Quickie: Wo kommt nur mein Burnout her?

Gespräch von heute (5.1.2015):

„Gut, Frau Huber, aufgrund Ihrer deutlichen Erschöpfungssymptome sowie der ausgeprägten Depression kann es also an diesem Arbeitsplatz nicht weitergehen. Eine Auflösung Ihres Arbeitsvertrages zum 31.3.2015 haben Sie ja bereits vereinbart. Es ist nicht zumutbar, dass Sie in diesem Zustand auch nur noch einen Tag in diese Arbeit gehen. Ich schreibe Sie dann bis Ende März krank.“

„Nein, das ist nicht nötig, Herr Doktor.“

„?“

„Ich nehme einfach meinen Überstundenausgleich. Dann habe ich ab jetzt bis Ende März frei.“

Peter Teuschel

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11 Responses
    • Als Psychiater rate ich zur Durchführung einer Psychotherapie. Als Mann? Nichts, denn ich werde aufgrund meiner Fachkompetenz und nicht aufgrund meines Geschlechts aufgesucht. Mit anderen Worten: Das Behandlungsergebnis sollte sich nur unwesentlich davon unterscheiden, ob die Patientin von mir oder meiner Frau behandelt wird.

      • Ich frage mich, ob sich Rolle und Mensch (vor allem in Ihrem Beruf) so leicht trennen lassen und ob die personifizierte Kompetenz (Ausbildung/Methode) ausreicht. Also, ob man Menschen wirklich helfen kann, wenn man es zum Beispiel privat selbst nicht auf die Reihe kriegt oder gar nicht versucht.Das wirkt sich doch auch auf die Therapie aus, oder? Aber zum Glück ist man mit seinem Therapeuten ja nicht verheiratet! Dies ist auch einer der zwei Punkte, in denen ich in Ihrem Buch nicht ganz konform bin: bei der Auswahl des Therapeuten in erster Linie auf die akademische Ausbildung zu achten, ich denke, das Menschliche, die Chemie ist das Wichtigste, spüren, ob man hier wirklich weiterkommt. Der andere Punkt ist (weil ich schon dabei bin), dass man vom Symptom selten auf die Ursache schließen kann, wie Sie sagen. Hier möchte ich entgegnen: das Symptom sagt mehr als tausend Worte, der verlässlichste Wegweiser überhaupt. Es ist eine Frage/Aufgabe der richtigen Interpretation. Die Heiler der Chinesischen Medizin waren zum Beispiel Meister darin, Symptome richtig zu deuten. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte hier ihre Kompetenz nicht infrage stellen. Diese Gedanken sind eigentlich für diese Seiten überhaupt nicht relevant.

        • Ich denke auch, dass die menschliche Komponente ebenso wichtig ist wie die fachliche Kompetenz. Das sollte sich eine gesunde Waage halten, sonst entsteht eine Schräglage. Ein herzensguter Arzt, der keine Ahnung von Medizin hat, das kanns ja auch nicht sein. Schwierig wird es, wenn Sie die menschliche Eignung vor Beginn einer Behandlung feststellen wollen, wie soll das gehen? Ob die „Chemie stimmt“, merkt man erst, wenns schon losgegangen ist. Die fachliche Eignung dagegen können Sie vorab überprüfen. Leider tummeln sich im Gesundheitssektor, erst recht im „Psycho“-Bereich jede Menge Scharlatane und Selbstberufene.
          Und: Arzt und Mensch, das kann man sicherlich nicht trennen. Arzt und Mann durchaus, das ist sogar sehr wichtig, gerade in der Psychotherapie.
          Was das Symptom angeht, verstehen wir uns irgendwie falsch. Nehmen Sie z.B. Husten. Der kann Hinweis auf 1001 verschiedene Krankheiten sein, vom Virusinfekt über Lungentumor bis hin zur psychosomatischen Erkrankung. Also hat es wenig Sinn, „Husten“ zu behandeln, sondern Sie müssen weiter forschen, was hinter dem Husten steckt.
          Wenn Sie zum Thema Menschlichkeit der Ansicht sind, dass diese gegenüber der fachlichen Eignung bei vielen zu kurz kommt, bin ich übrigens wieder ganz Ihrer Meinung.

          • Was das Thema Menschlichkeit angeht, sehe ich das ähnlich. Die Überprüfung der Fachlichkeit ist nur eingeschränkt möglich. Auch wenn der fachliche Abschluss vorhanden ist, bleibt die Frage nach der Verarbeitung und ihre Tiefe beim Therapeuten selbst. Das ist nicht sofort erkennbar. Es gibt abschreckende Psychoanalytiker und Psychotherapeuten, die z. B. autoritär, oder arrogant kalt sind. Oder die irreparable Fehler machen, wie z. B. eine traumatisierende Trennung. Die Ausübung der Tätigkeit, speziell in dieser Berufsgruppe, erfordert Mut zur eigenen Verarbeitung und ein starkes Bewusstsein für Verantwortung, für das Tun. Das ist eine Frage der Persönlichkeit. Das sollte bei der Ausbildung unbedingt stärker ins Visier genommen werden. Das ist aber ein Tabuthema. Ob die Lehranalyse dafür ausreichend ist, bezweifle ich. Das trifft allerdings auch auf die freundlichen Therapeuten zu. Nicht jeder setzt sich mit seinen eigenen Themen hinreichend auseinander. Es ist problematisch die Ausgebildeten nicht mehr infrage zu stellen, trotz der helfenden Aufgabe. Das Mutieren zu Göttern macht sie unantastbar, was für alle schädlich ist. Es ist ebenso schädlich, wenn der Therapeut sich selbst nicht genug hinterfragt. Da dies aber ein Tabuthema ist, wird es von der Allgemeinheit nicht wirklich aufgegriffen, da es unbequem ist.

  1. Wie nur so wenig ? Nur 3 Monate Überstunden ? Ist nicht noch etwas Urlaub über, von den letzten Jahren ? Dann hätte man den Auflösungsvertrag sogar noch in den Sommer verschieben können. 🙂

  2. Der Urlaub verfällt ja leider. Und die dafür versprochenen „Wiedergutmachungen“ bzw. Gratifikationen werden spätestens dann vergessen, wenn man ausscheidet… (Erfahrung von 2004, mag ja mittlerweile anders sein 😉 )

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