Fällen sein kann. Es ist aber auch sehr schwierig, einen wirklich richtigen Lösungsansatz zu finden, da ja auch jedes Mobbing-Opfer einen eigene Geschichte hat und man darauf Rücksicht nehmen muss. Bei uns werden die Betriebsräte daher eingehend zum Thema geschult, damit wir hoffentlich richtig handeln können, wenn es denn zu einem Mobbing-Fall kommen sollte. Für ganz schwierige Fälle sind da die Praxistage Mobbing von ifb.de zu empfehlen – da können konkrete Fälle mit Experten im Bereich Mobbing besprochen werden und es werden einem mögliche Hilfestellungen gegeben, auch wie man dem Opfer selbst hilft, damit es ihm wieder besser gibt. (https://www.ifb.de/betriebsrat/seminare/thema/praxistage-mobbing-864)

    Vg Merle

  5. Habe es auch es selbst erleben „dürfen“, dass mein Arbeitgeber das Mobbing an mir mit einer Mediation abhandeln wollte. Er versprach sich davon, dass der Mediator mir ins Gewissen redet und ich dann endlich einsehe, freiwillig zu gehen. Aus Sicht meines Arbeitsgebers wäre es das beste für mich….
    Von dieser Maßnahme war nicht einmal der gegnerische Anwalt überzeugt und so wurde bei der Mediation dann ein Rückzieher gemacht.
    Ich kann nur jedem raten, sich beim Bewerbungsgespräch seinen Arbeitgeber genauer anzusehen und darauf zu achten, was der eigene Bauch sagt. Bei mir war er immer ein erstaunlich guter Gradmesser. Nur habe ich leider sehr lange gebraucht, um meinen Bauch überhaupt zu hören. Der Kopf hatte ihn einfach immer unterdrückt.

  6. Ich habe solche Situationen leider in der Schulzeit erleben dürfen. Die Lehrerin hat versucht offen über Mobbing in der Klasse zu sprechen, was die Situation nur verschlimmert hat.
    Letzten Endes habe ich die Schule gewechselt und wurde vom Schulleiter verabschiedet mit den Worten „Das Problem ist beseitigt, nicht gelöst“…
    Da passt dein Blog-Eintrag leider nur zu gut hinein.

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