Haudrauf der Woche: Stadtverwaltung Zweibrücken (Rheinland-Pfalz)

HdW

Die Sprache der Jugend zu sprechen ist nicht einfach. Vor allem, wenn Erwachsene junge Menschen damit „erreichen“ wollen. Das hat dann manchmal etwas Anbiederndes und Peinliches an sich.

Manchmal ist es aber auch völlig daneben.

Die Stadtverwaltung Zweibrücken hat einen Wandkalender entwickelt, der Jugendliche vor Drogen und Alkohol warnen soll. Und damit die Jugendlichen das auch wahrnehmen, haben die Verantwortlichen sich der Sprache der Jugend bedient:

„Bist du high, sagst du Bye“

„Drogen stellen dein Leben auf den Kopf. LOL“

„Drogen machen hässlich“

„Anders sein ist coooooool“

Eben so wie wir alle Tag aus Tag ein unsere Jugendlichen reden hören, oder nicht?

Naja, vielleicht doch eher, wie sich manche vorstellen dass Jugendliche reden. Aber das ist ja bestenfalls die oben erwähnte peinliche Nummer, die man nach kurzem  Augenrollen und Fremdschämen gleich wieder vergessen würde.

Dann aber folgendes Statement:

„Nüchtern cool, Saufen schwul!!“

Zweibrückener Drogenwarnung (Bildquelle: screenshot@Pfälzischer Merkur)

Zweibrückener Drogenwarnung
(Bildquelle: screenshot@Pfälzischer Merkur)

Tja. Da wundere ich mich dann schon, wie so etwas zustande kommt.

Aber alles halb so wild: „Das ist sicherlich nicht gegen Schwule gerichtet“, meint Rolf Franzen (CDU) vom Zweibrücker Jugend- und Schuldezernat im „Pfälzischen Merkur“. Schließlich würden Schüler das Wort von sich aus als Schimpfwort nutzen.

Da hat der gute Mann Recht: Fast zwei Drittel der Grundschüler in Berlin befleißigen sich dieser homophoben Ausdrucksweise.

Okay, dann kann man das als Schulbehörde ja gutheißen. Endcool, wir reden wie unsere kids.

Gehts noch?

Irgendwie schon seltsam, mit welcher Ignoranz und fehlenden Sensibilität die Verantwortlichen hier zu Werke gegangen sind. Anstatt gegen Ausgrenzung und Vorurteile gegenüber Schwulen und Lesben mit dem Instrument der Bildung vorzugehen,, druckt man Wandkalender mit diskriminierenden Sprüchen.

Ach ja: Natürlich wurde diese „pädagogische Aktion“ mit öffentlichen Geldern gefördert.

Nach einigen Protesten hat man den Kalender übrigens wieder eingestampft.

Erst high, dann bye.

Für diesen Kalender, der zur Drogenaufklärung gedacht war und jetzt als Diskriminierungs-Lehrstück taugt, erhält die Stadtverwaltung Zweibrücken von mir den „Haudrauf der Woche“.

Peter Teuschel

4 Responses
  1. Empathie & Denken ist offenbar bei manchen Menschen nicht so gefragt. Insbesondere die Koppelung von beidem *g*. WIE VIELE Hände haben den Kalender vor Drucklegung gesehen, und DAS ist echt niemandem aufgefallen? Na, ich glaubs net… Die Stellungnahme, dass Schüler das Wort ja als Schimpwort nutzen, setzt allem noch die Krone auf! Ja EBEN, gerade deshalb sollte man die Kalender-Gelegenheit nutzen, und SCHWUL IST COOL draufschreiben! Denn Schwule, die dazu stehen können und wollen, sind wirklich COOL! Und die, die es noch nicht können, denen wünsche ich, dass sie sich bald so weit fühlen, dass sie ÜBERALL sie selbst sein können.. und dass sie kein Doppelleben mehr führen müssen.. Das ist ja auch so anstrengend und schwer, und entzweit seine Seele. Und dem Herrn Rolf Franzen wünsche ich einen schwulen Sohn. *g* Dann werden ihm in Zukunft solche Dinge mit Sicherheit auffallen.
    Und nebenbei: Welchen Schwachsinn müssen Steuerzahler noch finanzieren…..! Ach ja, dafür sparen sie dann beim Krankengeld.. und schicken Mobbingopfer in Urlaub…

  2. Danke für diesen Haudrauf der Woche!
    Dass es immer ein wenig oder auch ein wenig mehr peinlich und hilflos klingt, wenn Erwachsene sich bemühen, Jugendliche in deren (vermeintlicher) Sprache zu erreichen, ist das Eine. Dass man das aber auf sehr offensichtlich diskriminierende Weise (ist denen eigentlich ihr Verstoß gegen das GG (1 (1) und 3 (3)) bewusst?) versucht, macht einen mal eben sprach- und fassungslos.

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