Haudrauf der Woche: Offensive junger Christen OJC e.V.

Kann sich noch jemand an die ICD 9 erinnern?

Diese neunte Revision der „international classification of diseases“ führte unter der Code-Nummer 302.0 eine ganz besondere „Erkrankung“: Die Homosexualität!

Wie lange war die ICD 9 die gültige Diagnosenverschlüsselung? Bis 1992!

Das bedeutet, dass ganz offiziell erst seit 1993 Homosexualität nicht mehr als Erkrankung gilt.

Jetzt gibt es ja offensichtlich Leute, die sich seit Beginn der 1990er Jahre kein Buch mehr gekauft haben. Zumindest keine ICD.

Wie sonst wäre es zu erklären, das die „Offensive junger Christen“ auf ihrer Homepage Therapieangebote zur Behandlung von Homosexualität bereit hält? Diese so genannten „Reorientierungstherapien“ wenden sich besonders an Jugendliche beiderlei Geschlechts, die homoerotische Impulse verspüren und diese ablehnen.

Ein Link geht zu einem Verein „Hilfe bei unerwünschter gleichgeschlechtlicher Anziehung“. Hier agiert eine gemischte Mannschaft aus Psychologen, Ärzten und Seelsorgern, um Jugendlichen wieder zurück zur „Normalität“ zu verhelfen.

Nun wird jeder, der sich mit jungen Menschen beschäftigt, bestätigen, dass homoerotische Impulse zur Pubertät gehören wie Pickel und Stimmungsschwankungen. Einer „Therapie“  bedarf das nicht, vielmehr einer gesprächsoffenen, toleranten und liebevollen Begleitung durch Eltern oder andere Betreuungspersonen. Mit zunehmender Klärung der sexuellen Orientierung entdecken die meisten Jugendlichen, dass sie heterosexuell sind. Für die anderen beginnt ein homosexueller Weg, der auch heute noch nicht einfach ist – abhängig von der eigenen Einstellung, dem engeren und auch weiteren Umfeld. Eine Krankheit ist hier aber weit und breit nicht zu sehen.

Mir scheint hier unter dem Deckmantel pseudotherapeutischer Anteilnahme religiöser Einfluss genommen zu werden gerade auf Jugendliche in einer besonders beeinflussbaren Phase ihres Lebens.

Und warum oder wie man etwas behandeln will, das keine Krankheit ist, leuchtet mir schon gar nicht ein.

Wenn sich jemand hinstellt und sagt, dass er Homosexualität aufgrund seines Glaubens ablehnt, könnte ich das noch als zumindest ehrlich bezeichnen. Das ist ja gerade das Seltsame an diesen ganzen Glaubensrichtungen, dass sie Haltungen begünstigen, die im besten Falle schräg, im ungünstigen Fall extremistisch und gefährlich sind.

Aber wenn unter dem Mäntelchen „Therapie“ armen „(Gedanken)sündern“ wieder auf den „richtigen“ (=durch den Glauben vorgegebenen) Weg geholfen werden soll, empfinde ich das als hochgradig schein-heilig.

Noch eine Anmerkung am Rande: Der Spiegel hat herausgefunden, dass die „Offensive junger Christen“ staatlich gefördert wird.
Also Steuergelder für Bekehrungstherapien an Homosexuellen.

Für diese Zeitreise in die Steinzeit des Umgangs mit Homosexualität erhält die „Offensive junger Christen“ von mir den „Haudrauf der Woche„.

[Dabei ist es doch gar nicht so schwer:

There’s more to love than boy meets girl:]

 

Peter Teuschel

 

6 Responses
  1. *g* ja, kann mich noch gut an den ICD 9 erinnern …. wusste aber nicht, dass die homosexualität so lange als krankheit geführt wurde! *kopfschüttel* das ein haufen religionen sexualitätsrichtungen oder abstinenz vorschreiben, ist ja wirklich nichts neues… aber dass der STAAT das noch fördert, wenn menschen sexuell „umerzogen“ werden sollen… und dem mäntelchen des christlichen glaubens.. mein gott.. was für THERAPEUTEN ?? sollen denn das sein, die so eine arbeit machen? oh wie weit kann sich der mensch von sich SELBST entfernen.. das ist eigentlich das traurigste… auf allen seiten…
    egal, wen man liebt –
    hauptsache DASS man liebt!
    eva

  2. Ich habe Lust auf Mich!
    Also habt acht ihr Christen ,kasteiet Euch doch.
    Im Dritten Reich kam es auch aus dem letzten Loch.
    JUNGE HOLT „IHN“RAUS
    Ich will eure Hände sehen.
    Dazu empfehle „EUCH“
    RAMMSTEIN:“ICH HAB KEINE LUST“!
    Und jetzt kommt EVA mit
    RAMMSTEIN:“SONNE“
    HÄNDE RUNTER!!!

  3. Die staatliche Förderung gibt dieser Aktion noch mal einen besonders bitteren Beigeschmack, ja. Man darf sich schon wundern, wo für dieses Land Geld übrig hat, wenn es doch offensichtlich im Bildungssektor massiv fehlt…
    Allerdings muss ich sagen, dass es mich aufgrund meiner Erfahrungen mit freien christlichen Gemeinden nicht besonders wundert, dass es heutzutage noch Umerziehungsprogramme für Homosexualität in diesen Gemeinschaften gibt. Passt sehr gut dazu, dass man dort andererseits nämlich auch gern mal zu Recht anerkannte Erkrankungen leugnet und zB Ihren Job abschaffen möchte. Psychische Erkrankungen sind nämlich nur Besessenheit und dagegen hilft, richtig, natürlich nur ein guter Exorzismus, den man gerne direkt vor Ort durchführen lassen kann… oder HIV, das ist nämlich nichts was man behandeln dürfte, sondern Gottes höchste Strafe für Fehlverhalten, egal wie man sich angesteckt hat. Vergebung gibts da nicht mehr, soll man dran krepieren. Ich bin froh, dass ich diesen Kreisen entkommen bin. Wobei ich natürlich nicht verallgemeinern will, vom Hörensagen weiß ich, dass nicht alle Freikirchen so dermaßen einen an der Waffel haben.

  4. In diesen Zusammenhang passt ja auch die unsägliche kreuz.net-Seite, die erst jüngst vom Netz gegangen (worden?) ist. Da wurde auch unter dem Deckmantel in diesem Fall wohl der katholischen Kirche gegen Homosexualität gewettert, was das Zeug hält. Und eben auch einerseits propagiert, dass diese „Krankheit“ heilbar sei, andererseits den „Betroffenen“ mit ewigem Fegefeuer und dergleichen gedroht.

  5. isharegossip.com, dazu fällt einem wirklich nichts mehr ein. Wobei ich ehrlich gesagt nicht weiß, wie viele Schüler das erreicht hat. Diesbezüglich bietet Facebook ja eine größere Plattform.

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