Haudrauf der Woche: Deniz Aytekin (DFB)

15.09.2012: Es war wirklich ein irres Spiel:
Im Nordderby Hannover 96 gegen Werder Bremen stand es nach 90 Minuten und einem höchst wechselhaften Spielverlauf 2:2. Es war schon in der Nachspielzeit, als Rausch in den Strafraum flankte. Dort stand Szabolcs Huszti, der 29jährige Mittelfeldspieler der 96er und traf mit einem spektakulären Fallrückzieher zum 3:2.

 

Danach waren alle aus dem Häuschen, der Torschütze wurde frenetisch gefeiert. Er selbst riss sich das Trikot vom Leib und stürmte zu den Fans. Auf dem Weg dorthin sprang er über eine Absperrung und kletterte ein Stück weit den Zaun hinauf, um mit den Zuschauern zu jubeln.

Die Ernüchterung folgte allerdings auf dem Fuße. Bei seiner Rückkehr auf das Spielfeld wurde er von Schiedsrichter Deniz Aytekin prompt desselben verwiesen.

Für das Ausziehen seines Trikots im Torjubel erhielt er die gelbe Karte und für das Erklettern des Zaunes eine weitere. Summa summarum ergeben zwei gelbe Karten in einem Spiel eine rote, damit einen Platzverweis. Im nächsten Spiel ist Huszti deshalb gesperrt.

Sämtliche Experten, die sich im Regelwerk des Deutschen Fußball-Bundes auskennen, beeilten sich, die Rechtmäßigkeit dieser Maßnahme zu bestätigen.

Es scheint wohl wirklich so zu sein, dass Aytekin eine Entscheidung gemäß den Regeln getroffen hat.

Aber wirklich nur scheinbar: Gibt es doch einen Passus im Regelwerk, der nichts anderes besagt, als dass der Schiedsrichter  das nötige Augenmaß bei seinen Entscheidungen beachten muss.

Einen Platzverweis mit gelb-rot sieht man immer wieder mal, meist wenn einem Spieler die Nerven durchgehen und er zwei üble Fouls begeht, die einen anderen Spieler gesundheitlich gefährden.

Szabolcs Huszti hat niemanden gefährdet, er hat sich einfach über seinen last-minute-Treffer gefreut und er wollte diese Freude mit den Fans teilen.

Keiner hätte Aytekin einen Vorwurf gemacht, wenn er die gelbe Karte gezogen hätte und den Spieler hinterher noch  ermahnt hätte, seinen Torjubel nicht zu übertreiben.

Es soll hier gar nicht die in meinen Augen bescheuerte Regel kritisiert werden, dass Spieler für das Ausziehen des Trikots nach einem Tor die gelbe Karte bekommen.
Eine Regelauslegung wie die beschriebene hat für mich aber etwas verknöchert Prinzipielles, etwas von Paragraphenreiterei am falschen Ort, etwas Kleinkariertes und Humorloses.

Für diese spaßbefreite Aktion erhält Deniz Aytekin von mir den „Haudrauf der Woche„.

Peter Teuschel

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