Beautiful mind und Psychokiller: Schizophrenie a la Hollywood

Die Darstellung psychischer Störungen in den Medien reicht von seriöser und an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientierter Berichterstattung bis hin zur Effekthascherei.

In ähnlicher Weise sind Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen auch immer wieder im Zentrum literarischer oder filmischer Werke zu finden.

Eine Arbeitsgruppe aus Texas hat in diesem Zusammenhang 40 Filme aus den Jahren 1990 bis 2010 untersucht, die das Thema „Schizophrenie“ zum Inhalt haben. Dabei haben sich einige bemerkenswerte Attribuierungen gezeigt, auch einige ziemlich schräge.

Die Untersuchung wurde durchgeführt von Patricia Owen, einer Psychologie-Professorin der St. Mary´s University (San Antonio).  Den Anstoß zu der Untersuchung will sie übrigens von ihren Studenten bekommen haben. Diese hätten wenig fundierte Kenntnisse über das Krankheitsbild der Schizophrenie gehabt und hätten sie z.B. mit der multiplen Persönlichkeitsstörung verwechselt. Dieses schiefe Bild der Schizophrenie hätten die Studenten nach eigener Aussage aus Filmen übernommen. Dieser Umstand habe Owen schließlich dazu gebracht, solche Filme genauer zu analysieren.

Wie stellt nun Hollywood schizophrene Patienten dar:

Der Großteil der Filme (79%) zeigte einen männlichen Patienten weißer (95%) Hautfarbe.

Jack Nicholson in „Shining“

Die meisten dieser Erkrankten hätten einen bizarren Wahn (67%) gehabt, häufig waren außerdem akustische (62%) und optische (52%) Halluzinationen.

83% der schizophrenen Charaktere waren gewalttätig gegen andere Menschen, 31% begingen gar einen Mord.

 

Gegen sich selbst aggressiv waren im Sinne einer Selbstverletzung 69%, nahezu ein Viertel (24%) beging im Laufe des Filmes Suizid.

Genie und Wahnsinn: Beliebtes Klischee in „A beautiful mind“

Bei sieben der Kranken suggerierte der Film eine besondere Begabung, die neben der psychischen Störung auffällig war.

Fünf Schizophrene zeigten paranormale Fähigkeiten oder Erfahrungen (!).

Ein Viertel (24%) der Filme gefiel sich in der Botschaft „Liebe heilt alles!“ – auch Schizophrenie.

Die meisten dieser Darstellungen haben wenig mit der Realität gemeinsam. So sind schizophrene Patienten statistisch gesehen weniger straffällig als der Durchschnitt der Bevölkerung. Die Suizidrate ist zwar erhöht, aber Gott sei dank nicht auf 25%. Der hohe Männeranteil ist genau so Unsinn wie die paranormalen Fähigkeiten oder die Spezialbegabungen. Optische Halluzinationen sind echte Ausnahmen bei schizophrenen Patienten.

Letztlich werden hier nur Klischees bedient. Von „Genie und Wahnsinn“ bis in zum „irren Psycho-Killer“ müssen Menschen mit einer ernsten psychischen Störung herhalten für billige Schockeffekte oder romantischen Zuckerguss a la Hollywood.
Daran wird auch die sicher gut gemeinte Ermahnung von Prof. Owen nichts ändern: „… And people involved with media schould be alert to the potential that they have.“

Das „potential“ scheint nur nicht dazu verwendet zu werden, echte Aufklärung über psychische Störungen zu betreiben, sondern benutzt Vorurteile und stigmatisierende Darstellungen, um Grusel zu erzeugen oder auf die Tränendrüse zu drücken.

Peter Teuschel

Abstract der Publikation auf psychiatry online

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