Dies ist kein Psycho München 18

Mit guten Gewohnheiten soll man nicht brechen. Was nicht heißen soll, dass man mit schlechten immer brechen muss. Wie dem auch sei, es wurde Zeit für ein neues Psycho München.

Aber nachdem München ja bekanntermaßen die Hauptstadt der Widersprüche und des nihilistischen Dadaismus ist, ist dies gar kein Psycho München.

Wie soll ich das erklären? Der Münchner schwankt, was die Realität angeht, zwischen Paradox und Verweigerung.

Das liegt wahrscheinlich daran, dass er im Herzen, also tief drin in seiner bayerischen Seele, ein John-Lennon-Fan ist. Und nachdem der ganz eindeutig ein Yoko-Ono-Fan war, hat sich auf solcherlei Umwegen das „This is not here“ der genialen Künstlerin in die Münchnerische Sicht der Dinge eingenistet.

Das erklärt dann folgende Kunstwerke des Banalen:

Die Bekräftigung des Paradoxen mittels diverser Einselfer lag dem Künstler hier ganz besonders am Herzen, was daran liegen dürfte, dass der Missbrauch des Nicht-Mülleimers als Doch-Mülleimer deutlich sichtbar ist und von daher kräftig zurückgewiesen werden musste.

Ein weiteres, etwas sublimeres Beispiel:

Tritt. Das geht jetzt schon ins Metaphysische. Natürlich gibt es in Bayern die Bezeichnung „Tritt“ für etwas, auf das man steigt. Aber in München, der Hauptstadt des Widersprüchlichen und nihlistisch Dadaistischen, ist diese Bezeichnung gleichzeitig eine Drohung. Sollte sich jemand nicht davon abbringen lassen, den abgebildeten Gegenstand als Hocker zu verkennen und sich darauf hockend niederlassen, so ist ihm ein Tritt des Nicht-Hocker-Beschrifters sicher.

So sehr sind diese Widersprüche in die Münchner Seele eingedrungen, dass sogar das Wetter in der bayerischen Landeshauptstadt gelegentlich Paradoxes auf engem Raum inszeniert:

 Man beachte nicht nur den Schnee auf, sondern die Eiszapfen unter der Ankündigung heißer Esskastanien.

Solchermaßen hingezogen zum widersprüchlich sich Beißenden auf engem Raum agiert der Münchner selbst ungehorsam, sich verweigernd, wenn sich die Gelegenheit zu spontaner künstlerischer Aktion im Sinne Yoko Onos bietet.

Bereits in einem früheren Psycho München habe ich folgendes Foto gezeigt:

Als sinnvolle Ergänzung sei jetzt noch dieses nachgereicht:

Aber auch die (scheinbar) unbelebte Materie kann nicht anders, als dadaistisch-paradoxe Botschaften zu senden:

Das Halteverbot hat hier verboten angehalten. Dadurch verschmelzen Verbot und dessen Übertretung zur uneinheitlichen Einheit, ein Oxymoron aus Stahl und Blech, so wie der Münchner eines aus Fleisch und Blut ist.

(Nachdem das Bild früh morgens entstanden ist, kann es aber auch sein, dass das Schild nach durchzechter Nacht nur den Weg nach Hause nicht mehr gefunden hat. Das wäre zwar auch typisch münchnerisch, aber eine andere Geschichte.)

Peter Teuschel

3 Responses
  1. osterhasebiene langnase Antworten

    Der Großstadtneurotiker war schon immer potentiell gefährlich… was diese Geschichte wiederum beweist. Viele Grüße nach München! OL

    • osterhasebiene langnase Antworten

      …weil nur lustig finde ich das nicht…bei Bewusstwerdung könnten freilich auch die enthaltenen Potenziale freigelegt werden…Viel Arbeit noch für die Profis!

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.