Von Mobbingspackos und Kuscheltierschändern

In den letzten Tagen geriet das Thema Mobbing in den Blickpunkt vieler Blogger.

Ausgangspunkt war ein Beitrag von Robert Basic. Er wollte offensichtlich einen Anstoß geben, als Blogger nicht immer nur nett zu sein, sondern auch mal seine „miesen Seiten“ rauszulassen. Dabei ging er gleich mal mit gutem Beispiel voran und erzählte aus seiner Vergangenheit:

„Klar habe ich Scheidungskinder in der Grundschule in die Mitte unseren “netten” Gruppe gestellt, gehänselt, bis das Gegenüber geflennt hat. Klar habe ich es sogar mal geschafft, dass eine Schülerin nie wieder in unser ach so tolles humanistisches Gymnasium zurückkehrte, weil ich ein Mobbingspacko war.“

Ein anderer Blogger, Felix Schwenzel, hängte sich gleich mit einer eigenen Beichte dran:

„ich habe im zeltlager einen offensichtlich schwächeren mitbewohner mit brille so lange „gustl“ genannt, bis ihn alle gustl riefen und er auf diesen namen reagierte.“

„ich habe regelmässig die stofftiere meiner schwester verprügelt (als sie eines tages ihren teddy selbst an die wand kreuzigte, habe ich damit aufgehört).“

Bild: Marianne Meyer@fotolia.de 

Als Reaktion auf ihre beiden outings bekamen beide Blogger reichlich Gegenwind, der sie offensichtlich sehr erstaunte. Der Tenor der Vorwürfe war, sie würden Mobbing verharmlosen oder gutheißen.

Beide haben sich mittlerweile  davon distanziert, aber beide waren auch überaus erstaunt und fast schon beleidigt, wie man ihnen denn so etwas unterstellen könne.

Obs nun Berechnung war oder Blauäugigkeit, so ganz versteh ich die Sache nicht:

Wenn ich etwas schlecht finde, dass ich früher mal getan habe, dann muss ich das auch ganz klar sagen (in diesem Fall: hinschreiben). Sonst verlange ich von meinem Leser Gedankenlesenkönnen.

Wenn ich etwas Provozierendes zu einem Thema wie Mobbing, das ja eine große Präsenz in den Medien hat, blogge, sollte mir schon klar sein, dass ganz ganz viele Leser, die früher oder derzeit negative Erfahrungen mit Mobbing gemacht haben, gerade auf dieses „klar habe ich gemobbt“ entsprechend reagieren werden.

Damit meine ich jetzt nicht diejenigen, die in jedem shitstorm ihren Hass-Drachen steigen lassen. Diese Mitläufer gibts im Internet in ebenso großer Anzahl wie im real life.

Nein, ich verstehe den Unmut vieler Leser und Kommentatoren über die beiden Artikel schon. Es ist eben gar nicht „klar“, dass man früher gemobbt hat.

Andererseits möchte ich auch jedem zugestehen, dass er mal Mist gebaut hat, das jetzt zugibt und dadurch zeigt, dass er sich in diesem Punkt geändert hat.

Nur ist diese „ist doch wohl logisch, dass ich das bereue, das kann man sich doch denken“- Einstellung dafür kein guter Einstieg.

 

Peter Teuschel

 

 

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One Response
  1. Engel gibt es nur im Himmel und ich glaube keiner wächst auf Erden auf ohne die eine oder andere Untat begangen zu haben. Im Idealfall hat man daraus fürs Leben gelernt.
    Es ist für mich ein Armutszeugnis, wenn eine Erwachsene Person über sich nichts anderes ins Internet zu stellen weiß, als seine pubertären Jugendsünden. Insbesondere die Aufzählungen von Felix Schwenzel lassen stolz, aber keine Einsicht über sein Tun erkennen.
    In der Tat, was für ein A…….ch!!!!

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