Interner Praxisnotfall: ERROR 8

Im Gegensatz zu Notfällen auf Patientenseite gibt es auch praxisinterne Notfälle.

Zum Beispiel wenn alle Arzthelferinnen auf einmal krank werden würden, das wäre so einer. Wahrscheinlich der schlimmste.

Oder wenn die EDV plötzlich den Geist aufgibt und meine ausgefeilten  und auf langjähriger Erfahrung basierenden IT-Kenntnisse im Sinne einer Sofortmaßnahme (=beherztes Ziehen des Netzsteckers) überraschenderweise nicht ausreichen.

Kein eigentlicher Notfall, aber irgendwie am Rande eines solchen ist ein Anruf von der Anmeldung: „Herr Doktor, der Gerichtsvollzieher wäre da …“. Tja, ist tatsächlich mal passiert, nachdem ich irgendeine Rechnung völlig übersehen hatte.
Naja, dachte ich mir, sollen die Patienten im Wartezimmer mal sehen, wie es um die Kassenärzte so bestellt ist. Erzeugt ja vielleicht noch Anteilnahme und Mitgefühl.

Den Gipfel der Peinlichkeit aber habe ich Kiefer Sutherland zu verdanken. Als braver Ehemann hatte ich für meine Frau eine Staffel von „24“ bei Amazon bestellt und mir nichts weiter dabei gedacht.

 

Bildquelle: amazon.de

Bildquelle: amazon.de

„Herr Doktor, der Paketbote ist da und er braucht Ihren Ausweis. Für die Altersfeststellung.“

Unter den aufmerksamen Blicken eines gut gefüllten Wartezimmers ließ ich also den Postboten meine Ausweisnummer notieren und nahm im Gegenzug die diskret verpackte Ware entgegen. Ich möchte nicht wissen, welche Assoziationen zum Inhalt des Päckchens da dem einen oder anderen durch den Kopf gingen.

Aber zurück zu den Notfällen.

Einer der schlimmsten internen Ausnahmezustände hat sich vor ein paar Tagen ereignet. Meinen Mitarbeiterinnen habe ich nichts davon gesagt. Ich wollte keine Panik auslösen. Es handelte sich um ERROR 8.

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Kundige werden bereits anhand des Fotos das ganze Ausmaß der Gefahr erkennen, in der die Praxis schwebte. Nichts weniger als die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter war gefährdet. Insbesondere auf ärztlicher Seite drohte ein Totalausfall.
Die Einstellung unserer Kaffeemaschine, deren Display hier abgebildet ist, zeigt ja noch die leichte Variante (eine Bohne, große Tasse), die ich selbst bevorzuge.

Andere, hier nicht näher genannte Mitarbeiterinnen verlassen die Küche nicht ohne ein mehrlitriges Gefäß, gefüllt mit dreibohnig gebrautem Schwarzkaffee. Das reicht dann für die Behandlung von fünf oder sechs Patienten, dann muss nachgefüllt werden.

Jetzt ist es natürlich kein Problem, wenn die üblichen Befehle freundlichen Hinweise (Wasser nachfüllen! Bohnen nachfüllen! Trester leeren!) erscheinen, aber ERROR 8!?!

Ich hatte die Error-Schock-Meldungen 1 bis 7 noch nicht erlebt, war mir aber darüber im klaren, dass der achte Error einer der schlimmsten sein muss. Also unterzog ich die Maschine auch hier meiner oben geschilderten Sonderbehandlung und zog den Netzstecker.

Dank dieses gleichermaßen besonnenen wie beherzten Eingreifens gelang es mir, die Katastrophe abzuwenden. Nach dem erneuten Einschalten erschien die beruhigende Aufforderung „Bitte wählen“ auf dem Display.

Held des Alltags, Retter der Praxis.

Vielleicht sind das ja die letzten Herausforderungen, die unsere Zivilisation für echte Männer noch bereit hält. „24“ und Error 8.

Peter Teuschel

 

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