Attentäter von Paris keine „irren Geisteskranken“!

Ganz wichtig: Viele Kommentatoren haben darauf hingewiesen, dass die Attentäter von Paris Terroristen waren und nicht „als Moslems“ oder als „Vertreter des Islam“ gehandelt haben.

Ganz schlecht: Viele dieser Kommentatoren haben mal wieder tief in die Kiste mit der Aufschrift „IRRE“ gegriffen, um die Täter zu beschreiben.

„Geisteskranke Vollididoten“ werden sie selbst in der so gelungenen Videobotschaft von Oliver Kalkofe genannt.

Nun sind die Begriffe „irr“ und „geisteskrank“ heute an sich obsolet. Trotzdem werden sie immer noch in Verbindung gebracht mit den Menschen, die noch bis vor einigen Jahren so bezeichnet wurden und im forensischen Bereich weiter in ähnlicher Weise klassifiziert werden.

Man unterschied früher Geistesschwäche (z.B. Minderbegabung) von Gemütskrankheiten (z.B. Depression) und Geisteskrankheiten (z.B. schizophrene Psychose). Die Begriffe haben sich gewandelt, die davon betroffenen Menschen sind gleich geblieben.

Wer also von „geisteskranken Tätern“ spricht oder schreibt, um den Generalverdacht von den Moslems zu nehmen, handelt vielleicht in guter Absicht nach der einen Seite. Nach der anderen Seite diskriminiert er psychisch kranke Menschen durch abwertende Begriffe und die Gleichsetzung von „geisteskrank“ mit „verbrecherisch“.

Die Statistik sagt, dass schizophrene Patienten nicht häufiger, sondern seltener Straftaten begehen.

Psychisch kranke Menschen sind ohnehin stigmatisiert, ausgegrenzt und diskriminiert in einem Umfang, der ungeheuerlich ist. 
Die Verwendung all der mit psychischer Störung in Zusammenhang stehenden Begriffe in der gegenwärtigen Diskussion zeigt, wer die wahren Underdogs unserer Gesellschaft sind. Worte sind sehr häufig verräterisch, so auch hier.

Deshalb sind auch die Attentäter von Paris keine „irren Geisteskranken“, sondern Menschen, die bei vollem Bewusstsein und aufgrund freier Entscheidung des Willens sich für das Böse entschieden haben.

Peter Teuschel

Bild: © creative soul – Fotolia.com

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8 Responses
  1. Die Angst vor Stigmatisierung als „Psycho“ ist in der Tat sehr groß, dabei würde es einem manchmal wirklich guttun, mit einem „vernünftigen“ und fachkundigen Menschen zu sprechen. Bekennt man sich aber dazu, einen Psychotherapeuten aufzusuchen, wird das als Schwäche ausgelegt (wo man doch eh alle Kräfte braucht) und man wird nicht mehr für voll genommen. So wird man mit der Zeit dann zum Einzelkämpfer.

    • Stimmt. Verständnis gibt es dann entweder bei ebenfalls Betroffenen oder beim Therapeuten. Die öffentliche Meinung ist, allen Lippenbekenntnissen zum Trotz, eher misstrauisch/skeptisch/abwertend gegenüber psychisch Angeschlagenen.

  2. Politisch: man darf sich nicht wundern, wenn man in Europa schon jahrzehntelang dem rechtsextremen Treiben (Le Pens, FPOe, BZOe, NPD, die wahren Finnen, Jobbik, UKIP …) eher gelangweilt zuschaut bzw diese Figuren noch hochjubelt. Gestern durfte wieder einmal FPOe-chef Strache minutenlang seine Suelze in ORF-ZiB verbreiten.
    Apropos: FPOe/OeVP haben Mobbing aus der EU-Antidiskriminierungsrichtlinie gestrichen …

  3. Diese kleingeistigen „Karikaturkreaturen“
    sprengen wirklich jeden Rahmen.
    Dummheit kennt keine Grenzen,
    selbst wenn man die kompostiert,
    wächst nichts drauf
    Sondermüll halt,
    und nichts dahinter!

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