Donald Trump und die Umkleidekabine: Männerfeindlicher Primitivismus

Nicht oft macht es für mich Sinn, mich zu politischen Themen zu äußern, zumal wenn sie nicht deutsche oder wenigstens europäische sind. Bisweilen aber ist es wichtig, wenn nämlich irgendwo auf diesem Erdball einer auftaucht, der glaubt, alle anderen aufgrund seines grenzenlosen Egos für dumm verkaufen zu wollen.

Die meisten werden das aktuell lancierte Video über den Präsidentschaftskandidaten der US-Amerikaner Donald Trump schon kennen, alle anderen können sich hier einen Eindruck verschaffen:

Dass Trumps Äußerungen frauenfeindlich sind, überrascht wohl niemanden, gilt er doch als Paradebeispiel des chauvinistischen Patriarchen. Zu oft hat er in der Vergangenheit Aufsehen erregt einerseits durch polarisierende Äußerungen über Frauen, Moslems, Mexikaner, andererseits durch offene oder unterschwellig verklausulierte Gewaltphantasien. Nichts Neues also.

Seine aktuell veröffentlichte Erklärung zu oben erwähntem Video veranlasst mich aber zu einer Richtigstellung. Nicht als Psychiater, sondern als Mann.

In dieser Erklärung wiegelt Trump ab. Seine Äußerungen seien typische „Umkleideraumgespräche“ zwischen Männern gewesen, sagt er.

Zugegebenermaßen ist die Umkleidekabine nicht meine Domäne. Aber ich weiß, worüber Männer wann und wo sprechen. In der Kneipe, alleine und zu mehreren, abends bei wenig und sehr viel Alkohol, zwischendurch auf der Toilette, im Vertrauen zu zweit und beim Posen in der Gruppe. Und gelegentlich auch in der Umkleide.
Und natürlich kenne ich auch die Trumps, die von „den Weibern“ reden, wobei das dann noch die netteste Umschreibung des anderen Geschlechtes ist. Bei manch einem habe ich mich gewundert, wie der nach außen nette und kultivierte Mann plötzlich zum Proll wird, wenn er den Eindruck hat, die Situation verlange nach derben und abwertenden Einschätzungen gemeinsamer Bekannter. Vielleicht liegt es ja auch an meinem Umgang, dass solche Erfahrungen die Ausnahme sind und „Männergespräche“ alles andere als sexistisch.

Und deshalb widert es mich an, dass Donald Trump behauptet, seine abfälligen Äußerungen seien „typische Umkleideraumgespräche“.

Männerumkleide

Männerumkleide

Das stimmt nicht. Solche Äußerungen sind nicht typisch für die Umkleide, sondern für Versager. Es sind die Sprüche der Loser. Sie mögen Macht haben, sie mögen Geld haben, sie mögen jede Menge Frauen finden, die das Spiel mitspielen, aber im Grunde ihrer Seele sind sie erbärmliche Geschöpfe, die sich nie den Respekt einer Frau erwerben werden, die etwas auf sich hält.
Solche Männer können nicht punkten, nur protzen. Sie haben keine Freunde, nur Speichellecker. Sie werden beneidet, aber nicht geliebt.

Solche Männer sind keine Männer.

Donald Trumps Äußerungen sind nicht nur frauenfeindlich, sondern auch zutiefst männerfeindlich. Er zieht nicht nur Frauen, sondern auch Männer in den Schmutz seines primitiven Weltbildes. Wenn die Identifikation so vieler Menschen mit ihm einen Rückschluss auf die amerikanische Seele zulässt, dann haben die USA ein Problem. Wenn Donald Trump die Antwort auf die seit 9/11 bestehende Verunsicherung der Amerikaner sein soll, dann hat diese Nation nichts kapiert.
Wenn Donald Trump ein typischer Mann ist, dann bin ich ein Alien.

A propos Mann: Was denkt eigentlich Robert de Niro über Donald Trump?

Peter Teuschel

7 Responses
  1. Robert De Niro empört sich zu Recht über diesen unsäglichen Präsidentschaft Kandidaten dessen Sprüche weder Hoffnungen, noch Lösungen für die vielen Probleme seines Landes versprechen.
    Ich bin auch froh, dass Sie als Mann diese Äußerungen so empfinden, wie Sie es in Ihrem Artikel
    beschrieben haben. Die Reden von Obama haben sich wirklich an die Menschen im Land gewandt,
    sie waren voller Zuversicht, Hoffnung für die Zukunft und richteten sich auch an Menschen, die in
    seinem Land nicht auf der Gewinnerseite gestanden haben, die ihre Hoffnungen schon verloren
    und ihren Glauben an eine bessere Zukunft aufgegeben haben. Dieser Mann hat einfach Geist, als
    er in Berlin eine Rede gehalten hat, da erinnerte er mich auch an Kennedy, diese Männer hatten
    und haben wirklich etwas zu sagen, auch wenn sie ihre menschlichen Schwächen mit in die Politik
    eingebracht haben. Obama sagte bei seinem Amtsantritt etwas über die Gleichstellung von Menschen
    mit unterschiedlicher Hautfarbe, er drückte es humorvoll aus und meinte, einige Jahre früher hätte er den Menschen mit weißer Hautfarbe als Dienstbote entgegentreten müssen und heute würde er
    vor ihnen stehen als ihr Präsident der Vereinigten Staaten, den sie für ihr Land gewählt haben.
    Das ist der Beweis, dass sich etwas getan hat.
    Robert De Niro hat es treffend formuliert, wenn die Amerikaner sich um ihre Zukunft sorgen und sie ihnen nicht egal ist, dann sollen sie das mit ihrer Wahl des Präsidentschaft Kandidaten zum Ausdruck bringen.

  2. Donald Trump ist für mich das typische Gesicht des „hässliche Amerika“. Er verkörpert Protz, Reichtum, Arroganz, soziale Kälte etc.

    Irgendeine auch nur halbwegs sinnige Auseinandersetzung mit den sowohl innen- als auch außenpolitischen Themen der USA konnte ich in seinem Wahlkampf, sofern ich diesen am Rande mitverfolgt habe, nicht feststellen. Dass die von Obama nach langen Kämpfen durchgesetzte Krankenversicherung im Falle seines Sieges sofort wieder gekippt werden wird, finde ich schlichtweg skandalös. Es wird Zeit für Amerika, seine Überheblichkeit etwas herunterzuschrauben. Stattdessen ist das Auftreten des D. Trump das Gegenteil.

    Vielen Dank für Ihre Stellungnahme bezüglich der Männer!! Diese ist wirklich klasse! Sie sind absolut kein Alien!!

  3. Bei manchen Menschen ist in der Seele irgendetwas -unwiederruflich- kaputtgegangen. Diese Tatsache lässt sich leider nicht verleugnen. Da fehlt einfach etwas … ganz was Wesentliches, Menschliches.

    • Um den Gedanken weiterzuspinnen: Wie gehen wir mit Menschen um, die uns aufgrund eines menschlichen Defizits Angst machen? Seien es despotische Arbeitgeber, gewalttätige Väter, kriminelle Staatsmänner oder auch Frauen. Die eine Möglichkeit ist Kampf und Vernichtung – im übertragenen Sinn. Der große Schaden, der daraus entsteht, ist, dass wir selbst Gewalttäter werden und der Kampf lediglich weiter in die Zukunft verschoben wird. Die Angst wird verdrängt und nicht wirklich gespürt. Keine sehr reife und weise Lösung.

      Die andere Möglichkeit ist, dass wir die Angst, die von diesen Menschen ausgeht bewusst spüren und anerkennen. Wir verzichten auf Vernichtung. Wie lassen dem Teufel sein Existenzrecht. Dieses Möglichkeit ist langfristig wesentlich effektiver, weil wir lernen, mit der Gefahr allmählich besser umzugehen. So kann mit viel größerer Wahrscheinlichkeit Gewalt langfristig gestoppt werden. Wenn die Welt realistisch gesehen wird, nicht nur das „Gute“, findet eine Integration zum Besseren statt. Das hat nichts mit Sympatisieren mit dem Teufel zu tun, sondern ist verantwortliches Handeln dem gesamten System gegenüber. Wer so mutig und tapfer ist, dem gebührt der höchste Respekt.
      Die Welt ist, wie sie ist, aber wir können die Sache schlimmer oder besser machen. Das ist auch einfach die christliche Aufforderung: Liebe deine Feinde wie dich selbst!

      • Mit diesem Konzept kann ich mich durchaus anfreunden – mit einem Unterschied. Die Polarität von „Gut und Böse“ beinhaltet für mich auch den Kampf des einen gegen das andere. Natürlich können wir den „Teufel“ nicht aus der Welt schaffen. Daraus zu folgern, dass wir ihn nicht bekämpfen sollen, erschließt sich mir aber nicht.

      • Da steckt der „Teufel“ im Detail. Wer bestimmt „gut“ und „böse“? Wer weiß genau wofür das eine gut und das andere schlecht ist, warum das eine da ist, das andere nicht ? Natürlich gelten allgemeine Gebote (auch im christlichen Sinn) für alle Menschen. Das macht Sinn. Es gibt aber auch eine Sinnhaftigkeit, die den menschlichen Horizont übersteigt. Meist verschlimmbessert die menschen-gemachte „Gerechtigkeit“ die Angelegenheit – trotz oft guter Absicht. Somit erübrigt sich für mich die Frage nach dem Kampf ums „Gute“. Ich schaue mir die Sache genau an und erforsche die Ursache, dann handle ich meist intuitiv nach Bauchgefühl – ohne Kampf, weil jede Situation einzigartig ist und es kein Schema F gibt.

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