Auch beim Placebo zählt der Preis!

Was teuer ist, wirkt besser – auch wenn es gar nicht wirkt.

Wir ernten ja schon skeptische Blicke von unseren Patienten, wenn wir sie von einem frei gewordenen Originalpräparat (bei dem also der Patentschutz abgelaufen ist) auf ein wesentlich günstigeres Generikum umstellen. In einigen wenigen Fällen verträgt der Patient nur das teure Original, in 99% ist das Generikum gleich verträglich und gleich wirksam.

Eine aktuelle Studie aus Cincinnati hat dieses Prinzip auf die Spitze getrieben.

Untersucht wurde das Ansprechen von Symptomen bei Morbus Parkinson auf zwei verschiedene Medikamente. Den Teilnehmern der Studie wurde gesagt, dass sie entweder ein Präparat erhalten, das 100$ kostet oder eines, das mit 1500$ zu Buche schlägt. Jeder Teilnehmer wusste, ob er mit dem billigeren oder dem teureren Medikament behandelt wurde.

Was die Teilnehmer nicht wussten: Beides waren Placebos, also chemisch und biologisch unwirksame Präparate. Gemessen wurde hier also die reine psychologische Wirkung.

FlowerofLifeYinYang

Beide Gruppen verbesserten sich unter der Gabe des jeweiligen Placebos. Die Gruppe mit dem billigen Medikament allerdings nur um 10%, die Teilnehmer mit den angeblich teueren Pillen um ganze 28%.

Die Untersucher merken noch an, dass es sehr schwierig gewesen sei, sich zu dieser Studie durchzuringen, weil keiner das Gefühl haben sollte, reingelegt worden zu sein. Der Studienleiter versicherte aber, dass die 12 Teilnehmer allesamt seine Patienten seien und keiner es ihm übel genommen habe.

Ein eindrucksvoller Beleg für die alte Weisheit:

Was nix kost´, is nix wert!

Peter Teuschel

Bild: © Peter Hermes Furian – Fotolia.com

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One Response
  1. Die Placebobehandlung ist seit 1796 etabliert. Im Folgenden ein Aufsatz, den ich schon ins „Hippokranet“ eingestellt hatte:

    Die Etablierung der Homöopathie: ein Stück aus dem medizinhistorischen Irrenhaus!

    Ist Ihnen geläufig, wie Hahnemann auf die Homöopathie kam?
    Damals gab es eine Krankheit, die die Menschen schleichend, aber in Massen dahinraffte, und von der z.B. in den USA vor Erfindung des Penicillins, also noch in den dreißiger Jahren, ca. ein Drittel der Bevölkerung betroffen war. Richtig: Lues!
    Nun war die Medizin auch zu Hahnemanns Zeiten nicht ganz hilflos. Es gab ein recht gut wirksames Mittel gegen Lues: Quecksilber. Pech nur, daß die Patienten schneller an der Quecksilbervergiftung danhinsiechten als an der Lues. Und das hat Hahnemann erkannt. „Zu Risiken und Nebenwirkungen zerreißen Sie die Packungsbeilage und schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!“ – oder auf Hahnemanisch: „Nil nocere!“
    Und welches Remedium schadet nun garantiert nicht? Bingo: Wasser! Aber den Leuten statt Quecksilber einfach nur Wasser geben? Da lag nun wohl der zweite Geistesblitz Hahnemanns: Geht nicht, das nimmt den Placebo-Effekt, um den Hahnemann wohl wußte, auch wenn die Vokabel noch lange nicht erfunden war. Also braucht’s einen möglichst komplexen Überbau, denn je komplexer, desto besser ist das Placebo. So hat er zuerst die Lehre vom „simile similibus“ erfunden, damit aber das „nil nocere“ auf jeden Fall weiter gilt, hat er alles „Similibus“ bis zur Nicht-Nachweisbarkeit verdünnt – und dabei noch eins draufgelegt: Das Schütteln bei der Verdünnung muß durch zehn Stöße gegen ein Lederkissen vollzogen werden, und das darf bekanntlich nur bei Vollmond passieren. Interessant: Ich hab mal einen Bericht über die Produktion von Homöopathika im Fernsehen gesehen: Da hat tatsächlich eine riesen Maschine ein riesen Gefäß gegen ein riesen Lederkissen gestoßen. Ob die allerdings nur bei Vollmond arbeiten?
    Nun ja: Daß die Hahnemann-Syphilitiker weniger Nebenwirkungen und damit mehr Lebensqualitiät hatten und nebenbei später an Syphilis als früher an Quecksilbervergiftung starben, blieb auch Hahnemanns Zeitgenossen nicht verborgen. Und – Hokuspokus, sim sala bim – so hat sich die Homöopathie etabliert. Sie wird sich auch weiter halten, solange die Menschheit es oftmals lieber mit dem Aberglauben als mit der Aufklärung hält.
    Die Lebenserwartung lag zu Hahnemanns Zeiten mit Etablierung der Homöopathie 1796 bei ca. 34 Jahren (http://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/texte/aufsaetze/roedel-entwicklung.html), zur nächsten Jahrhundertwende immerhin schon bei etwa 47 Jahren. (http://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verhaeltnisse-eine-sozialkunde/138003/historischer-rueckblick?p=all). Wer verwegen ist, mag diesen Zuwachs von 13 Jahren der Hahnemannschen Placebobehandlung zuschreiben. Wir sind uns aber sicher einig, dass nicht die Homöopathie, sondern die Verbesserung der Lebensqualität (Hygiene mit Seuchenbekämpfungsvorschriften und Kanalisation, saubere Wasserversorgung, Lebensmittelversorgung …) hier ihre Wirkung gezeigt hat.
    102 Jahre nach Hahnemann, nämlich 1898, hielt die Chemie den Einzug in die Medizin. Bayer ließ sich das erste chemische Medikament patentieren, das es heute immer noch gibt und das viele von uns zuhause haben: ASS = Aspirin.
    Und mit der Chemie kam auch der Siegeszug der modernen Medizin. Höchst komplexe chirurgische Eingriffe wie kombinierte Herz-Lungen-Transplantationen wären nicht möglich ohne sehr viele chemische Medikamente vor, während und nach der Operation. Und nun liegt die Lebenserwartung bei etwa 81 Jahren (http://www.bib-demografie.de/DE/ZahlenundFakten/08/Abbildungen/a_08_23_lebenserwartung_geburt_d_geschlecht_ab1871.html;jsessionid=FFDBA4E0A18A105C959C7443365EC09F.2_cid284?nn=3071458) – und das, wo wir doch von den Medien tagtäglich erfahren, wie uns die Lebensmittelindustrie und die Medizin durch und durch mit Gift verseuchen. Kann mir einer dieses Paradox erklären??

    Dr. Christian Nunhofer, Neurologe/Psychiater

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