Über Bloggen in Echtzeit und die Anthologie „Resonanzboden 2015“

Zum einjährigen Geburtstag bekommt man in der Regel etwas geschenkt. Der Blog resonanzboden des Ullstein Verlags macht es umgekehrt und verschenkt zu seinem ersten Jahrestag eine Anthologie mit ausgewählten Beiträgen aus 12 Monaten.

Auf resonanzboden schreiben Autoren und Mitarbeiter des Verlags sowie Gastblogger. Die Kategorien, in denen gebloggt wird,  sind „echtzeit“, „herzenssache“, „satzbaustelle“, „streitfall“, „unterwegs“ und „aufgespießt“. Diese Einteilung zeigt schon, dass es dem Verlag hier auf eine möglichst große Vielfalt unterschiedlicher Themen und Schreibmotivationen ankommt.

Vor nicht ganz einem Jahr durfte ich mich über die Einladung freuen, in der Kategorie „echtzeit“ einen Beitrag über den damals hochkochenden Hashtag #notjustsad zu schreiben.

Wie die Kategorie schon vermuten lässt, sollte und musste es schnell gehen. Also verfasste ich „in Echtzeit“ einen Text und schickte ihn los. Frohen Mutes begab ich mich daraufhin an einen Ort, an dem es zwar etwas zu trinken, aber kein stabiles Telefonnetz gab. Es kam, wie es kommen musste. Am Text waren noch einige Änderungen vorzunehmen und ich bekam von meiner Lektorin meine WORD-Datei mit ein paar Korrekturvorschlägen zugemailt. Zwar hatte ich mein iPad dabei, aber ohne Netz keinen Zugriff. Also musste ich auf dem iPhone (mit zumindest schwachem Netz) die Datei öffnen, die Korrekturvorschläge überprüfen (heißt annehmen; Lektoren haben meistens Recht, wenn sie etwas vorschlagen …) und die korrigierte Datei wieder zurückschicken. Nun war das Display des damaligen iPhone 4s ganz nett für alle möglichen Dinge, aber denkbar ungeeignet für den Korrekturmodus in WORD. Hinzu kam, dass auch auf dem iPhone die Verbindung zwischen 3G und E wechselte und nachdem E quasi offline bedeutet, musste ich immer wieder aus dem Lokal auf die Straße gehen, mich aus dem Fenster lehnen oder andere Aktionen starten, um den letzten Ausläufern des hin und her wabernden Empfangs hinterher zu hecheln.

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Echtzeit-Blogger in telefonnetzreduzierter Umgebung

Letztlich kam dann doch der fertige Text im Verlag an und der Beitrag konnte erscheinen.

Jetzt freut es mich sehr, dass er in die eben erschienene Anthologie mit aufgenommen wurde. Zwar ist es um den Hashtag #notjustsad etwas stiller geworden (obwohl er durchaus lebt!), aber die Thematik, nämlich Ausgrenzung und Stigmatisierung Depressiver, die meist aufgrund eines erheblichen Informationsdefizits der Bevölkerung stattfinden, ist aktueller denn je.

Die Anthologie „Resonanzboden 2015“ kann als ebook gratis heruntergeladen werden.

Ich empfehle sowohl den Download als auch den regelmäßigen Besuch des sehr anregenden Verlagsblogs „resonanzboden„.

Peter Teuschel

2 Responses
  1. Danke für den Hinweis auf den Blog.

    Ansonsten: Lieber Herr Teuschel,

    unsereiner ist stolzer Besitzer eines Handys mit Tasten, das sich jedweden Wischbewegungen hartnäckig verweigert und fast immer aus ist (außer in der Praxis, damit mich meine bessere Hälfte „hintenrum“ erreichen kann) und auf der Heimfahrt, um mit meinem XX-Wesen zu telefonieren, so daß ich über die häuslichen Katastrophen schon informiert bin, bevor ich mich über die heimische Schwelle schleppe. Und ein i-pad besitze ich auch nicht. Aber einen solchen Bluethooth-Ohrknopf, mit dem man beim Autofahren eben phonen kann. Solch ein Ding hingegen haben offenkundig die wenigsten, wenn ich so sehe, wie oft mit Handy am Ohr herumkutschiert wird – neulich sogar bei einem Radfahrer.

    Trotz meiner kommunikativen Defizite fühle ich mich durchaus lebendig. Stets, wenn mir ein aufgebrachter Patient/eine wütende Patientin im Trennungskrieg das i-phone vor die Nase hält mit einer What’s App des ehemals angebeteten alter ego, das irgendwelche Liebenswürdigkeiten spezieller Art enthält, sende ich einen Stoßseufzer voll des Danks zum Himmel darob, daß ich mich bislang gegen diese schönen neuen Kommunikationsmittel gewehrt habe …

    Übrigens, war ich vor einem Jahr im Amsterdamer Rijksmuseum aufgefallen ist und auch nebenan im van-Gogh-Museum. Die Holländer haben die Freundlichkeit, neben wirklich jedes Bild eine kleine Tafel mit den wichtigsten Informationen zu hängen. Also, da gibt es zu Hauf Typen – und zwar nicht nur Japaner -, die fotografieren mit Ihrem I-Phone oder I-Pad Bild für Bild und Erklärung für Erklärung, Motto: alle drei Sekunden einen Schritt zur Seite und klicken! Die behaupten mit Sicherheit, wenn sie zuhause sind, sie hätten all die Bilder gesehen, obwohl sie de facto kein einziges angeschaut haben, um sich verzaubern zu lassen. Also unsereiner war zweimal drin, und das jeweils ein paar Stunden – ich glaube nicht, daß ich mir auch nur zehn Prozent der Objekte zu Gemüte geführt habe – aber von denen kann ich wenigstens behaupten: Ich habe sie wirklich gesehen!

    Viele Grüße

    Ihr Christian Nunhofer

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